Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)
sie nicht mehr verletzen.
Des Teufels goldene Klauen glichen scharf gebogenen Dolchen und sein Zornesschrei ließ die hohen Wände erzittern.
“Beantworte meine Frage!”, trällerte sie fordernd, spielte mit dem Satan, der ihr Vater war und versenkte ihren Feuerblick in dem seinen.
Allzu plötzlich erhob Luzifer sich aus dem sprungbereiten Kauern und musterte die Sirene geneigten Kopfes.
“Eine Gunst sei dir gewährt …”, schnurrte der Herr der Hölle nach ewiglichem Schweigen.
“Gib ihn frei.” Das Wispern glitt von süßer Hoffnung erfüllt über ihre Zunge, ließ die Finsternis durch flammendes Morgenrot zersplittern. “Entbinde Viper von seinem Schwur.”
Ganz langsam spreizte Luzifer die Finger, sah für einen Atemzug lang an ihr vorbei und ein unbestimmtes Gefühl blitzte in seinen Nachtaugen.
Es war weder Wut noch Hass, vermochte von keinem Sterblichen gedeutet zu werden und schien der irdischen Wirklichkeit beinahe fern.
Doch sie wusste, dass es allein Viper galt.
“Deiner Seele gebührt die Freiheit, folge mir nicht, mein Bruder.” Luzifers Stimme glich einer schattenhaften Melodie voller Verheißung, während er die Worte aussprach, die älter waren als die Zeit.
Ruckartig wandte er seine Handflächen gen Boden und seine Blicke strichen liebkosend über ihr Gesicht, verharrte funkelnd bei ihren Augen.
“Du bist ihr so ähnlich”, sagte er, versonnen und leise, dass die Worte beinahe mit dem Knistern der Flammen verschwammen.
Sie hob das Kinn in einer stummen Herausforderung, erwiderte seine Bemerkung mit einem erzürnten Knurren.
Der Hauch eines Lächelns umspielte Luzifers Lippen.
Catharina beobachtete ihn noch drei Herzschläge lang, dann drängte ihr Körper darauf sich umzuwenden.
Zwei lederumspannte Arme, die sich neckisch um ihre Taille schlangen, vereitelten ihr Vorhaben.
“Ist das der Moment in dem ich diabolisch kichernd unseren Sieg verkünden müsste, Liebes?” Sein dunkles Flüstern wanderte an Catharinas Halsbeuge hinauf, bevor er die Lippen an ihre Kehle legte. Er lachte.
Ihre Seele sang, entlockte ihrer Zunge einen Freudenschrei und sie wirbelte herum, legte beide Hände in seinen Nacken und zog ihn ungestüm zu sich herab.
Viper vergrub seine Finger in Catharinas Haar und eroberte ihre Lippen mit einem feurigen Kuss. Ihr Bein umschlang besitzergreifend seine Hüften, im wilden Freudentanz und mit der Entschlossenheit, ihn nie wieder loszulassen.
Er löste sich nur weit genug von ihr, um in ihre Augen sehen zu können.
Seine Hände glitten an ihren Flanken hinab und einen Atemzug später hob er sie schwungvoll von den kalten Fliesen.
Erst nach unzähligen Herzschlägen schien Viper sich wieder seiner Umgebung zu entsinnen, obgleich er noch immer keinen Blick an Luzifer verschwendete.
Er lehnte seine Stirn an die ihre, barg ihr versunkenes Lächeln in seiner Seele und musterte sie eindringlich.
“Wir müssen an den Wächterdämonen des Neunten Kreises vorbei, denn hier kann ich dich nicht in die Schattenwelt führen”, wisperte er und sie schloss für einen Wimperschlag die Augen, als sein Atem an ihren Lippen zerschellte.
“An diesen Biestern vorbei zurück ins Leben. Folgst du mir?”
“Für immer”, lachte sie vergnügt, wollte der Furcht keinen Raum in ihrem Geiste lassen.
Ein letztes Mal sah Viper zu Luzifer zurück und Catharina folgte seinem glühenden Blick. Der Herr der Unterwelt hatte ihnen den Rücken zugewandt, eine regungslose Silhouette vor dem Kaminfeuer. Der Flammenschein spielte auf seinem hellgoldenen Haar. “Geht.” Samtweich, kühl, beherrscht und scheinbar emotionslos.
Schmerz zuckte für einen Herzschlag lang über Vipers Züge, allzu schnell wieder verborgen. Auch der Herr der Lüge war ein meisterhafter Spieler.
Er wandte sich um und legte beide Hände an die eisernen Türflügel des Neunten Kreises, angespannt und erwartungsvoll. “Kleine Sünde?”
Wortlos trat Catharina neben ihn und seine Finger strichen noch einmal über ihre zarten Wangenbögen.
Sie sog den Atem tief in ihre Lungen, ließ die Sinne der Jägerin erwachen und streckte die Silberklauen zum Kampf. Viper stieß das Tor kraftvoll auf und huschte augenblicklich vor Catharina, beachtete ihr wütendes Fauchen nicht.
Doch kein Grollen, kein widerwärtiges Kreischen durchschnitt die Luft. Er erstarrte vor Verwunderung und sie blickte an ihm vorbei in den dämmrigen Gang.
Ascheflocken und spröde Federn tanzten im Licht der umgestürzten
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