Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes
schwer.
Es war, als ob ständig drohend eine Wolke über ihm hing, die einen Schatten über ihn warf und kalten Regen verhieß.
Selbst heute.
Selbst an meinem Geburtstag.
»Wo geht Harley hin?«, fragte Amber und schaute ihm enttäuscht hinterher. »Er kommt doch zu der Party, oder?«, fragte sie mit Furcht in der Stimme.
»Ja. Er zieht nur seine Badehose an. Er will die Boote, Kajaks und Tretboote für alle bereitmachen.«
»Oh.«
»Du hast doch deinen Badeanzug mitgebracht, nicht wahr?«
»Ich kann nicht ausstehen, wie ich darin aussehe«, jammerte sie sofort.
»Hast du ihn nicht mitgebracht?«
»Doch«, gab sie zu und schlenkerte ihre Tasche auf mich zu, »aber ich ziehe ihn nicht an.«
»Aber natürlich tust du das«, beharrte ich. »Komm mit«, drängte ich und nahm sie mit ins Haus. »Lass uns ein bisschen reden, bevor die anderen kommen, und wage es ja nicht, heute irgendetwas zu tun, das mich unglücklich macht, Amber«, warnte ich sie.
Sie verdrehte die Augen, schaute noch einmal hinter Harley her und folgte mir nach drinnen.
Mommy fuhr gerade den Flur entlang.Als wir hereinkamen, drehte sie sich um und begrüßte uns.
»Hallo, Mrs Clarke«, sagte Amber. Sie ging rasch zu ihr und küsste sie auf die Wange.
Das mochte ich am meisten an Amber. Sie ignorierte nicht nur die Tatsache, dass Mommy eine halbe Afroamerikanerin war. Sie hatte auch keinerlei Hemmungen, weil sie im Rollstuhl saß. Die meisten anderen meiner Freundinnen waren nicht so offenherzig und unbefangen in Mommys Gegenwart wie Amber.
»Hallo, Amber. Wie geht es deiner Mutter?«
Ambers Mutter musste vor kurzem die Gallenblase entfernt werden. Die Ärzte hatten ihr gesagt, es stünde so schlimm, dass die Gallenblase platzen könnte, und hatten sie schnellstens in den OP gebracht. Amber war zu der Zeit in der Schule gewesen und ihr Vater hatte sie holen lassen. Genau wie ich war sie ein Einzelkind und stand ihren Eltern sehr nahe.
»Es geht ihr gut, danke, Mrs Clarke.«
»Das freut mich zu hören«, sagte Mommy, obwohl sie Mrs Simon nicht häufig sah. Ambers Familie gehörte zu diesen Südstaatenaristokraten, die die Wurzeln ihrer Familie bis in die frühe Kolonialzeit zurückverfolgen konnten und das auch alle spüren ließen.
»Heute werden wir viel Spaß haben«, prophezeite Amber. Mommy strahlte mich an.
»Darauf wette ich, und bestimmt schmiedet ihr beide geheime Pläne, die mit all den Jungen zu tun haben, die heute kommen«, meinte sie.
Amber lachte und folgte mir nach oben in mein Zimmer.
»Deine Mutter ist so eine coole Lady. Es ist fast so, als hätte sie mit uns oder durch uns Spaß«, sagte Amber.
»Sie ist meine Mutter, meine Schwester und meine beste Freundin – alles in einem«, sagte ich.
Sie lächelte.
»Ich wünschte, meine Mutter wäre auch so«, seufzte sie. Dann stand sie stramm und wühlte in ihrer Tasche nach einem kleinen, attraktiv verpackten Päckchen.
»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Summer. Ich möchte die Erste sein, die dir ein Geschenk überreicht«, sagte sie.
»Danke,Amber.« Ich wickelte das Geschenk sorgfältig aus und öffnete das Kästchen. Es war ein goldenes Armband mit sechzehn Kerzen als Anhängern.
»Das ist wunderschön. Vielen Dank«, sagte ich und wir umarmten uns. »Ich werde es auf der Party tragen«, erklärte ich und zog es an. Ich hielt das Handgelenk hoch und schüttelte die Amulette.
»Es ist wunderschön. Sieh nur, wie es funkelt, wenn die Sonne darauf fällt.«
»Ich frage mich, was Chase dir schenken wird«, sagte sie. »Ich wette, es ist etwas sehr Teures, viel teurer als mein Geschenk, etwas ganz Besonderes.«
»Es wird teuer sein. Vermutlich hat seine Mutter es gekauft.«
»Warum? Will er nicht derjenige sein, der es ausgesucht hat? Will er dir nicht etwas ganz Besonderes schenken, etwas, das seine Liebe zu dir widerspiegelt? Das kann seine Mutter doch nicht.«
»Ich kenne Chase doch noch gar nicht so lange«, meinte ich achzelzuckend, »aber ich weiß, dass ihm solche Dinge nicht so wichtig sind.«
»Aber er liebt dich doch, oder?«, hakte sie nach.
»Ich weiß nicht, ob ich das schon Liebe nennen würde, Amber.«
Ihr Kommentar brachte mich zurück zu meinem vorherigen Gespräch mit Harley.
»Warum nicht?«, fragte sie mit einer Grimasse, als brächte ich eine Seifenblase zum Platzen.
»Wir treffen uns erst ein wenig mehr als einen Monat. Findest du nicht, Liebe sollte sich nicht ein wenig mehr Zeit lassen und etwas außergewöhnlicher
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