Die Hüterin des Schattenbergs
und mir anhören, was er zu sagen hat. Dann sehen wir weiter.«
»Wenn dann noch genug Zeit bleibt.«
»Das können wir nur hoffen.« Elaries nickte matt. Sein Gesicht war grau geworden. Er griff wieder nach dem T ürknauf. »Ihr müsst mich jetzt allein lassen. W enn die V ersammlung beendet ist, lasse ich euch rufen. V ielleicht habe ich bis dahin eine Idee.«
11
A ls Rik und Jordi in den Flügel des Gebäudes zurückkehrten, in dem die Hüter des Neunten Zirkels untergebracht waren, wurden sie von bewaffneten W achposten empfangen.
Einer der Männer zückte sein Kurzschwert und trat auf Rik und Jordi zu. »Mitkommen!«, befahl er barsch. »Der Meistermagier will euch sehen!«
»Warum?« Jordi warf Rik einen hilfesuchenden Blick zu.
Rik wollte etwas sagen, blieb die A ntwort dann aber schuldig, weil er sah, wie sich nach und nach die T üren öffneten und die anderen Hüter in Begleitung von W achen auf den Gang geführt wurden. Jemina wehrte sich und wurde von einem W achposten grob am A rm mitgezerrt. Rik wäre gern zu ihr gegangen, doch angesichts der vielen W achen wagte er nicht, mit ihr zu reden.
Als alle beisammen waren, nahmen die W achen die Hüter in die Mitte und führten sie durch die Feste zum Ratssaal, wo sich die Magier bereits versammelt hatten. Rik schaute zu Elaries, der schon an seinem Platz saß, aber das Gesicht des alten Magiers blieb so ausdruckslos wie die Mienen der anderen Ratsmitglieder.
Die W achen wiesen die neuen Hüter an, in den hinteren Reihen Platz zu nehmen, blieben aber rechts und links von ihnen stehen, als wären sie Gefangene und keine Gäste. A ls Jemina sich setzen wollte, rief Corneus: »Du nicht!«
Jemina warf Rik einen erschrockenen Blick zu, aber er konnte nur hilflos mit den Schultern zucken.
»Komm her!« Corneus Befehlston duldete keinen W iderspruch.
Zögernd trat Jemina vor. Mit gesenktem Blick ging sie zwischen den beiden T ischreihen hindurch, an denen die Ratsmitglieder saßen, und blieb dann vor dem T isch stehen, an dem Ulves und Corneus sie erwarteten.
Corneus erhob sich. »Du behauptest also, in der W elt der A hnen gewesen zu sein«, herrschte er Jemina an. Seine Stimme bebte vor Zorn.
»Ja.« Jemina flüsterte fast. Rik wäre am liebsten zu ihr geeilt, um ihr beizustehen, aber die Haltung der W achen ließ keinen Zweifel daran, dass sie das unterbinden würden.
»Lauter!« Corneus schlug mit der flachen Hand auf den T isch.
»Ja, ich war dort.«
»Und du hast die Geister der verstorbenen Hüter getroffen.«
»Ja.« Diesmal gelang es Jemina gleich bei der ersten A ntwort, laut zu reden.
»Ferner behauptest du, dass diese dir zugeflüstert hätten, was zu tun ist, um aus den Eleven einen neuen Hüterzirkel zu formen.« Corneus’ Stimme hatte einen lauernden Unterton angenommen. Rik ahnte, worauf er hinaus wollte. Jemina nestelte verlegen an dem Saum ihres Gewandes: »Das habe ich dem Rat doch alles schon berichtet.«
»Ja!« Corneus schnappte nach Luft. »Ja, genau das hast du dem Rat berichtet. Mit schönen und salbungsvollen W orten. A ber du hast gelogen!« Das letzte W ort schrie er fast.
Ein Raunen durchlief die Reihen der Ratsmitglieder, die offensichtlich nicht wussten, warum Corneus sie zusammengerufen hatte.
»Du hast gelogen!«, fuhr Corneus mit machtvoller Stimme fort. »Gib es zu. Du warst nie in der Halle der A hnen. Du hast nie mit den Geistern der Hüter gesprochen. V or allem aber hast du nie auch nur einen Hinweis darauf bekommen, wie aus den Eleven Hüter werden können. Du hast uns allen etwas vorgemacht. Du hast uns aufs Schändlichste hintergangen, obwohl du weißt, was das für Selketien bedeutet!«
»Das … das stimmt nicht.« Rik sah, wie Jemina bei ihren W orten zitterte. »Ich war bei den A hnen. Ich habe die Hüter getroffen und Orekh auch, und ich …«
»Du vergisst, dass sie eine Reine ist, Corneus. Sie kann gar nicht lügen«, fiel Elaries Jemina gerade rechtzeitig ins W ort.
»Und doch hat sie es getan!« Corneus ließ sich nicht beirren. »Das kann ich beweisen!«
»Und wie?«
»Ganz einfach.« Corneus straffte sich. »Heute Morgen bin ich zur Säule der Schattenmagie gegangen, um nachzusehen, ob dem V erfall der Magie durch den neuen Hüterzirkel Einhalt geboten werden konnte. Und was finde ich dort vor?« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Eine Magie, die noch schwächer und blasser ist als zuvor. Eine Magie, die dem A nsturm der Schatten kaum noch etwas entgegenzusetzen hat, obwohl sie
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