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Die Hure: Roman (German Edition)

Die Hure: Roman (German Edition)

Titel: Die Hure: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gustafsson
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aus.
    »Der Richter kann nicht persönlich anwesend sein, aber wir haben eine Videoschaltung«, erklärt Iris trocken, in sarkastisch sachlichem Ton.
    Sie schaltet einen großen Bildschirm ein. Darauf erscheint ein etwa sechzigjähriger molliger, bebrillter Mann in grauer Hose, Hemd und Pullunder. Er sitzt auf einem Bett und hebt die Hand. Seine Haltung ist nicht göttlich-erhaben, sondern eher ein wenig zusammengesunken. Kalla sieht Isis ungläubig an. Isis’ schwarze Augen funkeln. »Wen hast du denn erwartet, etwa Marlon Brando?«
    »Na ja …«
    Isis erklärt, der Leiter sei früher charismatischer gewesen, aber man habe einige Veränderungen vornehmen müssen, weil seine Willkür die Menschen allzu sehr bedrückt hatte. Deshalb habe man Christus lanciert und durch ihn ein jovialeres Oberhaupt.
    »Das ist natürlich relativ, denk nur an den Nahen Osten. Aber die Menschen sind so leicht hinters Licht zu führen. Wenn man nicht allzu vernunftwidrige Forderungen stellt, tun sie fast alles. Die kleinen Dummerchen!«
    Als Vertreterin der Menschheit würde Kalla gern protestieren, doch bei genauerem Nachdenken erkennt sie, dass es sich tatsächlich so verhält.
    Isis nimmt einen Notizblock zur Hand. Kalla betrachtet den Opa auf dem Bildschirm und merkt, dass er Isis auf den Busen stiert. Isis befeuchtet ihren Zeigefinger und reibt sich den Nippel. Dann verliest sie Kallas Straftaten.
    PUNKT 1: HOMOSEXUALITÄT. Frauen dürfen untereinander nur dann heißen Lesbensex treiben, wenn ein Heteromann zuschaut. Frauen sollten einander keinen echten Orgasmus verschaffen, dürfen ihn aber vortäuschen; in diesem Fall müssen sie jedoch den anwesenden Heteromann ansehen, als sei in Wirklichkeit er derjenige, der den Orgasmus auslöst. Heißer Lesbensex darf auch vor der Kamera getrieben werden, doch dann ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung, dass die Videos/Fotos für Heteromänner bestimmt sind. Am besten wäre es jedoch, dass heißer Lesbensex, sofern er denn getrieben wird, immer damit endet, dass ein Heteromann in das Gesicht einer der beiden Frauen oder besser beider ejakuliert, nachdem er zuvor Analverkehr mit ihnen hatte.
    PUNKT 2: WÄHLERISCHE PROSTITUTION. Die Prostitution ist für Frauen der beste und passendste Beruf, und ihre Ausübung ist zu unterstützen. Es wäre jedoch ratsam, dass ein anderer, vorzugsweise ein Mann, den Profit einstreicht, denn zu viel Geld macht eine Frau rasch allzu unabhängig. Zudem – und das ist der schwerwiegendste Vorwurf unter Punkt 2 – hat die Angeklagte bei ihrer Geschäftstätigkeit Wucherpreise verlangt, die es vielen Männern unmöglich gemacht haben, ihre Dienste in Anspruch zu nehmen. Ein angemessener Preis wären zwanzig Euro für eine halbe Stunde wie in diesem einen Thai-Massagesalon. Das könnten sich die meisten leisten, und diejenigen, die nicht genug Geld haben, sollten vielleicht umsonst bedient werden. Zudem hat die Beklagte Sex mit anderen als normalgesunden Männern abgelehnt, was eine schwere Verfehlung ist, denn gerade eine Prostituierte sollte jeden Freier akzeptieren, weil sie ohnehin von Natur aus obszön und lüstern ist.
    PUNKT 3: MORD UND SCHWERE KÖRPERVERLETZUNG. Dies ist der gewichtigste Anklagepunkt. Die Beklagte hat die psychische und physische Unversehrtheit eines Menschen, den wir hier als Opfer bezeichnen, denn das ist er ja, verletzt, und zwar wiederholt und an mehreren Körperpartien, und schließlich seinen Tod herbeigeführt.
    »Aber er hat mich doch vergewaltigt!«
    Isis seufzt schwer und fragt, ob das denn wirklich so schlimm sei: Die Tat habe ja nicht einmal Kallas Geschäftstätigkeit beeinträchtigt.
    »Aber ich wollte nicht!«
    »Was eine Frau will, spielt keine Rolle. Die Hauptsache ist, gefällig zu sein«, erklärt Isis ihr wie einem kleinen Kind.
    Der Opa sagt: »Gut, gut«.
    Isis lächelt ihn herzig an, aber nur mit den Lippen, nicht mit den Augen. »Wozu verurteilen wir diese Frau?«, fragt sie mit Kleinmädchenstimme. Na ja, mit der Stimme eines rauchenden kleinen Mädchens.
    »Ich finde Steinigungen immer hübsch«, antwortet der Opa.
    »Aber das ist so einfallslos, Herr.«
    Der Opa blickt sie streng an, doch da schiebt Isis das Becken vor, steckt den Daumen in den Hosenbund und zieht die Shorts so weit herunter, dass er ihre schwarzen Schamhaare sieht.
    »Na schön, entscheide du«, meint er.
    Isis klatscht in die Hände und lächelt. Auch der Onkel lacht auf. Isis wühlt wieder in ihrem Koffer. Sie holt ein Brechmittel

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