Die Hure: Roman (German Edition)
schon getan, als es noch nicht üblich war. Deshalb gibt Milla ihm keine fünfzehn Prozent Rabatt, sondern nur eine fünfprozentige Erleichterung. Auf den Preis.
2. ER HAT DIE ÄRGERLICHE ANGEWOHNHEIT, MILLA ALS SEINE FREUN DIN ZU BEZEICHNEN. Oder als seine »Freundin«. Wenn Milla die »Freundin« von irgendwem wäre, dann gewiss nicht die eines zehn Jahre älteren Fettwanstes mit Mecki-Frisur.
3.ER ÄHNELT EIN WENIG EINEM SCHWEIN. Oder genauer gesagt, einem Menschen, von dem man sagt, er habe Ähnlichkeit mit einem Schwein. Schweine sehen ja letzten Endes ganz anders aus: niedlich und sympathisch. »Jani« hat eine rötliche Haut, hellblonde Augenbrauen und runde Backen. Und er riecht ein bisschen wie Babys.
Sie treffen sich in »Janis« Wohnung. »Jani« sagt, wenn Milla nicht so eine kostspielige Freundin (»Freundin«) wäre, könnten sie in ein Hotel gehen. So aber müssen sie sich mit seiner Wohnung begnügen, die man lediglich als neutral bezeichnen kann.
»Deine Wohnung hat genug Ähnlichkeit mit einem Hotel.«
»Danke.«
Doch das ist kein Kompliment. Es bedeutet nur, dass die Möbel ein wenig beige sind und an den Wänden Gemäldekopien mit Landschafts- oder Blumenmotiven hängen.
»Jani« setzt sich aufs Sofa und erzählt von seinem letzten Segeltörn. Der liegt zwar schon sechs Jahre zurück, aber er behauptet, er hätte im vorigen Monat stattgefunden, denn er möchte als Hobbysegler durchgehen. Milla zieht sich aus und fragt, wollen wir poppen? Sie lächelt dabei, damit es nicht unfreundlich klingt.
Milla reicht »Jani« ein Kondom und so weiter.
Zum Schluss will »Jani« es von hinten, und Milla kniet sich aufs Bett. Das ist eine gute Stellung, denn so braucht sie das Gesicht des Mannes nicht zu sehen. »Jani« tut irgendetwas hinter ihr.
»Was machst du?«
»Ich zieh bloß den Präser besser zurecht. So.«
Und wirklich hat »Jani« den Präser zurechtgezogen. Er hat ihn abgezogen. Als es ihm kommt, liegt das Kondom in seiner Faust, leblos und nutzlos wie altes Leder.
»Das hat gutgetan«, sagt »Jani«, als er sich auf dem Bett ausstreckt.
»Schön.«
Milla steht auf, um sich anzuziehen. Etwas rinnt ihr am Schenkel herunter. »Was ist das für eine Soße?«
»Das ist sicher so eine weibliche Ejakulation.«
»Aha.«
»Ja, das ist es.«
Milla geht nach Hause und denkt nicht weiter über die Sache nach. Außer insofern, als sie vielleicht keine Lust mehr hat, sich mit »Jani« zu treffen, weil er 4. immer so allwissend tut.
Einige Wochen später wundert Milla sich: »Wo bleiben meine Tage?«
Sie ruft Kalla an.
MILLA: Hallo, wie geht’s?
KALLA: Carl Gustav ist gerade gekommen.
MILLA: Carl Gustav?
KALLA: Ja. Warum erfinden die immer so komische Decknamen?
MILLA : Bei mir nicht. Unter meinen Stammkunden sind vier verschiedene Jormas.
KALLA: Wie heißen wohl deren Kinder?
MILLA: Einmal ist es mir passiert, dass ein Pentti angerufen und ein Treffen ausgemacht hat, und dann haben wir uns getroffen, und ich habe festgestellt, dass der Typ sich früher Erkki genannt hat.
KALLA: He, lass das!
MILLA: Hä?
KALLA: Ach, die Arschfresse hat meinen Hausfrieden vom Balkon geworfen. Wolltest du über was Bestimmtes reden, Milla?
MILLA: Ach ja, richtig. Was meinst du, bin ich krank? Meine Tage kommen nicht.
KALLA: Vielleicht bist du schwanger?
MILLA (fröhlich lachend): Unmöglich!
Doch das Pflänzchen des Zweifels beginnt in ihr zu wachsen. Nach einer halben Stunde ist es bereits so groß, dass sie in die Apotheke geht und einen Schwangerschaftstest kauft. Die sind teurer, als sie erwartet hatte. Außerdem gibt es viele verschiedene Marken. Die teuersten sind vielleicht zuverlässiger, oder auch nicht.
Es ist fast unmöglich, den Test zu machen, ohne sich die Hände zu bepinkeln. »Wer entwirft die Dinger?« Milla ruft Kalla erneut an.
MILLA: Total unbrauchbar, diese Schwangerschaftstests.
KALLA : Was ist denn rausgekommen?
MILLA: Ach ja.
Milla holt das Röhrchen vom Klo.
MILLA: Warte mal eben, ich guck nach, was das bedeutet.
Sie schweigt lange.
KALLA: Bist du noch dran?
MILLA: Äh, ja. Sieht so aus, als wäre ich schwanger.
Kalla nimmt Furcht und Schrecken mit und geht zu Milla. Im Treppenhaus hört sie hinter sich den allein zurückbleibenden Mann heulen. Sie blickt sich um und überlegt, ob Gott oder irgendwer sie beobachtet. Vielleicht nicht.
»Wer ist der Vater?«
»Gute Frage!«
»Aber irgendwer muss es doch sein.«
Milla zuckt die Achseln und erklärt, sie nehme es
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