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Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Titel: Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Auffahrt hinunterbrauste.
    »Wo fährt er hin?«, fragte Roy rhetorisch. »Das sieht ihm ähnlich, sich gerade diese Zeit auszusuchen, um wie üblich Ärger zu machen.«
    »Vielleicht denkt er auch an Latisha, Roy.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Das tut er aber«, platzte ich heraus. Sie schauten mich beide an. »Vorgestern Abend sprach er von ihr.«
    »Vorgestern Abend? Daran kann ich mich gar nicht erinnern«, sagte Mommy.

    »Du und Daddy habt schon geschlafen. Ich sah, wie er draußen herumlief, und ging hinaus, um mit ihm zu sprechen. Er sagte, er könnte wegen seiner Erinnerungen nicht schlafen, Onkel Roy.«
    »Hm«, sagte Onkel Roy mit nachdenklichem Blick. »Dennoch, er sollte mehr an seine Mutter denken und sich nicht in Schwierigkeiten bringen. Bis später«, verabschiedete er sich. Er wartete, bis Mommy lächelte und nickte, dann ging er davon.
    »Glaubst du, dass die Beziehung zwischen Harley und Onkel Roy jemals gut wird, Mommy?«, fragte ich.
    »Ich weiß nicht, Liebes. Onkel Roy hat ein hartes Leben voller Enttäuschungen hinter sich. Er wuchs in einer sehr gefährlichen Welt auf und musste zwei junge Mädchen beschützen. Seiner Überzeugung nach hat er beide verloren, und dann starb auch noch seine Tochter.«
    »Wenn er und Harley sich einmal vernünftig unterhielten und Onkel Roy ihm mehr Vertrauen schenkte, kämen sie vielleicht besser miteinander zurecht.«
    »Vielleicht, Summer, aber das ist eine Sache, die sie unter sich ausmachen müssen. Im Augenblick haben wir genug am Hals«, meinte sie lächelnd. »Ich habe gesehen, dass du einen Brief von Grandpa Larry bekommen hast.«
    »Ja, er möchte, dass ich ihn wieder besuchen komme. Er hat angeboten, das Ticket zu kaufen.«
    »Du hast ihm doch nicht geschrieben und ihm irgendetwas erzählt …?«

    »Nein. Sollte ich das?«
    »Ich möchte nicht, dass du darüber nachgrübeln musst, aber er wäre wohl enttäuscht, wenn du ihm nichts erzählst. Zu einer Familie zu gehören bedeutet, das Schlechte ebenso miteinander zu teilen wie das Gute.«
    »Okay«, versprach ich. »Ich schreibe ihm heute.«
    »Vielleicht solltest du den Rest des Sommers in England verbringen«, überlegte Mommy laut.
    »Ich weiß nicht, Mommy.«
    »Also, tu nichts, was dich nervös macht, Schätzchen. Wenn du so weit bist, fährst du«, sagte sie.
    Sie wandte sich wieder ihrer Handarbeit zu. Ich überlegte einen Augenblick und wandte mich dann wieder meiner zu.
    Lange Zeit unterhielten wir uns nicht, aber wir brauchten nichts zu sagen. Zwischen uns herrschte eine Verbindung, etwas, das wir mit jeder Bewegung, jedem Atemzug, jedem Blick und jedem Lächeln aussprachen. Welches Glück hatte ich, sie zu haben.
    Und dann dachte ich über Harley nach, der so allein war. Sein Schweigen war tief und finster, selbst wenn er im gleichen Zimmer saß wie seine Mutter und Onkel Roy.
    Alle drei waren so alleine.

    Zwei Tage später begann eine der schlimmsten Hitzewellen, die wir jemals erlebten. Die Feuchtigkeit lag bei neunundachtzig Prozent, und die Temperaturen erreichten fast die Vierzig-Grad-Marke. In den Nächten kühlte
es sich nur wenig ab. Der Elektrizitätsverbrauch stieg an einigen Orten des Gebietes so an, dass es zu teilweisem Stromausfall kam. Selbst die Tiere wirkten niedergeschlagen. Alle Vögel hockten im Schatten auf den Zweigen. Harley und Onkel Roy, die draußen bei der Arbeit waren, taten mir Leid. Es gab Geschichten über Straßenarbeiter und andere Arbeiter im Freien, die aufgrund von Wassermangel in Ohnmacht fielen. Die einzige Erleichterung, außer im Haus unter einem Ventilator oder vor einem Kaltluftgebläse zu sitzen, war, im See zu baden, der, wie Daddy sagte, so warm war wie noch nie.
    Sobald er von der Arbeit heimkehrte, war Harley im Wasser. Eines Nachmittags wartete er es gar nicht ab, bis er sich umgezogen hatte. Er fuhr mit dem Motorrad zum Bootssteg hinunter und tauchte mitsamt seiner Kleidung hinein. Mommy und ich fanden das sehr lustig, besonders als er wieder herauskam und seine Schuhe ausschüttete.Aber Onkel Roy hielt es einfach nur für dumm.
    Wir schwammen häufiger am Abend als jemals zuvor. Etwa um acht Uhr kam ich heraus und fand Harley normalerweise bereits auf dem Floß vor oder er trieb in der Nähe des Bootsstegs.Abgesehen von der kleinen Lampe auf dem Bootssteg hatten wir nur das Licht von Mond und Sternen. Mommy wollte nicht, dass ich in bewölkten Nächten zu weit hinausschwamm.
    »Wate einfach hinein und kühle dich ab, Schätzchen.«
    Es war

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