Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes
Getränk verabreicht hatte, hatte das bewirkt.
Ich blieb so lange im Badezimmer, dass Harley vorbeikam, um zu sehen, ob mit mir alles in Ordnung war.
»Summer?«
»Es tut mir Leid, Harley. Mir wurde so schnell schlecht!«
»Schon gut. Sag Bescheid, wenn du irgendetwas brauchst.«
»Ich komme gleich raus«, versprach ich. Als ich endlich aus dem Badezimmer kam, drehte sich alles um mich, dass ich fast gestürzt wäre. Ich schlug fest genug gegen die Wand, dass Harley es hörte und mit seinem Vater angerannt kam.
»Mir ist ein wenig schwindelig«, sagte ich.
Harley lief zu mir und legte mir den Arm um die Taille.
»Wir legen sie eine Weile hin«, schlug sein Vater vor. »In einer Stunde oder so geht es ihr bestimmt wieder gut.«
»Ja, es geht bestimmt gleich wieder«, sagte ich. Meine Augen fühlten sich so schwer an, dass ich das Gefühl hatte, als würden sie mir aus dem Kopf rollen.
Harley trug mich praktisch aus dem Zimmer. Er führte mich zu meinem Bett, und ich legte mich hin. Er zog mir die Schuhe aus und deckte mich zu.
»Wie fühlst du dich, Summer?«
»Müde«, sagte ich.
»Ruh dich eine Weile aus. Ich schaue in ein paar Minuten noch mal nach dir«, versprach er.
Ich nickte, sagte aber nichts und machte auch nicht die Augen auf.
Als ich sie das nächste Mal öffnete, wurde ich vom Morgenlicht begrüßt.
Ein paar Augenblicke lang war mein Gehirn so vernebelt, dass ich mich nicht rührte. Es war, als ob meine jüngsten Erinnerungen weggespült worden wären. Wo war ich? Wie war ich hierher gekommen? Warum war mein Knöchel bandagiert? Der Kampf um diese Antworten versetzte mich in schreckliche Panik. Ich fing an zu weinen. Schließlich setzte ich mich auf und konzentrierte mich, bis alles wieder zurückströmte.
»Harley!«, rief ich.
Ich lauschte. Ich hörte nur, wie irgendwo im Haus Wasser durch eine Leitung lief.
»Harley!«
Das Wasser hörte auf zu laufen, und ich rief erneut, lauter. Dann hörte ich Schritte auf der Treppe. Ich schaute zur Tür meines Zimmers.
Sie öffnete sich, und Suze kam herein. Sie trug einen weiteren Fruchtsaft und eine Scheibe von einer Art Früchtebrot mit Nüssen.
»Bon jour! Ich bringe dich etwas zum matin … Frühstück. Comment ça va?«
»Wie bitte?«
»Wie geht es dich?«
»Ich fühle mich schrecklich«, sagte ich.
Sie nickte.
»Du trinkst und isst das. Das sein gut für dein Magen«, erklärte sie und reichte mir das Glas.
Ich schüttelte den Kopf.
»Wo ist Harley?«
»Er zur Arbeit gegangen.«
»Zur Arbeit gegangen? Wie viel Uhr ist es?«
»Halb elf«, erwiderte sie.
»Halb elf! Ich habe bis halb elf geschlafen!«
Ich versuchte aufzustehen, aber das Zimmer drehte sich. Ich lehnte mich schnell zurück und schnappte nach Luft.
»Trink«, forderte sie mich auf und drängte mir das Glas auf. »Das gibt dich Kraft.«
»Was ist das?«
»Nur eine Mischung aus Kräutern und Säften«, sagte sie.
»Nimm das«, sagte sie mit größerem Nachdruck.
Zögernd nahm ich das Glas entgegen und führte es an die Lippen. Es hatte kein besonders starkes Aroma, aber als ich probierte, fand ich, dass viel Banane und Kokosnuss darin waren.
»Trink«, drängte sie. »Du fühlen dich besser. Du wirst schon sehen.«
Ich trank noch etwas, und dann reichte sie mir den Teller mit der Scheibe Früchtebrot.
»Jetzt etwas Handfestes. Los.«
Ich knabberte an der Scheibe. Es schmeckte nicht
schlecht, und vielleicht hatte sie Recht. Vielleicht brauchte ich etwas in den Magen. Ich aß, so viel ich konnte. Sie stand da und schaute mir zu, als hätte sie Angst, ich würde es wegwerfen und nur so tun, als hätte ich es gegessen. Ihr Haar war genauso frisiert wie gestern, aber sie trug heute ein hellbraunes Kleid und Sandalen. Mir fiel auf, dass ihr eine Kette um den Hals hing, die aussah, als wäre sie aus Knochen gefertigt mit Kristallen in der Mitte.
Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich eingeschlafen war, bevor ich Mommy und Daddy angerufen hatte, um ihnen Bescheid zu sagen, dass es mir gut ging. Das versetzte mich so in Panik, dass mein Gesicht vor Furcht ganz heiß wurde. Suze riss die Augen auf. Vermutlich glaubte sie, das sei wieder eine Reaktion auf das Essen und die Medikamente.
»Ich habe ganz vergessen, meine Eltern anzurufen«, rief ich. »Ich muss sie sofort anrufen. Gibt es hier oben ein Telefon?«
Sie schüttelte den Kopf und nahm mein Tablett.
»Wo ist das Telefon denn?«
»Küche«, sagte sie und ging hinaus. »Ach so«, sagte sie und blieb
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