Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume
legte ihn in den Kofferraum und setzte sich hinter das Steuer.
»Haben Sie den Sicherheitsgurt angelegt?«, fragte er.
»Ich sitze gut, Jake, danke. Hören Sie auf, mich wie einen Krüppel zu behandeln.«
Er lachte. Das verschaffte uns beiden Erleichterung.
»Nach Hause, James«, befahl ich.
»In Ordnung.«
Er fuhr los, und ich schaute zum Krankenhaus zurück.War ich wirklich die ganze Zeit hier gewesen? War ich wirklich gelähmt? Wann wirst du aufwachen, Rain Arnold? Kannst du diesen Alptraum nicht abschütteln?
Jake hasste jeden Moment des Schweigens. Er redete und redete, beschrieb die kleinsten, einfachsten Dinge am Haus, die Instandhaltung, die Gartenanlage, das sich verändernde Laub. Er plapperte immer weiter, erzählte sogar die Handlung eines Fernsehfilms, den er gesehen hatte.
»Wo ist Rain jetzt, Jake?«, fragte ich und unterbrach ihn dadurch.
»Rain? Sie ist jetzt auf einem richtigen Gestüt im NordenVirginias. Sie behandeln sie richtig, keine Sorge. Ich habe einen guten Preis für sie bekommen.«
»Sie sind ein Lügner, Jake«, sagte ich.
»Nein, nein, wirklich.«
»Ich wünschte wirklich, Sie hätten sie nicht verkauft, Jake. Sie wird sich immer einsam fühlen.«
»Ich konnte ihr einfach nicht die Aufmerksamkeit widmen, die sie brauchte, Prinzessin. Das war es.Wirklich.«
»Klar, Jake. Werden Sie mich eines Tages zu ihr bringen?«
»Aber sicher«, versprach er.
Er versuchte das Thema zu wechseln. Nach einer Weile akzeptierte er das Schweigen und fuhr weiter. Ich döste, und als ich wieder aufwachte, waren wir dem Haus nahe genug, dass mein Herz anfing zu klopfen. Ich weiß nicht, warum ich wegen meiner Rückkehr so nervös war.
»Sie tun das Richtige, hierher zurückzukommen«, versicherte Jake mir. Er hatte mich im Rückspiegel beobachtet, und ich war mir sicher, dass er das Zögern in meinem Gesicht bemerkt hatte. »Sie werden hier gut versorgt, der Ort ist Ihnen vertraut, was es leichter macht. Alles wird gut, Prinzessin.«
»Ich weiß«, sagte ich leise.
Dann kam das Haus in Sicht. Es wirkte größer und höher, als ich es in Erinnerung hatte.
»Was ist das an der Seite der Säulenvorhalle?«, fragte ich Jake.
»Das? Victoria hat Miles Hollinger eine Rampe für Sie konstruieren lassen. Sie können selbst ins Haus hineinrollen und wieder hinaus. Ich war überrascht, dass sie daran gedacht hatte. Man weiß nicht, was sie im Sinn hat, aber sie tut immer das Richtige«, sagte er.
»Eine Rampe?«
»Warten Sie, bis Sie einige der Änderungen drinnen sehen. Dort ist jetzt alles zu Ihrer Bequemlichkeit hergerichtet.«
»Vielleicht wird es mir zu bequem«, murmelte
ich. Jake hörte es nicht.Wird das Haus mein neues Gefängnis, fragte ich mich. Dr. Snyder hatte mich davor gewarnt, zu abhängig von anderen Leuten zu werden.War ihr klar, dass man auch zu abhängig von seiner Umgebung werden konnte?
Hüte dich vor Krücken, warnte ich mich selbst.
Es schien mir tausend Jahre her zu sein, dass Großmutter Hudson mir von diesen Stufen zum Abschied gewinkt hatte. An jenem Tag lag so viel Traurigkeit und Finsternis auf ihrem Gesicht.Vielleicht wusste sie, wie schwer es eines Tages für mich werden würde zurückzukehren.
KAPITEL 8
Gefangene meines Körpers
J ake schob den Rollstuhl die Rampe hoch zur Haustür.
»Das sollte ich selbst tun, Jake.«
»Nächstes Mal, Prinzessin«, sagte er.
Ich war nicht so schwer, aber ich hörte, wie er schnaufte und stöhnte.
»Sie rauchen zu viel, Jake«, tadelte ich ihn. Er lachte und stimmte mir zu. Ich wollte auch noch das Trinken erwähnen, weil ich es an seinem Atem riechen konnte, unterließ es aber.
Bevor er um mich herumgehen und mir die Haustür öffnen konnte, öffnete eine große Afroamerikanerin sie uns so abrupt, dass ich von dem Luftzug fast ins Haus gesogen wurde. Eine eindrucksvolle Erscheinung mit genug Spuren von Grau in ihrem kurz geschnittenen Haar, um darauf hinzuweisen, dass sie mindestens Mitte bis Ende fünfzig war.
Jake hatte Recht, ihre Arme wirkten wirklich sehr dick und kräftig. Die kurzen Ärmel ihrer blau-weißen Uniform spannten sich. Als sie die Arme bewegte, konnte ich sehen, dass sie alles andere
als schwabbelig waren. Sie war groß, mindestens so groß wie Jake, hatte einen kleinen Busen und breite Hüften. Die Fleischrollen in ihrem Genick erweckten den Eindruck, ihr großer runder Kopf wippte auf einer Feder, als sie mit einem überraschten Blick auf mich herunterschaute. Ich vermutete, sie hatte ein
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