Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Titel: Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
blütenweißes Südstaatenmädchen erwartet. Wen sonst konnte Victoria Randolph zur Nichte haben?
    »Ich bin Mrs Bogart«, sagte sie und betonte dabei das Mrs Ihr strenger Ausdruck, die kalten aschgrauen Augen signalisierten ganz klar, dass sie darauf bestand, so angeredet zu werden. Es gab keine Vertraulichkeiten, keinen Gebrauch von Vornamen. Dies war keine Mammy aus Vom Winde verweht. In ihrem Gesicht stand keine Frage, wer ich war und wer nicht.
    Sie schaute von mir zu Jake, schob die dicke Unterlippe über die Oberlippe und reckte ihr Kinn vor, bis sich ihr Kiefer deutlich abzeichnete.
    »Ich übernehme sie jetzt«, fertigte sie ihn ab.
    Falls er irgendeine Absicht gehabt hätte, mit ihr Streit anzufangen, so beendete ihr entschiedener Griff nach meinem Rollstuhl diese Ambitionen. Sie stieß ihn praktisch aus dem Weg und schob mich mitsamt meinem Rollstuhl ins Haus. Drinnen blieb sie stehen und schaute sich zu ihm um. »Bringen Sie alles von ihr hier herein«, befahl sie und nickte zum Tisch in der Eingangshalle.
    »Jawohl, Sir«, sagte Jake und salutierte.

    Ich lachte, aber bevor ich ihm danken konnte, schob sie mich vorwärts.
    »Warten Sie«, sagte ich. »Ich möchte Jake danken.«
    »Sie können ihm später danken. Wir müssen Sie so bald wie möglich eingewöhnen«, sagte sie.
    »Das ist mein Zuhause. Ich bin bereits eingewöhnt.«
    Statt darauf zu antworten, stieß sie mich weiter, vorbei am Wohnzimmer, am Speisezimmer und an der Küche zu dem früheren Hausmädchenquartier. Verblüfft bemerkte ich all die Veränderungen. Das alte dunkle Himmelbett aus Ahornholz, das ich für eine Antiquität hielt, war ersetzt worden durch ein aseptisch aussehendes Krankenhausbett mit Metallrahmen, das von demjenigen, der darin lang, durch Knopfdruck elektrisch angehoben und gesenkt werden konnte. Lampen mit kalten grauen Metallschirmen waren in der Wand rund um das Bett installiert worden. An Stelle der hübschen Bronzedeckenlampe hingen Neonröhren. An der Wand dem Bett gegenüber war ein Fernseher von beträchtlicher Größe befestigt.
    Der übrige Raum war ebenfalls verändert worden. Der kleine Sessel und der Tisch in der Ecke waren ebenso wie der bequeme Fernsehsessel verschwunden. An ihrer Stelle befanden sich eine Reihe Therapiegeräte und andere Ausrüstungsgegenstände, die ich aus dem Krankenhaus kannte. Als ich einen Blick in das Badezimmer warf, sah
ich, dass es vollständig neu ausgestattet worden war für einen behinderten Menschen. Es hatte Griffe und Stützen an Toilette und Badewanne.
    »Vermutlich sind Sie sehr müde von der Fahrt«, sagte Mrs Bogart.
    »Nein«, widersprach ich. »Nicht wirklich.«
    Ich sah ein leichtes Zucken in ihrem rechten Auge, als sie sich steif aufrichtete.
    »Doch«, beharrte sie. »Sie merken es nur nicht. Diese Fahrten, die für den Rest von uns selbstverständlich sind«, sagte sie, als sei ich eine Art Alien, »fordern von behinderten Menschen ihren Tribut. Glauben Sie mir, Miss Arnold, ich spreche aus jahrelanger Erfahrung.«
    »Sie können mich Rain nennen«, sagte ich. Sie ignorierte das und ging zum Bett, um die Decke zurückzuschlagen. »Ich gehe jetzt nicht ins Bett«, sagte ich entschiedener.
    Sie hielt inne und schaute mich an. Wieder sah ich dieses Zucken aufblitzen.
    »Wenn Sie kooperieren, wird es viel einfacher für Sie und Sie fühlen sich viel wohler. Glauben Sie mir.«
    »Warum sagen Sie dauernd: ›Glauben Sie mir‹?«
    Sie starrte mich an und nickte dann. Ihre Augen zwinkerten einmal, als sie ihre Schlüsse über mich zog.
    »Nun gut. Ich kümmere mich um Ihre Sachen. Sie können tun, was Sie wollen, und mich rufen, wenn Sie bereit sind, ins Bett zu gehen.«

    Sie schlug die Decke wieder in Richtung Kissen.
    »Das kann ich selbst«, sagte ich.
    Sie richtete sich auf. Ihre Lippen wichen zurück und schnitten immer tiefer in ihre aufgeblähten Wangen, bis ihre weißen Zähne einen dramatischen Kontrast zu ihrem kohlrabenschwarzen Teint bildeten.
    »Miss Randolph hat mich engagiert, um Sie zu unterstützen, weil ich die letzten zwanzig Jahre damit verbracht habe, mich um Behinderte in Krankenhäusern und Heimen zu kümmern. Ich habe eng mit Therapeuten, Ärzten und Schwestern zusammengearbeitet. Ich hatte ein halbes Dutzend Patienten wie Sie.
    Sie haben noch einige hohe Berge vor sich, Mädchen«, fuhr sie fort und ihre Augen blitzten vor Empörung über meine Unverschämtheit, ihre Vorschläge und Anordnungen in Frage zu stellen. »Berge, von denen Sie nicht

Weitere Kostenlose Bücher