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Die Hüterin des Schattenbergs

Die Hüterin des Schattenbergs

Titel: Die Hüterin des Schattenbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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»Wie … wie ist das möglich? W as ist mit den Eleven?«
    »Die Hüter sind ertrunken. Im Nebelsee. Den Eleven geht es gut. Sie warten in Galdez’ Hütte.« Corneus sprach bewusst langsam und schleppend, wie unter einer schweren Last. Dann berichtete er Ulves mit knappen Sätzen, was er von Rik und Jemina erfahren hatte und schloss seine A usführungen mit den W orten: »Heute Morgen erreichte mich ein Bote vom Schattenberg: Es scheint, dass die Magie des Bergs zu schwinden beginnt. Die Schatten regen sich und gebärden sich immer ungeduldiger.«
    »Warst du schon bei der Säule?«, fragte Ulves scheinbar zusammenhangslos. »Vielleicht gibt es auch dort eine V eränderung.«
    »Noch nicht«, Corneus wusste auch ohne eine Erklärung, was Ulves meinte, und schüttelte den Kopf. »Ich wollte nachher dorthin gehen.« Er verstummte und schwieg einen A ugenblick. Dann fuhr er fort, als hätte Ulves ihn nicht unterbrochen: »Die Lage scheint mir sehr ernst zu sein. W ir können nur hoffen, dass es uns gelingt, den Eleven die W eihen zum Hüter angedeihen zu lassen, ehe die Magie des Schattenbergs zu schwach ist, um die Schatten zu halten.« Er war selbst erstaunt, wie leicht ihm diese Halbwahrheit über die Lippen ging. »Wenn das nicht möglich sein sollte, müssen wir eine andere Lösung finden. W enn du also weißt, was getan werden muss, dann sag es uns, im Namen der Götter.«
    Ulves antwortete nicht. Steif saß er auf seinem Stuhl, den Blick in die Ferne gerichtet, als könnte er dort etwas sehen, was den anderen verborgen blieb.
    »Oh Schatten, Ulves! W ir haben nicht viel Zeit«, drängte Corneus. »Also: W as ist es, was die Hüter mit den Novizen nach der Prüfung auf Doh-Jamal getan haben?«
    »Sie haben ihre Gabe mit ihnen geteilt.«
    »Ihre Gabe?« Corneus war sich nicht sicher, ob Ulves wusste, was er da redete. Ein kurzer Blick zu Rik und der Novizin zeigte ihm, dass auch sie verwirrt waren. »Was für eine Gabe?«
    »Die Gabe, sich mit der Magie zu verbinden, die die Schatten im Berg hält.« Ulves schien mit seinen Gedanken noch immer woanders zu sein, aber seine W orte klangen, als würde er sie bewusst wählen. »Jeder Hüter muss seinen Novizen mit der Schattenmagie verbinden, nur dann kann dieser ihm später in das A mt folgen.« Ulves’ Stimme wurde fester, je länger er sprach. »Diese Gabe ist seelengebunden. In dem A ugenblick, da das Bewusstsein des Hüters erlischt, erwacht die Gabe in dem Novizen, dem sie zu Lebzeiten übergeben wurde. Erst wenn dies geschehen ist, kann ich den Novizen zum Hüter weihen. Und erst dann kann die Magie des Schattenbergs fortbestehen.«
    »Und diese Gabe, von der Ihr gesprochen habt, wurde von den Hütern immer im A nschluss an die Novizenprüfung weitergegeben?«, vergewisserte sich Rik.
    Ulves nickte. »Ursprünglich war es so, dass die Hüter sie erst kurz vor ihrem T od an die Novizen weitergaben. Das hatte manchmal zur Folge, dass den Hütern die Zeit dazu fehlte. V or allem, wenn der T od sie überraschend ereilte. Immer wieder geschah es, dass Hüter starben, ohne ihre Gabe weitergereicht zu haben. Es entstand eine Lücke, die die Schattenmagie schwächte, weil die anderen Hüter die Gabe erst in einem komplizierten V erfahren an den Novizen übergeben mussten. Irgendwann entschlossen die Hüter sich dazu, diesen V organg mit der Prüfung zum Novizen zu verbinden, damit auch dann ein Nachfolger bereitsteht, wenn ein Hüter überraschend stirbt.«
    »Aber niemand von uns hat diese Gabe bisher erhalten.« Rik war sichtlich entmutigt. »Die Eleven sind alle noch viel zu jung. Jemina ist seit Langem die Erste, die die Prüfung auf Doh-Jamal abgelegt hat. Zur Übergabe durch ihre Hüterin kam es nicht mehr.«
    »Das bedeutet, dass es in Selketien niemanden mehr gibt, der die A ufgaben der Hüter übernehmen könnte«, folgerte Corneus, der den A usführungen des Zeremonienmeisters mit wachsender Begeisterung gelauscht hatte. Es war unglaublich. Eben noch hatte er mit dem Schicksal gehadert, das ihm so übel mitspielte. Und nun, nur wenig später, schien es ganz so, als ob er der Einzige war, der Selketien vor dem Untergang bewahren konnte. In Gedanken malte er sich bereits aus, wie der Rat ihn auf Knien anflehen würde. seinen Zauber einzusetzen.
    Aber noch war es nicht so weit. Noch war nicht sicher, ob Orekh nicht doch noch einen A usweg vorgegeben hatte. »Es gibt niemanden mehr, der die Fähigkeit besitzt, die Magie des Schattenbergs zu erhalten«, fuhr er

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