Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume
Medikamente zu geben. Die restliche Zeit saß er wie erstarrt, seine Reaktionen äußerten sich in den Bewegungen seiner Augen, die heller und dunkler wurden.
»Also deshalb haben Sie mir erzählt, Sie hätten einen Stiefbruder und eine Halbschwester. Ich dachte, Sie machten Witze.«
»Ich wünschte, das wäre so«, sagte ich.
Meine Augenlider wurden so schwer, dass sie sich schlossen. Sosehr ich mich auch bemühte, ich konnte es nicht verhindern.
»Ich lasse Sie jetzt besser schlafen«, hörte ich ihn sagen. »Ich überprüfe, wie es Ihnen geht, und sobald Sie dazu in der Lage sind, fangen wir wieder an mit der Therapie.«
Ich nickte mit dem Kopf, als hätte eine starke unsichtbare Hand ihn bewegt. Dann schlief ich ein.
Am Sonntag, als sie mich aus dem Krankenhaus hinausschoben, stand Jake neben einem brandneuen Transporter, der mit einem elektrischen Lift ausgestattet war. Sie mussten mich nur darauf rollen, und er fuhr mich hoch, so dass ich mich selbst im Wagen an die richtige Stelle rollen konnte. Er wirkte recht luxuriös.
»Victoria war nicht glücklich über das Geschäft, das ich gemacht habe. Ich habe eine Menge Extras ausgesucht«, flüsterte er, »aber sie konnte nicht viel dagegen tun. Ihr Anwalt hat sich darum gekümmert, und wissen Sie was«, fuhr er fort, als er sich hinter das Steuer setzte. »Der Wagen ist so ausgerüstet, dass Sie selbst damit fahren können, wenn die Zeit gekommen ist.«
»Was? Wie denn?«
»Dieser Sitz kommt heraus, und Ihr Rollstuhl kommt an seine Stelle«, erklärte er. »Alles wird mit
den Fingern bedient, selbst die Bremsen. Es ist leicht. Sie können überall hinfahren, wohin Sie wollen, Prinzessin.«
Ich war beeindruckt und ein bisschen verängstigt über diese Aussicht, aber heute war nicht nur ein wunderschöner strahlender Sommertag, die Aussicht auf eine viel versprechende Zukunft verlieh mir neue Kräfte.
Mrs Bogart begrüßte mich jedoch mit einer ganzen Liste neuer Einschränkungen und Befehle.
»Sie sind krank geworden, weil Sie versucht haben, zu schnell zu viel alleine zu erreichen«, sagte sie. »Glauben Sie mir, das habe ich früher schon erlebt. Vielleicht hören Sie jetzt auf Leute, die mehr Ahnung haben.«
Ich war zu glücklich, aus dem Krankenhaus entlassen worden zu sein, dass nicht einmal ihr saures Gesicht mich verärgerte.
Bevor ich mich zur Nachmittagsruhe hinlegte, erinnerte sie sich, dass ich einen Brief erhalten hatte und brachte ihn mir. Er war von meinem Vater. Die Neuigkeiten von meinem Unfall und meiner Verletzung schockierten ihn sehr und trugen gewaltig zu seiner persönlichen Frustration bei.
Ich fühle mich so hilflos, weil ich selbst jetzt nichts für dich tun kann, wo du doch jetzt Eltern, eine Familie mehr denn je brauchst.Wie stark musst du sein, dass du dies alles alleine durchstehst, da du mir auch erzählt hast, was Megan widerfahren ist.
Ich kann dir nur versprechen, dass ich, sobald sich mir die Gelegenheit bietet, nach Amerika kommen werde, um dich zu besuchen. Leanna findet das alles ganz schrecklich und wünschte, du könntest hergebracht werden. Sie ist ein wunderbarer Mensch. Bestimmt wunderst du dich darüber, warum jemand, der nicht blutsverwandt ist mit dir, sich solche Sorgen macht. Vielleicht ist die Liebe unter Menschen, die nicht verpflichtet sind, einander zu lieben, doch die stärkste Liebe.
Bitte, bitte schreib mir und halte mich über deine Fortschritte auf dem Laufenden. In Liebe, Dad
Tränen drohten die Worte auszulöschen. Deshalb faltete ich den Brief ordentlich zusammen und steckte ihn in meine Nachttischschublade. Ich würde ihn später wieder herausholen und noch einmal lesen. Da ich seine Stimme nicht hören und ihn nicht sehen konnte, war dies das Nächstbeste.
Was mir Sorgen bereitete, war, dass ich kein Wort von Roy gehört hatte. Mittlerweile musste er meinen Brief bekommen haben und wusste, was mir widerfahren war. Es war undenkbar, dass er beschlossen haben sollte, deswegen nichts mehr mit mir zu tun haben zu wollen, obwohl ich ihm das nicht zum Vorwurf machen würde. Fast wünschte ich seinetwegen, das wäre der Fall.
»Niemand hat angerufen, während ich im Krankenhaus war, Mrs Bogart?«, fragte ich, als sie mir
etwas kaltes Wasser brachte, um meine Medikamente einzunehmen.
»Nicht während ich im Haus war«, sagte sie. »Ich war draußen, um für uns einzukaufen.«
»Oh.« Ich überlegte einen Augenblick. »Wo ist mein Telefon? Meine Tante sollte sich doch darum
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