Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes
nicht.Warum macht mein Vertrauen es unmöglich, meinen Onkel, dich und deine Mutter zu verstehen?«
»Lass uns heute nicht darüber reden, Summer«, bat er. »Heute ist dein ganz besonderer Tag. Ich helfe dir bei dem, was noch erledigt werden muss. Dann gehe ich nach Hause und warte, bis es Zeit ist, schwimmen zu gehen, und hinterher ziehe ich die Sachen an, die du ausgesucht hast, und sitze still da mit ordentlich gekämmtem Haar und esse und …«
»Und tanze und amüsiere mich«, beharrte ich.
»Okay«, sagte er. »Stell noch einen Karton oben drauf.«
»Das sind zu viele. Nimm nur die. Ich bringe den Rest.«
»Warum kommandiert einen hier jeder herum?«, stöhnte er und ging hinaus.
Ich nahm die restlichen Kartons und folgte ihm. Manchmal stellte Harley meine Nerven auf eine Zerreißprobe. Ich wünschte, ich könnte einfach losschreien, bis dieses Gefühl vorüber war.
Als wir zu den Tischen kamen, öffneten wir die Kartons und fingen an, die Geschenke auf die Tische zu legen. Außer den bedruckten Servietten, Bechern und Tellern hatte Daddy Taschenspiegel mit dem Datum meines Geburtstags für die Mädchen anfertigen lassen: T-Shirts mit einem Bild des Sees und dem heutigen Datum sowie für jeden ein Füller-und-Bleistift-Set mit meinen Daten.
»Nicht übel«, meinte Harley, als er die Kartons auspackte. »Es lohnt sich, ein Freund von Summer Clarke zu sein. All die Weicheier werden begeistert sein.«
»Ich habe dich doch gebeten, mir zu sagen, wen ich aus deiner Schule einladen soll, Harley«, erinnerte ich ihn. »Es ist nicht meine Schuld, dass du Mommy und mir nicht ihre Namen und Adressen genannt hast.«
»Stimmt.«
»Habe ich dich danach gefragt oder nicht?«
»Schau mal, Summer, jeder, mit dem ich befreundet bin, ist Roys Meinung nach nur einen Schritt von der Gaskammer entfernt.«
»Selbst die Mädchen?«, überlegte ich.
Er schaute mich einen Augenblick an und machte sich wieder daran, die Geschenke auf dem Tisch zu verteilen.
»Harley?«
»Die Mädchen, mit denen ich spreche, gehören nicht hierher«, sagte er.
»Was soll das heißen?«
»Niemand, den ich kenne, ist gut genug«, erwiderte er.
»Harley, das klingt ja so, als wäre ich hochnäsig. Du hättest jeden einladen können, den du wolltest, stimmt das nicht? Ist das nicht so?«
»Hör auf damit, Summer. Bitte«, bat er. Ich sah sogar Tränen in seinen Augen.
»Okay, tut mir Leid. Ich wollte nur sichergehen, dass du dich auch amüsierst.«
»Ich werde mich amüsieren. Wenn nicht, wird Roy mich zu Hackfleisch verarbeiten.«
»Harley.«
»Ich mache doch nur Witze.«
»Ich will nicht, dass du dich amüsierst, weil Onkel Roy es dir befohlen hat. Ich will, dass du dich amüsierst, weil es mein Geburtstag ist und …«
Er fiel auf die Knie und faltete die Hände.
»Bitte, Eure Majestät. Gnade«, flehte er.
»Ach, hör doch auf, du Idiot.« Ich stieß seinen Kopf zurück, und er kippte lachend um.
Wir drehten uns beide um, als ein großer schwarzer Mercedes vorfuhr. Ich wusste, dass dies eine meiner besten
Freundinnen war, Amber Simon, eine etwas pummelige Brünette mit wunderschönen Mandelaugen und einem lieben Wesen. Sie war in Harley verknallt, und ich glaube, er spürte es jedes Mal, wenn sie herüberkam und eine Zeit lang mit ihm zusammen war. Ich versuchte mich als Kupplerin und erzählte ihm, wenn sich jemand für sie interessierte, würde sie bestimmt Selbstvertrauen gewinnen, Gewicht verlieren und aufhören, aus Frust zu essen. Seine Antwort lautete, ihre Eltern sollten sie doch einfach in ihrem Zimmer einsperren. Er gab zu, dass sie netter war als die meisten meiner Freundinnen, und gestand sogar ein, dass sie ein hübsches Gesicht unter ihren Pausbacken hatte, aber er zeigte keinerlei echtes Interesse.
Dennoch hegte Amber weiter Hoffnungen.
Sie stieg aus und rief uns etwas zu. Harley sprang auf.
»Ich zieh jetzt besser meine Badehose an und helfe, die Boote ins Wasser zu lassen und alles aufzubauen«, sagte er. »Ich habe deinem Vater versprochen, mich darum zu kümmern.«
»Sag ihr doch wenigstens zuerst hallo, Harley.«
Er legte die Hände zu einem Trichter zusammen und brüllte: »Hallo!«
Dann schenkte er mir wieder sein spitzbübisches Kevin-Bacon-Lächeln und steuerte auf das Haus zu; dabei schlenderte er an Onkel Roy und Daddy vorbei, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Sie hörten auf zu reden und schauten ihm hinterher, wobei Onkel Roy den Kopf schüttelte.
Mir wurde wegen Roy das Herz
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