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Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Titel: Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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zurück. Nicht einmal sprachen wir für den Rest des Tages über das, was wir getan hatten und was mir zugestoßen war. Als ich mich von ihr verabschiedete, nachdem sie in ihre Limousine gestiegen war, schaute sie zu mir hinaus, lächelte und sagte: »Es ist weg, alles weg.«
Sie tätschelte mir die Hand und hörte sich genauso an wie Mommy, als ich noch klein war und sie mich davon überzeugen wollte, dass ein Alptraum nicht wiederkehrte.
    Dann wurden sie und Großvater Grant davongefahren. Nachdem die Limousine verschwunden war, stand ich da und schaute über unseren großen Besitz.Alles war üppig, die Bäume dicht voller dunkelgrüner Blätter, der Rasen wie ein Teppich, auf dem all unsere Sommerblumen blühten.Alles wirkte so heiter und voller Leben, dennoch hatte ich das bestimmte Gefühl, dass der Boden dieses Anwesens übersät war mit kleinen Gräbern, alle gefüllt mit Großmutter Megans unglücklichen Erinnerungen, die alle aus ihrem Gedächtnis verschwunden waren.
    War das Wahnsinn oder eine großartige Therapie?
    Manchmal mussten wir an ein wenig Zauberei glauben. Das sagte ich auch Mommy, als sie später das Gespräch darauf brachte.
    »Meine Mutter ist völlig übergeschnappt«, sagte sie.
    »Vielleicht.«
    »Erzähl mir nicht, dass sie dich davon überzeugt hat, dass man schlechte Zeiten so leicht begraben kann.«
    »Wäre das nicht ein schöner Gedanke, Mommy?«, fragte ich. »Ein bisschen Magie?«
    Sie starrte mich an, schüttelte den Kopf und lachte.
    »Vielleicht«, gab sie zu. »Vielleicht ist es das, was ich selbst auch gefunden habe, als ich deinen Vater fand und später, als wir dich hatten. Vermutlich ist das auch Zauberei.

    Trotzdem«, meinte sie, »bitte erzähl niemandem von deiner verrückten Großmutter. Es ist zu peinlich.«
    Ich sagte nicht, dass ich es tun würde oder nicht. Schließlich erzählte ich Harley davon, und als ich es ihm erzählte, lachte er nicht darüber. Er wirkte neidisch und sagte: »Gelegentlich werde ich sie bitten, mir auch zu helfen, ein paar Dinge zu vergraben.«
    Es war nicht schwer für mich zu raten, was das sein würde, deshalb fragte ich nicht. Die meisten unserer Gespräche handelten heutzutage von positiven Dingen oder lustigen Sachen. Harley besuchte mich so oft wie möglich und tat sein Bestes, um mich aufzuheitern.Wenn er herüberkam, redete er ständig, als glaubte er, auch nur das geringste Schweigen zwischen uns würde mich sofort wieder in den Sumpf der Traurigkeit zurückstürzen lassen. Tatsächlich war er so oft bei uns, dass Onkel Roy eines Tages anfing, ihn deswegen zu maßregeln.
    »Du wirst ja richtig lästig, wenn diese Leute mal ein bisschen Ruhe brauchen«, sagte er.
    Ein paar Tage lang hielt Harley sich fern. Eines Nachts sah ich dann seine Silhouette im Mondlicht, als er am Ufer des Sees entlangging.
    Er stand da und starrte auf das Wasser hinaus. Er war so lange dort, dass ich mir sicher war, dass etwas nicht stimmte. Deshalb schlüpfte ich aus meinem Zimmer und ganz leise die Treppe hinunter, um zu ihm zu gelangen.
    »Warum bist du so spät noch draußen?«, fragte ich, als ich näher kam. Ich hatte die Arme unter der Brust verschränkt und trug Morgenmantel und Pantoffeln. Harley
war immer noch mit Jeans und schwarzem T-Shirt bekleidet. Er warf einen Blick zu mir und schaute dann zu ihrem Haus.
    »Ich konnte nicht schlafen und habe es schließlich aufgegeben, es zu versuchen«, sagte er.
    »Was ist los?«
    Lange Zeit antwortete er nicht.
    »Ist mit Tante Glenda alles in Ordnung?«
    »Nein«, erwiderte er mürrisch.
    »Warum?«
    Ich erwartete, dass er etwas sagen würde wie »die gleiche alte Geschichte«, aber das tat er nicht.
    »Du erinnerst dich also nicht, was heute für ein Tag ist?«, fragte er, ohne mich anzuschauen.
    »Heute?« Ich überlegte. »Ach«, sagte ich schließlich, als es mir klar wurde. »Es tut mir Leid. Ich habe es vergessen.«
    Es war der Tag, an dem Latisha gestorben war.Vielleicht wollte ich mich nicht daran erinnern. Jedes Jahr am Todestag ihrer Tochter kleidete Tante Glenda sich in Schwarz und legte eine Begräbnisatmosphäre über sich selbst und jeden, der sich ihr auf hundert Meter näherte.
    »Ich wünschte, ich könnte es auch vergessen«, erwiderte Harley scharf durch zusammengebissene Zähne. »Vielleicht sollte ich diese Seite aus dem Kalender reißen und sie irgendwo vergraben, so wie du und deine Großmutter deine schlimmen Erinnerungen begraben haben. Ich bezweifle, ob ich das könnte«, sagte

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