Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)
zuckende Licht der Flammen blitzte in seinem Raubtiergrinsen.
Luzifer neigte den Kopf und legte seinen rechten Handrücken vorsichtig auf der geschwungenen Sessellehne ab. “Bereits vor Jahrhunderten sagtest du mir, dass der Tod keine Strafe mehr für dich sei …”
Kaum merklich krümmten sich seine Finger, sodass die elegante bronzene Hand einer halb geöffneten Blüte glich. “Glaubst du das noch immer?”
Vipers Blick ruckte augenblicklich zu Catharina und in ihrem Innern erklang der flammende Schrei seiner Seele. “Nicht jetzt! Nicht jetzt, wo es dich gibt … Nicht jetzt, wo ich dich gefunden habe, kleine Sünde!”
Und sein Lächeln trug den Schmerz eines Abschiedes in sich.
“Bedauerlich, nicht wahr?” Luzifers Hand ballte sich ruckartig zur Faust.
Catharina folgte der kaum wahrnehmbaren Bewegung und kämpfte mit dem Gefühl, in einen schwarzen Abgrund zu fallen, jeglicher Wärme beraubt.
Nein! Ihre Seele war schneller als der Verstand, bäumte sich wie ein verzweifeltes Tier auf und sie wirbelte herum.
Viper war auf die Knie gesunken, die Klauen so fest in den Untergrund geschlagen, dass sich ein Netz feiner Risse über die Fliesen wand.
Sein Körper erzitterte vor höllischer Qual und in den schwarzen Adern an seinen Handgelenken pochte wild der Puls. Aber kein Geräusch glitt über Vipers Zunge, als er zusammenbrach.
“Nein!” Der Schrei erklang, so heißblütig und zerrissen, dass er nicht mehr aus einer menschlichen Kehle stammen konnte. Gesplitterter Stein zerfetzte ihre nackten Knie, als sie neben ihm niedersank.
Ihre Hände strichen fieberhaft über seine Unterarme, suchten nach pulsierendem Blut, einem Zeichen, dass er sie nicht verlassen hatte, noch immer bei ihr war.
“Du lebst ewig. Er kann dir nichts tun … Er kann dir nichts tun …”, flüsterte sie wie in einem unwirklichen Alptraum gefangen. Mühsam öffnete Viper seine Augen. Moosgrüne Nachtkristalle, die im Streit mit ihr vergnügt zu blitzen begannen, sich im Zorn verdunkelten, deren provokantes Glühen sie zur Weißglut trieb und die sie für alle Ewigkeit funkeln sehen wollte, wenn er lachte.
Der von unendlichem Schmerz erfüllte Todeskampf in seinen geliebten Augen entfachte unter ihrer Brust ein Feuer, das sie von innen heraus verbrennen wollte. “Er kann, kleine Sünde. Ich habe meinen Schwur gebrochen … Ein Verrat … legt ihm mein Leben in die Hand.”
Fassungslos zuckte sie zurück, das Blut gefror in ihrer Adern.
“Du hast es gewusst”, hauchte sie.
Wortlos verflocht sein Blick sich mit dem ihren und die Erkenntnis war heiße Glut hinter Catharinas Schläfen. Er hatte es gewusst.
Dass er seinen Tod besiegelte, als er sich Luzifer in jener Nacht widersetzte. Für sie.
“Ah, ist es nicht die Liebe, die uns den größten Schmerz bereitet?”, erklang die fauchende Stimme Luzifers. “Sag es mir, Nazriel! Sag mir, wie weh es tut!”
Ein qualvolles Zucken rann über Vipers Oberkörper, zwang ihn sich aufzubäumen, doch kein Laut entfloh seiner Kehle.
“Nein … bitte”, schluchzte Catharina und tastete nach seinen Händen wie ein Blinder nach dem Sonnenlicht. Und obwohl seine kalte Haut vor unmenschlicher Pein erzitterte, umschlangen seine Finger sanft ihre Handgelenke.
“Du musst … das Band lösen, kleine Sünde. Sonst … reiße ich dich mit mir in die Verdammnis.” Sein gepeinigtes Flüstern ließ das Brennen in ihrer Brust zu einem Feuersturm erwachen.
Ruckartig schüttelte sie den Kopf und fletschte die Zähne. “Niemals!”
Das wilde Zornesfunkeln in seinen Augen verdrängte für einen Herzschlag lang die Qual. “Verflucht, lass mich los, du stures Stück!”, knurrte er erstickt.
“Bis in den Tod nicht.” Das Wispern drang tief aus ihrer Seele, barg all ihren Schmerz und die Verzweiflung in sich.
Viper schloss atemlos die Augen, nur um sie im nächsten Lidschlag erneut in den ihren zu versenken. “Ich will, dass du lebst, Meus Animus”, flüsterte er mit solch tiefer Entschlossenheit, dass die Worte sie wie schützender Nebel umwoben.
“Ich will, dass du bei Dämmerlicht mit den Elfen tanzt. Ich will, dass dein Herz singt, wenn das Morgenrot erstrahlt. Ich will, dass du lachst, unbändig und frei, wie es nur meine Wildkatze kann …”
Ihr Blick begann zu verschwimmen, das fremdeste Gefühl, das sie je empfinden könnte und der Atem erzitterte peinvoll in ihrer Kehle. “Bitte.”
“Ich will, dass du mit Nox den Wind jagst und das Feuer des Lebens deine
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