Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hüter der Schatten

Die Hüter der Schatten

Titel: Die Hüter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
drängen.«
    »Frodo gehört nicht zu den Menschen, die einen zu etwas drängen oder gar zwingen«, meinte Emily und lächelte versonnen. »Ich hab’ ihn schrecklich gern, Leslie. Aber ich weiß noch nicht genau, ob ich mich wirklich so sehr auf jemanden einlassen will. Wie alt warst du beim erstenmal, Les? Und woher wußtest du, daß der Mann der Richtige war?«
    Leslie seufzte. »Sechzehneinhalb«, antwortete sie. »Und ich wußte, daß er nicht der Richtige war. Es war bloß eine Art Rebellion. Ich konnte es einfach nicht mehr hören, wie alle Leute eine so große Sache daraus machten, und ich wollte es hinter mir haben.«
    »Und warst du nachher froh, daß du es hinter dir hattest?«
    Leslie schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht mal aus heutiger Sicht. Ich finde, das erste Mal hätte mehr bedeuten müssen. Seitdem bin ich ausgesprochen wählerisch, was Männer betrifft. Und wenn es dir nichts ausmacht, reicht das jetzt als Einblick in mein Liebesleben.«
    Über dem Tisch, an dem sie saßen, befand sich ein Fenster. Unruhig zog Emily mit dem Finger das Pentagramm unter dem Sims nach. »Ich frage mich, wer die Zeichen hier angebracht hat«, sagte sie noch einmal. »Und wieso? Soll ich Frodo mal fragen, was sie zu bedeuten haben?«
    Leslie warf einen Blick darauf. »Vielleicht waren die Symbole ja schon da, als Alison Margrave noch hier gewohnt hat. Oder diese Verrückte, die geglaubt hat, daß es hier spukt, hat die Symbole gezeichnet. Wie hieß sie noch? Carmody? Auf jeden Fall besitzen die Zeichen eine okkulte Bedeutung. Und Alison Margrave hat ein Buch über Poltergeister geschrieben. Ich sollte es im Laden abholen, und auch das Buch, das Frodo für mich heraussuchen wollte.«
    »Heute nachmittag ist er dort«, bestätigte Emily. Sie schaute zur Wanduhr. »O Gott! Ich komme zu spät! Heute habe ich meine Abschlußprüfung in Musikgeschichte! Stell dir vor, ab morgen brauche ich mir nie mehr anzuhören, wie Tante Whitty sich über den Barock ausläßt, als wäre es die einzige Musik, die Gott geschrieben hat, während alles andere vom Teufel komponiert wurde.« Eine Minute später knallte die Haustür zu.
    Das Telefon klingelte. Es war Leslies Auftragsdienst.
    »Dr. Barnes, bitte melden Sie sich bei Eileen Grantsons Vater. Er hat heute morgen um acht Uhr zweiundzwanzig angerufen.«
    Leslie ging ins Arbeitszimmer und schlug die Nummer der Grantsons nach, die an der East Bay wohnten. Kurz darauf meldete sich Donald Grantson.
    »Hier Leslie Barnes«, sagte sie. »Was ist passiert? Ist Eileen krank?«
    »So würde ich es nicht gerade nennen«, erwiderte der Mann bedrückt. »Seit Eileen zu Ihnen kommt, ist hier alles ein paar Wochen ziemlich ruhig gewesen, Dr. Barnes. Aber auf einmal ist die Hölle losgebrochen, und ich dachte, vielleicht können Sie mir erklären, was in aller Welt hier geschehen ist.«
    »Mr. Grantson, ich glaube, ich habe Ihnen schon ganz zu Anfang erklärt, daß ich mit Ihnen nicht über Eileens Therapiefortschritte diskutieren kann. Was während der Sitzungen vor sich geht, ist streng vertraulich. Wenn Sie zu einer Doppelstunde kämen, könnten Sie und Ihre Tochter in meinem Beisein miteinander reden, im Rahmen eines therapeutischen Gesprächs …«
    »Zum Teufel mit der Therapie!« brauste der Mann auf. »Ich will, daß das Mädchen aufhört, das ganze Haus zu zerlegen! Hier gibt es keinen einzigen heilen Teller mehr – ich mußte wahrhaftig losfahren und Pappbecher kaufen! Sie hat ein Loch in den Fernseher getreten und dann behauptet, sie wär’s nicht gewesen!«
    »Ist sie verletzt?« fragte Leslie alarmiert.
    »Nein. Sie stand stocksteif da, und das zersplitterte Glas wirbelte um sie herum! Und später hat sie gesagt, sie hätte nichts damit zu tun!« Inzwischen brüllte Donald Grantson beinahe. »Seit sie zu Ihnen geht, ist alles bloß noch schlimmer geworden. Ich will jetzt endlich wissen, was Sie dagegen unternehmen wollen.«
    Ach du meine Güte, dachte Leslie. Sie hatte nur wenig über Poltergeister gelesen und erinnerte sich vage, daß das Phänomen nach einer Flaute manchmal heftiger als je zuvor auftrat. Sie war dumm gewesen oder zu sehr mit ihrem eigenen Poltergeist beschäftigt. Nachdem der Spuk bei Eileen verschwunden war, hatte Leslie sich wie der sprichwörtliche Vogel Strauß benommen und den Kopf in den Sand gesteckt.
    »Hören Sie, Mr. Grantson«, sagte sie ruhig. »Ich habe Grund zu der Annahme, daß Ihre Tochter möglicherweise der Ausgangspunkt eines

Weitere Kostenlose Bücher