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Die Hüter der Schatten

Die Hüter der Schatten

Titel: Die Hüter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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noch da draußen sein …«
    »Nein«, entgegnete Schafardi verwirrt, »der Riegel ist geschlossen. Der Kerl muß irgendwie aus dem Fenster geklettert sein und ihn wieder vorgelegt haben.« Langsam ging er ins Musikzimmer zurück. »Pat, ich gehe nach draußen und überprüfe die umliegenden Hinterhöfe. Nimm du die Geschichte auf.«
    Pat Ballantine tippte auf ihrem Walkie-Talkie herum. »Ballantine hier. Einbruch mit schwerer Sachbeschädigung. Jemand ist durch ein Fenster eingestiegen und hat mehrere Klaviere demoliert … nein, eine Privatwohnung …«
    Leslie setzte sich neben Emily auf das Kissen und zog ihre Schwester in die Arme. Emily schluchzte immer noch so hysterisch, daß ihr zarter Körper bebte. Officer Ballantine trat zu ihnen. »Möchten Sie Ihren Hausarzt anrufen, Dr. Barnes, oder sollen wir Ihre Schwester in die Notaufnahme bringen? Ich kann Sie auch beide ins Krankenhaus fahren, und wir nehmen das Protokoll dort auf.«
    »Emmie«, wandte Leslie sich an ihre Schwester, »war hier jemand, als du hereingekommen bist? Hast du gesehen, wer das angerichtet hat?«
    »Nein. Da war niemand«, sagte Emily schluchzend. »Aber … der Flügel, das Cembalo … o Gott, sieh doch nur …«
    »Ja, da hat jemand ordentlich zugeschlagen«, pflichtete die junge Polizistin ihr bei und zog ihr Notizbuch hervor. »Ich muß das aufnehmen. Haben Sie gehört, wie der Einbrecher ins Haus gelangt ist?«
    »Wir haben geschlafen«, antwortete Leslie. »Ich weiß nicht, was mich geweckt hat, aber dann kam Emily und meinte, sie hätte ebenfalls etwas gehört. Dann haben wir unten den Lärm gehört und die Polizei angerufen. Ich wollte, daß Emily wartet, bis Sie hier sind, aber sie ist nach unten gerannt …«
    »Hat im Musikzimmer Licht gebrannt … Emily, nicht wahr?« Pat Ballantine sprach zu ihr wie zu einem weit jüngeren Mädchen. Mit ihrem offenen Haar und dem kindlichen Nachthemd wirkte Emily tatsächlich wie eine Zehnjährige.
    »Es war aus. Ich hab’ es angeknipst.«
    »Hast du den Eindringling gesehen? Hat er dich bestimmt nicht geschlagen oder angefaßt?«
    »Nicht mal gesehen hab’ ich ihn. Ich habe gehört, wie er die Harfe umgetreten hat, also bin ich ins Zimmer gerannt, und dann habe ich den Flügel gesehen … und das Cembalo … das Cembalo …« Emily hatte sich beruhigt; jetzt aber klang ihre Stimme wieder hysterisch schrill. Leslie erkannte, daß der Eindringling ihrer Schwester im wahrsten Sinne des Wortes Gewalt angetan hatte, indem er zerstört hatte, was ihr am kostbarsten war.
    »Haben Sie hier etwas verändert oder angerührt?«
    »Nein …«, antwortete Emily schluchzend.
    Die junge Polizistin steckte ihr Notizbuch wieder ein. »Ich werde jetzt das Haus durchsuchen und mich davon überzeugen, daß der Einbrecher sich nirgends versteckt. Außerdem muß ich herausfinden, wie er nach draußen gelangt ist.« Sie durchquerte die Küche. Die Hand an der Pistole, öffnete sie Wandschränke und trat die Türen zum Bad und zur Waschküche auf, aber nichts wies auf den Rowdy hin oder darauf, daß er je dort gewesen war. Das Gästezimmer und das Bad im ersten Stock waren leer und Leslies Bett noch warm. Trotzdem durchsuchte Pat Ballantine den Wandschrank, Leslies Badezimmer und das Ankleidezimmer. Dann trat sie in Emilys Schlafraum.
    »Hat dein Fenster die ganze Zeit offengestanden, Emily?«
    »Ich dachte, ich hätte es verriegelt, ehe ich zu Bett gegangen bin«, erwiderte Emily. Sie hatte immer noch einen Schluckauf. Leslie schnappte sich einen warmen Bademantel aus Emilys Schrank und zog ihrer Schwester Hausschuhe an. Auch ohne daß Emily sich erkältete, standen die Dinge schon schlimm genug, und wenn der Schock, den sie erlitten hatte, nur halb so schlimm war, wie es aussah, mußte sie sich warmhalten. Im übrigen konnte sie Officer Ballantine kaum erzählen, daß das Fenster selbst bei vorgelegter Kette nicht geschlossen blieb.
    »Der Einbrecher muß irgendwo durch ein Fenster geflüchtet sein«, schloß die Polizistin und ging wieder ins Erdgeschoß. Sie trat in Leslies Büro, wo auf dem Schreibtisch noch die Bruchstücke der Kuckucksuhr lagen.
    »War das auch dieser Kerl? Ob er wohl hier begonnen hat, oder hat er hier nur sein Werk vollendet?«
    »Nein, nein. Die Uhr ist mir kürzlich heruntergefallen«, erklärte Leslie. »Ich hatte noch keine Zeit, sie in die Werkstatt zu bringen.«
    Pat Ballantine ging in die Küche. »Wie wär’s, wenn Sie Ihrer Schwester etwas Heißes zu trinken machen? Sie steht

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