Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Titel: Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
hinausgelaufen in der Hoffnung, dass es sich nicht nur um Wunschdenken handelte.

    »Hey«, sagte ich und ging rasch auf ihn zu.
    »Hey.«
    Er schaute ins Wasser hinab und dann zu mir.
    »Wo warst du? Ich war bei euch, und Onkel Roy sagte mir, du wärst weggelaufen«, sagte ich und trat auf den Bootssteg.
    »Das war ich auch, aber ich kehrte um wie üblich. Eines Tages werde ich das nicht«, schwor er.
    »Tante Glenda war völlig außer sich. Ich hörte sie weinen, als ich bei euch war.«
    Er grunzte.
    »Woher weißt du, dass sie meinetwegen weinte?«
    »Also hör mal, du warst weggelaufen, oder zumindest musste sie das glauben.«
    »Vermutlich weiß sie es nicht einmal«, meinte er. Er setzte sich wieder auf den Bootssteg und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, um zu den Sternen hochzuschauen.
»Vermutlich hasst mich jetzt jeder, hm? Ich hätte deine Party fast ruiniert.«
    »Falsch«, sagte ich. »Aber Amber fühlt sich schlecht. Sie glaubt, sie sei verantwortlich dafür, weil sie so sehr geschrien hatte, als Chase sie ins Wasser warf.«
    Er lachte. Dann drehte er sich zu mir um, weil er gerade etwas bemerkt hatte.
    »Wie kommt es, dass du nicht irgendwo mit ihm unterwegs bist, um zu feiern?«
    »Wir haben uns getrennt«, sagte ich.
    »Getrennt? Du meinst endgültig?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Meinetwegen?«
    »Nein, ich meine, das gehörte auch dazu, aber es gab noch mehr Gründe, sich von ihm zu trennen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Er ist zu sehr …«
    »Ein Weichei?« Ich lachte.
    »Vielleicht«, gab ich zu. »Manche Jungen tragen ihr Selbstbewusstsein wie einen schönen Anzug. Sie sehen darin besser aus. Aber in Chase’ Fall trägt er es wie eine Flagge, die er um sich gewickelt hat, die Flagge von Chase Taylor, und er will, dass alle strammstehen und Ergebenheit geloben, besonders die Mädchen.«
    Harleys Lächeln wurde breiter. Er schaute weiter zum Himmel hoch.
    »Wie ernst wurde es mit ihm?«
    »Wie meinst du das?«
    »Du weißt, was ich meine«, sagte er.

    »Du bist vielleicht neugierig«, neckte ich ihn.
    »Du hast mir alles über deine anderen Freunde erzählt.«
    »Ja, als ich zwölf war.«
    »Vierzehn«, korrigierte er.
    »Wohingegen du mir nie irgendetwas über deine Freundinnen erzählst«, entgegnete ich.
    »Da gibt es nichts zu erzählen. Am längsten war ich einmal vier Stunden mit einem Mädchen zusammen, im Kino und danach.«
    »Warum ist das so, Harley? Hat es nie eine gegeben, die du nett genug fandest, um länger mit ihr zusammen zu sein?«
    Er schwieg, dann setzte er sich auf und schaute zu ihrem Haus hinüber.
    »Ich hätte nicht zurückkommen sollen«, sagte er. »Ich hätte den Mumm haben sollen weiterzugehen.«
    »Du musstest zurückkommen, zumindest wegen deiner Mutter. Du irrst dich in Bezug auf sie. Sie braucht dich auch. Jeder wäre völlig außer sich gewesen.«
    »Genau.«
    »Bestimmt!«
    Er drehte sich zu mir um.
    »Du auch?«
    »Natürlich.Wenn ich dich nicht hier draußen gesehen hätte, wäre ich die ganze Nacht aufgeblieben und hätte mir Sorgen um dich gemacht«, gestand ich.
    Im Sternenlicht sah ich sein sanftes Lächeln und das Funkeln in seinen Augen. Dann schaute er zur Auffahrt.
    »Ich habe in der letzten Zeit einen Traum, einen, von dem ich noch keinem erzählt habe. Es gibt auch niemanden, dem ich es erzählen könnte«, sagte er.
    »Es gibt doch mich.«
    »Ich weiß. Deshalb erzähle ich es dir ja auch.«
    »Okay.«
    Ich wartete ruhig und kämpfte meine Ungeduld nieder, während er offensichtlich seinen Mut sammelte. Das machte mich so neugierig und so aufgeregt, dass ich ein heftiges Kribbeln in der Magengrube verspürte.
    »Ich habe einen Traum, in dem ich meinen leiblichen Vater finde, und er ist ein toller Typ, der traurig ist, dass er mich nie kennen gelernt hat.«
    »Hat dir deine Mutter in letzter Zeit etwas über ihn erzählt, Harley?«
    »Nur ein ganz klein wenig mehr, als sie mir bereits erzählt hatte. Er arbeitete auf dem Bau, ein Zimmermann, der beim Wiederaufbau der City Hall mitwirkte.«
    »Sie hat dir immer noch nicht seinen vollen Namen genannt?«
    »Immer wenn ich sie danach frage, sagt sie, du willst doch den Mann, der uns verlassen hat, gar nicht kennen lernen. Einmal sagte ich, vielleicht wusste er gar nicht, dass sie schwanger war, aber sie behauptete, er wusste es ganz bestimmt. Dann verschließt sie sich völlig und weigert sich, weiter über ihn zu reden. Ich habe schon lange nicht mehr versucht, sie irgendetwas über ihn zu fragen,

Weitere Kostenlose Bücher