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Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Titel: Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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war außer Atem und fiel auf das Kissen zurück. Mein Bein sackte wie ein Bleirohr herunter und löste einen Krampf
im Rücken aus. Ich unterdrückte einen Schrei und ein Stöhnen.
    Einen Augenblick später hörte ich Mrs Bogart mit meinen Sachen zurückkommen und sie absetzen. Sie kam zum Bett.
    »Also, das ist gut«, sagte sie. Ohne zu fragen, ob ich sie brauchte oder das wollte, zog sie mir die Schuhe aus und half mir, mich aufzusetzen. Dabei bewegte sie mich, als wäre ich eine aufblasbare Puppe. Sie zog die Decke hoch, glättete das Kissen und legte mich darauf. »Ruhen Sie sich etwas aus. Ich mache Ihnen etwas zu essen.
    Ach, der Fahrer sagte, er käme wieder, um Sie zu besuchen, aber ich sagte ihm, er sollte ein oder zwei Tage warten«, sagte sie.
    »Ein oder zwei Tage? Warum?«
    »Sie müssen zu einem festen Rhythmus finden, bevor Sie Gäste empfangen. Der Therapeut kommt morgen früh. Ich weiß nicht, welchen Stundenplan er mit Ihnen vereinbart, und wir wollen auch nicht, dass Ihre Ruhe gestört wird. Wir müssen Kräfte sammeln für die Therapie. Ich muss nicht sagen ›Glauben Sie mir‹«, fügte sie hinzu und ließ mich nicht vergessen, dass ich es gewagt hatte, ihre Ausdrucksweise zu kritisieren. »Das wissen Sie bereits aus dem Krankenhaus.«
    »Habe ich Post oder Anrufe bekommen?«, fragte ich sie rasch, bevor sie ging.
    »Ich war nur einen Tag hier, bevor Sie gekommen sind«, erwiderte sie. »Keine Post oder Anrufe gestern
und heute bisher auch nichts. Ruhen Sie sich etwas aus«, ordnete sie an und marschierte hinaus. Das große Haus verschluckte das Geräusch ihrer widerhallende Schritte; danach war es schrecklich still.
    Erst schloss ich die Augen, dann öffnete ich sie und schaute hoch zur Decke. Ich hatte davon geträumt, oben zu sein, in Großmutter Hudsons Zimmer zurückzukehren. Ich dachte, dort würde ich mich wieder sicher und glücklich fühlen. Jetzt hatte ich überhaupt nicht das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein. Mir blieb nicht einmal die Illusion, zu einer gewissen Normalität zurückzukehren. Alles hier und alles, was für mich getan wurde, war dazu bestimmt, mich ständig daran zu erinnern, wer ich war und was ich geworden war: ein Insasse, der von einem Gefängnis in ein anderes verlegt worden war.
    Jetzt war ich für immer im schlimmsten Gefängnis von allen eingekerkert, ganz gleich wo ich mich befand.
    In meinem eigenen Körper.
    Binnen weniger Augenblicke schlief ich erschöpft ein trotz meiner Entschlossenheit, Mrs Bogart zu beweisen, dass sie Unrecht hatte.
     
    Als ich aufwachte, stellte ich überrascht fest, dass ich über zwei Stunden geschlafen hatte. Sobald sich meine Augen zitternd öffneten und ich auf die Uhr schaute, war Mrs Bogart mit einem Tablett im
Zimmer, auf das sie eine Schale Tomatensuppe und ein getoastetes Käsesandwich gestellt hatte.
    Ich musste glauben, dass sie ständig bei mir hereinschaute und wusste, wann ich mich rührte. Ich konnte gar nicht anders, als sehr beeindruckt zu sein von dieser Aufmerksamkeit, obwohl sie nicht gut mit Kranken umgehen konnte. Gleichermaßen verblüfft war ich über das, was sie mir zu essen gebracht hatte. Sie las das sofort an meinem Gesicht ab.
    »Ich habe mit ihren Schwestern im Krankenhaus gesprochen und herausgefunden, was Sie gerne essen«, erklärte sie forsch. »Das spart Abfall und Zeit.«
    Sie setzte mir das Tablett auf die Beine, zog mich zu einer sitzenden Position hoch und klopfte hinter mir zwei Kissen so schnell und effizient herunter, dass mir kaum Zeit blieb, Luft zu holen. Dann trat sie zurück und schlug vor, dass ich anfangen sollte zu essen, bevor die Suppe kalt wurde.
    »Danke«, murmelte ich. Sie stand da und beobachtete mich einen Augenblick. Halb rechnete ich damit, dass sie kritisierte, wie ich aß, und mir mitteilte, dass es eine bessere Methode gebe, weil sie Erfahrung hatte mit Gelähmten.
    »Haben Sie seit dem Unfall abgenommen?«, fragte sie.
    »Etwa dreieinhalb Kilo«, vermutete ich.
    »Sie sind besser dran, wenn Sie leichter sind«, sagte sie, »auch wenn ich mir vorstelle, dass Sie nie schwer waren. Sie sind nicht der Typ dazu.«

    »Was für ein Typ?«
    »Der Typ, der seine Figur aus dem Leim gehen lässt«, erklärte sie. »Ich musste mich schon um viele Patienten kümmern, die fast zweimal Ihre Statur hatten. Das ist kein Zuckerschlecken, glauben Sie mir«, sagte sie. In dem Augenblick, als sie dies sagte, hielt sie inne. Ich schaute sie an, und einen Moment lang glaubte ich, sie

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