Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes
Jungfrau war, aber sie bot mir von sich aus die Antwort darauf an.
»Meine Mutter erzählt mir ständig, ich sollte vorsichtig sein, ich sollte sichergehen, dass ich nicht schwanger oder krank werde, als sei das das Einzige, was wichtig ist.«
»Das ist wichtig«, sagte ich.
»Wigittsch«, rief sie und fügte überraschenderweise hinzu: »Das Einzige, was zählt, ist, dass du dir wirklich was aus demjenigen machst, mit dem du zusammen bist, dass du es mehr mit ihm tun willst als je mit einem anderen. Das ist alles, was für mich zählte, immer wenn ich es getan habe.«
»Aber du sagtest doch, du würdest fünf Liebesaffären haben.«
»Ja und? Du kannst doch mehr als einen Menschen so lieben, oder nicht?«
»Ich weiß nicht«, sagte ich. »Nein«, meinte ich abschließend, nachdem ich einen Moment nachgedacht hatte. »Ich glaube nicht. Meine Eltern waren füreinander bestimmt und für keinen anderen. Ich glaube an Seelenverwandtschaft.«
Sie schwieg wieder lange. Dann drehte sie sich zu mir um und starrte mich so lange und eindringlich an, dass ich fragen musste: »Was ist?«
»Du musst besonderes Glück haben, wenn du nur einen für immer und ewig liebst«, erklärte sie. »Ich habe das Gefühl, das werde ich nicht haben.Vermutlich gleiche ich mehr meiner Mutter, als mir lieb ist.«
Das war der traurigste Moment, den wir miteinander erlebten. Ich dachte, sie würde anfangen zu weinen. Aber sie drehte sich stattdessen im Bett um und hörte auf zu reden.
Nachdem fast eine Woche vergangen war, rief Harley mich an. Wir hatten Telefone im Zimmer, aber pünktlich um zehn Uhr wurden sie abgeschaltet. Jeder, der uns danach noch anrufen wollte, etwa wegen eines Notfalls, musste sich an Mrs Bernard direkt wenden.
»Wie geht es, Mrs Eiche?«, hörte ich.
»Harley!«
»Ich habe mir gedacht, ich überrasche dich und rufe dich an.«
Ich freue mich riesig. Ich warte so sehr darauf, dass du mir einen Brief schreibst.Wie geht es den anderen?«
»Wie immer«, sagte er. »Roy terrorisiert seinen Bautrupp. Meine Mutter summt Kirchenlieder im Schlaf. Gestern traf ich deine Mutter, als ich von der Arbeit zurückkam. Sie war unten am See. Wir haben uns nett unterhalten«, sagte er. »Sie erzählte mir Dinge über ihre Jugend, die ich noch gar nicht wusste.«
»Ich vermisse alle so sehr.«
»Alle?«
»Dich besonders, Harley. Wann kommst du mich besuchen? Ich brauche eine besondere Erlaubnis, um das Schulgelände zu verlassen, und Mommy und Daddy würden nicht wollen, dass ich hier mit dir auf dem Motorrad fahre, wenn ich es zu Hause auch nicht darf«, fügte ich schnell hinzu. Ich wollte nicht, dass er enttäuscht war.
»Das ist in Ordnung. Ich habe sowieso nichts vor außer dich sehen.Wie hört sich übernächstes Wochenende an?«, bot er an. »An dem Wochenende muss ich nicht arbeiten.«
»Das hört sich fantastisch an.«
»Ich komme Samstagmittag.«
»Du kannst mittags mit mir in der Cafeteria essen. Das Essen ist nichts Besonderes, aber es wird dir gefallen, alle kennen zu lernen und …«
»Gibt es dort keine Eiche, unter die wir uns setzen können? Ich halte unterwegs an und kaufe uns ein paar Sandwiches und ein paar Dosen Cola.«
»Doch.«
»Ich möchte nur einige Zeit mit dir verbringen, Summer«, sagte er.
»Okay.«
»Wie ist deine neue Zimmergenossin?«
»Interessant«, sagte ich. »Zumindest sie musst du kennen lernen.«
Er schwieg einen Augenblick.
»Hier ist es nicht mehr so, wie es war, ohne dich«, meinte er schließlich. »Selbst die Vögel beklagen sich.«
Ich lachte.
»Ich habe alle meine Bewerbungen weggeschickt«, fuhr er fort. »Das wird aber nichts nützen.«
»Sei doch nicht so pessimistisch«, warnte ich ihn.
»Okay«, sagte er. »Ich bin ein Träumer, solange ich dich in meine Träume einschließen kann. Kann ich das?«
»Natürlich kannst du das«, sagte ich. Es hörte sich zu förmlich an, als gäbe ich ihm die Erlaubnis, mich in einem Schriftstück zu erwähnen. Sofort bedauerte ich meinen Ton.
»Was ist, wenn ich immer nur von dir träume?«, fuhr er weiter fort.
»Wir könnten uns treffen«, sagte ich. »Denn ich habe den gleichen Traum, nur über dich.«
Ich konnte fast hören, wie er lächelte.
»Ich rufe dich noch einmal an, bevor ich komme«, versprach er.
Sarah kam von einer späten Jazzsession herein, gerade als ich den Hörer auflegte und mich auf mein Bett setzte.
»Warum so matt und bleich, teuerste Liebste?«, fragte sie.
»Wie bitte?«
»Das ist aus
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