Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)
er sie damals …? Vipers Stimme, die ihm scharf über den Mund fährt.
Sanfte Finger auf Catharinas Wangen, seine flussgrünen Augen, verzweifelt und schmerzerfüllt. Der Blick eines Mannes, der innerlich verbrennt.
… vergewaltigt.
Sie erstarrte. Grub die Nägel so fest in die zarte Haut ihres Handballens, dass sie spüren konnte, wie das Blut durch ihre Finger rann und zu Boden perlte.
Auf dem rauen Fels glichen die Tropfen den tiefroten Kelchblättern einer Mohnblume. Doch sie müssten schwarz sein.
Schwarz wie die Finsternis, die ewige Nacht. Denn nun erkannte Catharina mit unbarmherziger Klarheit, wessen Blut durch ihre Adern floss.
“Nein.” Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch. Zu Brechen verdammt, bevor sie überhaupt ihre Kehle verlassen konnte. Sie blickte in Vipers geliebte Smaragdaugen, die sie reuelos angesehen hatten, während er ihr die Wahrheit vorenthielt.
“Du dreckiger Bastard!” Der zornige Schrei ließ eine entsetzte Lerche flatternd aus den Fichten fliehen. Und ihre Wut schmeckte so viel besser als eisige Verzweiflung. Sie spannte ihre Muskeln zum Sprung und stürzte sich fauchend auf Viper.
“Er wollte es mir sagen! Ich habe dir vertraut, du widerlicher Heuchler! Du hast mich belogen! Warum?”
Er wich nicht zurück, ließ sie gewähren. Fing ihre geballten Fäuste nicht ab, die auf seine Brust einschlugen. Ein tränenloses Schluchzen drang aus Catharinas Kehle, ihre Knöchel brannten vor Schmerz und die Schwäche lähmte ihren zitternden Körper. Der Zorn verrauchte.
Vipers Hand legte sich unendlich zärtlich in ihren Nacken, als ihr Kopf an seine Schulter sank. “Es ist gut, mein Herz”, flüsterte er dicht an ihrem Ohr.
“Schschsch …” Sein Arm umschlang ihre zierliche Taille. Er gab ihr Halt, Hoffnung und Geborgenheit, schützte sie vor der ewigen Kälte, die er sein sollte und die er doch nicht war.
Bebend schmiegte sie sich an ihn, verkrallte die Hände in seinem ledernen Wams, während seine Finger sanft durch ihre nassen Locken strichen.
"Lass mich nie wieder los."
Mit einen zögerlichen Lächeln atmete sie seinen Geruch ein. Jene Facetten, die unter der kalten Asche lagen. Eis und Sturm, Stahl, harziger Rauch und eine Winternacht.
Und noch immer schwebte sein Flüstern über ihre Schläfe, beruhigend und tröstlich vereinte es sich mit der Liebkosung seiner Hand in ihrem Haar.
Doch würde dieser süße Moment zersplittern. Sie spürte es, ahnte es, wusste es und fuhr dennoch zusammen, als er kam.
Viper bleckte die Fänge, sein scharfes Zischen durchschnitt die Stille wie eine tödliche Schwertklinge. Einen Wimperschlag später wirbelte er sie beide herum und schob Catharina hinter sich.
Sein wie eine Bogensehne gespannter Rücken ließen sie erkennen, dass er sterben müsste, bevor der Besucher ihr gegenüberstünde.
Des Teufels Aura senkte sich über Quellen, Gräser und Bäume, ließ die Wärme und das pulsierende Leben der Wälder ersterben.
Vollkommen lautlos schritt die Gestalt aus den Schatten, die einem tintenschwarzen Netz gleich um seine Konturen zuckten.
Und die saphirblauen Wildblumen gefroren unter Luzifers Füßen.
Silbertränen
Ihre Augen verfingen sich an Luzifers Gestalt und sahen zugleich nichts.
Sein Körper, das züngelnde Haar und die Züge seines Gesichtes schienen ihr immer wieder zu entgleiten. Es war, als versuche sie mit bloßen Händen Nebel einzufangen.
Catharinas Blicke vergruben ihre flammenden Krallen im vergänglichen Aufschimmern schwarzer Irden, nur um die Erinnerung augenblicklich wieder zu verlieren. Stechende Schmerzenswellen loderten hinter ihren Schläfen und ihre Sinne trübten sich. Schatten wanden sich höhnisch über die Quellen und tiefgrünen Nadelbäume, verdunkelten den Himmel wie wabernde Rauchfinger.
Die irdische Welt verschwamm, ließ Catharina in Finstern Schleiern zurück. Ihre Seele schrie lautlos auf und sie taumelte. Doch da waren seine Hände, schützend und unnachgiebig um ihre Körpermitte, sein dunkles Wispern, das sie zurückbrachte.
Sie kniff die Augen zusammen, barg ihr Herz in seiner Stimme.
Viper hauchte einen Kuss auf ihre Stirn und seine Lippen strichen zärtlichem Flügelschlag gleich über ihre Haut, als er sprach.
“Sei stark, mein Mädchen.”
Sie fühlte den kalten, glatten Stein wie Eis unter ihren bloßen Füßen.
Der Schmerz war nur noch ein flüchtiges Echo, schon verklungen als sie die Schattenwelt verließen in die Luzifer sie gewaltsam
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