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Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Titel: Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Netz gefangen wie ein wilder Vogel wurde ich jetzt auf der Stange in meinem Käfig gelassen, um mir die Welt draußen durch Gitterstäbe anzuschauen. Dort fragte ich mich, was mir geblieben war, auf das ich mich freuen konnte, und wie ich
jemals wieder das Lied anstimmen konnte, das mir früher so leicht von meiner jetzt stummen Zunge gekommen war.
     
    Mrs Bogart hatte so eine Art, mich merken zu lassen, dass sie ständig in der Nähe war.Von Zeit zu Zeit hörte ich, wie sie Dinge in anderen Zimmern bewegte, mit Geschirr und Besteck klapperte, als hätten wir gerade ein ganzes Haus voller Gäste bedient, Staub saugte, Möbel polierte und Staub putzte. Selbst wenn sie oben war, hörte ich sie auf den Teppichen und dem Dielenboden herumstampfen. Möbel ächzten, wenn sie sie bewegte. Schubladen wurden so hart zugeschlagen, dass es klang, als wären sie explodiert.
    Regelmäßig schaute sie am ersten Tag und in der ersten Nacht bei mir herein. Manchmal erschien sie nur in der Tür, warf einen Blick zu mir herein und ging weiter. Manchmal fragte sie, ob ich etwas zu trinken haben wollte, auf die Toilette gegangen war, Hilfe brauchte, um mich zu bewegen, oder sonst etwas. Anscheinend schwebte ihre Stimme immer in der Luft wie ein Drachen, der aussah, als würde er an Wind verlieren und herabsegeln, wenn man nicht an ihm ruckte und zog.
    Ich verlangte nur wenig. Meine Neugierde auf das Haus, mein ursprünglicher Wunsch, mich durch das Erdgeschoss zu rollen, die Zimmer unten und die Möbel anzuschauen, schrumpfte zusammen wie ein Luftballon mit einem kleinen
Loch. Ich rollte mich im Bett zusammen, schloss die Augen, nickte immer wieder ein, während der Fernseher lief und einen gleichmäßigen Strom leiser Geräusche und flackernder Schatten ausstrahlte, bis sich am frühen Morgen die ersten Lichtstrahlen durch die Vorhänge stahlen und die Dunkelheit teilte, als würde ich ausgegraben und neu entdeckt.
    Wer würde schon so entdeckt werden wollen, dachte ich. Ich war bestimmt kein Schatz.
    Mrs Bogart war da, kaum hatte ich die Augen geöffnet. Ich wusste, dass sie oben in einem der Gästezimmer untergebracht war. Was tat sie dort? Schlief sie mit dem Ohr am Boden und wartete darauf, dass ich beim Aufwachen stöhnte?
    »Guten Morgen«, sagte sie und schaute mich kaum an, als sie das Zimmer durchquerte, um die Vorhänge weiter aufzuziehen. Sie ging ins Badezimmer und ließ mir ein Bad ein. Als sie wiederkam, trug sie ein Glas mit etwas Grünem.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Das wollte ich Ihnen gerade erklären. Miss Randolph hat mich einen Karton davon für Sie bestellen lassen. Es ist ein Kräuterbadesalz, das all meine Patienten sehr genießen. Es hilft, die Haut gesund zu halten. Das Wasser sieht grün aus, aber daran brauchen Sie sich nicht zu stören.«
    »Oh. Danke«, sagte ich. Sie nickte und fing an, mir aus dem Bett zu helfen.
    Ich fuhr im Rollstuhl ins Badezimmer, wo sie
mir das Nachthemd förmlich herunterriss. Rasch bedeckte ich mich, aber dann wurde mir klar, wie sinnlos mein Schamgefühl war. Das ist das Erste, was bei jemandem in meinem Zustand verschwindet. Mein Körper fühlte sich an, als gehörte er mir nicht mehr.
    Sie schaute mich an, während sie mir weiter das Bad vorbereitete.
    »Sie sind ein hübsches Mädchen«, stellte sie überraschenderweise fest. »Ich habe gesehen, wie hübsche Mädchen im Krankenhaus wie ausgedörrte Blumen verwelkten. Sie verlieren ihr Strahlen. Das haben Sie nicht. Noch nicht«, fügte sie hinzu. Dann dachte sie noch einmal über mich nach und nickte: »Vielleicht werden Sie es ja nicht, aber Sie müssen sich um sich kümmern.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, gab ich zu.
    »Wenn Sie es nicht können, dann eben nicht«, meinte sie achselzuckend. »Niemand wird mehr darunter leiden als Sie.«
    »Vielen Dank für die Ermutigung«, murmelte ich.
    Endlich lächelte sie, aber es war kein warmes Lächeln. Es war ein Lächeln voller Ironie und Selbstgerechtigkeit.
    »Zum Teufel, Mädchen, ich bin nicht als Ihre Cheerleaderin engagiert. Ich bin hier, um Ihnen zu helfen, sich selbst zu helfen, und dafür zu sorgen, dass es hier anständig aussieht, damit die Leute, die hierher kommen, sich nicht ekeln. Das meiste liegt
bei Ihnen, Ihrem Arzt und Ihrem Therapeuten. Ich erzähle Ihnen nur, was ich im Laufe der Jahre erlebt habe, was ich weiß.«
    »Warum machen Sie diese Arbeit? Sie ist doch anscheinend sehr anstrengend«, sagte ich, als sie mir aus dem Rollstuhl in die

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