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Die Hure: Roman (German Edition)

Die Hure: Roman (German Edition)

Titel: Die Hure: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gustafsson
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das wissen nur Persephone und Hades selbst.

Vor langer, langer Zeit gab es eine Bibliothek, die nur von Frauen verfasste Bücher enthielt. Es war eine große Bibliothek mit Hunderttausenden von Bänden. Außerdem war sie wirklich hübsch eingerichtet. Doch dann bemerkte irgendein Mann, dass Bücher eine ernsthafte Angelegenheit sind. Er wurde zornig und verbrannte die Bibliothek. Für Jahrtausende verschwand die Kunst des Lesens und Schreibens, bis man sich wieder an sie erinnerte. Da waren die Männer schon so schlau, dass sie mit aller Kraft versuchten, die Frauen von dieser Kunst fernzuhalten. Noch heute ist Literaturgeschichte in erster Linie die Geschichte männlicher Autoren.

6.
    WE LIKE BOYS IN CARS, BUY US DRINKS IN BARS,
WITH HAIR SPRAY AND DENIM.
BOYS, BOYS, BOYS: WE LOVE THEM!
WE LOVE THEM!

    SKANDAL: Busenwunder stirbt DROGEN tod im Klo! SENSATIONS bilder!
    Auf der Toilette eines Helsinkier Restaurants starb ein berüchtigtes Honig-Häschen an einer Überdosis Rauschgift. Die Skandalblondine wurde leicht bekleidet auf dem Fußboden der Damentoilette gefunden, sie war an ihrem Erbrochenen erstickt. »Es war ein furchtbarer Schock«, kommentierte ein Mitarbeiter des Restaurants.
    Die Sexbombe war teilweise finnischer Abstammung.
    Milla ruft bei Aphrodites Bekannten an und übermittelt ihnen die traurige Nachricht. Alle versprechen, zur Beerdigung zu kommen. Doch als Milla und Kalla im kleinen Schwarzen vor der Kapelle stehen, um die Gäste zu empfangen, erscheint außer der geifernden Presse nur Aphrodites Witwer.
    »Wer hat dein Kleid entworfen?«, ruft ein Reporter.
    »Keine Ahnung, irgendein Schwuler«, antwortet Milla.
    »Und deins?«, wird Kalla gefragt.
    Sie sieht Milla verdrossen an. »Wir sollten wohl anfangen«, meint sie.
    »Joop«, erklärt Milla.
    Da kurvt ein Panzer auf den Parkplatz des Friedhofs. Ein muskulöser Mann in Cargohose und einem eng anliegenden, ärmellosen schwarzen Hemd springt heraus. Er hat dunkles Haar und trägt eine Pilotenbrille.
    »Wer zum Teufel ist das?«, flüstert Milla.
    »Ziemlich … männlich.«
    Hephaistos kehrt dem Ankömmling den Rücken zu und humpelt in die Kapelle. Die Fotografen verewigen seine mühsamen Bewegungen. Er ist von Trauer gebrochen und obendrein zutiefst beleidigt.
    Der muskulöse Mann geht zu den Frauen, nimmt die getönte Brille ab und stellt sich so undeutlich nuschelnd vor, dass sie nicht sicher sind, ob er seinen Namen genannt oder nur etwas gebrummt hat. Es ist Ares, und sein Gesicht ist völlig ausdruckslos.
    »Okay …«, sagt Milla.
    »Ja«, sagt Kalla. »Vielleicht fangen wir jetzt an.«
    Die Türen zur Kapelle werden bereits geschlossen, als Artemis sich zwischen den Medienvertretern hineindrängt. Sie hat fürchterliche Tränensäcke, und ihre Wangen sehen noch hohler aus als sonst.
    Es sind nicht viele Trauergäste gekommen. Das stellt auch die Presse fest:
    Begräbnis der Super-Blondine – EXKLUSIVFOTOS! – Einsamer Tod!
    Zu der Beerdigung des Superhäschens kamen nur wenige Trauernde, darunter zwei bekannte Freudenmädchen. ›Ich trage von Schwulen geschneiderte Kleider‹, erklärte die eine. Der ehemalige Freund und der ehemalige Mann trugen die Sexbombe in gespannter Stimmung zu Grabe. Die Megasexblondine hatte zu einem gewissen Grad finnischen Familienhintergrund.
    Der Pastor spricht. Milla weint. Kalla weint, aber etwas weniger. Hephaistos heult geradezu. Ares setzt die dunkle Brille auf. Artemis trommelt mit den Fäusten an die steinerne Wand der Kapelle, Jesus fällt vom Kreuz. Kallas Ehemann sabbert und sagt: »Kraaaaaa.« Kalla stopft ihm das Gesangbuch in den Mund, es schickt sich doch nicht, auf einer Beerdigung zu grölen.
    Der Organist spielt den Trauermarsch.
    Ares klemmt sich den Sarg unter den Arm und trägt ihn zum Grab.
    Skandalsex-Häschenblondine unter die ERDE gebracht!
    Die Honigtitten-Busensensation ist nicht mehr: RIESENTRAUER. FOTOS!
    Sie war vielleicht zum Teil sicher ein bisschen finnisch, wenigstens im Prinzip.
    »Jetzt habe ich gar nichts mehr«, weint Hephaistos beim Beerdigungsdrink.
    »Du hast nie etwas gehabt«, erwidert Ares und schlägt ihm auf die Schulter.
    Hephaistos schluchzt noch heftiger. Milla klopft ihm auf den Rücken. Sie überlegt, ob sie dem trauernden Witwer ihre Trostfotze anbieten soll. Vielleicht zum halben Preis. Oder nein, fünfundzwanzig Prozent Rabatt reichen wohl … Ist das jetzt eine dieser moralischen Entscheidungen?
    Ares ist wirklich attraktiv. Er krault Kallas

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