Die Hure: Roman (German Edition)
ein paar ausgewählte Bilder, die folgenden Behauptungen stehen:
Sex macht Spaß. Warum sollte das, was man beruflich tut, unangenehm sein?
Jeder sollte das Recht haben, seine speziellen Fähigkeiten zu Geld zu machen. Manche haben ein besonderes Talent zum Ficken.
Eine Hure verkauft ihrem Kunden etwas Echtes. Anders als z. B. ein Consultant, der etwas verkauft, das in Wahrheit womöglich gar nicht existiert.
Wenn Menschen miteinander Sex haben, tun sie nichts, was der Natur oder der Menschheit schadet. Schon gar nicht, wenn sie verhüten.
Huren achten mehr auf ihr Äußeres als andere Frauen. Huren sind also überdurchschnittlich schön. Es ist besser, schöner zu sein als hässlicher.
Sex verschmutzt die Umwelt nicht. Wenn man es im Dunkeln tut, verbraucht man auch nicht viel Strom.
Huren sind nicht unbedingt lüstern. Sie sind nur gewitzt.
Wenn eine Frau lieber Hure sein möchte als z. B. Putze oder Lehrerin, warum nicht?
Meine Fotze ist meine Fotze. Sie gehört mir, und ich mache mit ihr, was ich will.
Der Erzbischof kommentiert den Vorfall nur knapp: »Sehr bedauerlich.« Man beschließt, die Kirche vorsichtshalber mit Weihwasser und Timo Soinis Pisse abzuwaschen, denn Harnstoff reinigt, vor allem katholischer Harnstoff. Man hofft, dass die Täterin, sofern sie gefasst wird, eine drakonische Strafe erhält. Der Erzbischof beschwichtigt die Leute und sagt, die Kirche würde sich mit einer finanziellen Entschädigung begnügen, die sich auf circa 4,2 Millionen belaufen könnte.
Der Vorfall löst eine irrwitzige öffentliche Debatte aus, die sich darauf zu konzentrieren scheint, dass es unangebracht ist, zu behaupten, Huren sähen besser aus als andere Frauen, denn alle Frauen seien auf ihre Weise hübsch, und innere Schönheit sei wichtiger als rasierte Beine und Schminke und feminine Kleidung, und eine saunafrische Frau sei nun mal die finnische, das heißt die gute Alternative. Außerdem wissen alle, dass zu schöne Frauen Huren sind.
Jemand fragt, ob bei der Gesetzesreform nicht vielleicht doch etwas falsch gelaufen ist, aber nach diesem Terroranschlag auf die Wertvorstellungen des ganzen Volkes richtet sich die öffentliche Meinung eindeutig gegen die Prostituierten. Ein Parlamentsabgeordneter namens Jussi erklärt, man müsse alle rot-grün angehauchten Feministinnen, die solche Meinungen äußern, vergewaltigen. Das sind ziemlich harte Worte, aber auch diesmal hat sein Kommentar keine strafrechtlichen Folgen.
»Zum Teufel noch mal, die Aktion hat die Lage nur verschlimmert«, sagt Kalla zu Milla.
»Meinst du?« Verstohlen schiebt Milla die fast neue Bohrmaschine tiefer unter das Bett.
»Wer tut bloß so was Dummes?«
»Hmm. Keine Ahnung.«
»Ich muss unbedingt richtige Arbeit finden.«
»Was wir machen, ist richtige Arbeit!«
»Nein, wir zahlen ja keine Steuern. Ohne Steuergelder funktioniert die Gesellschaft nicht.«
»Was kriegen wir denn von der Gesellschaft?«
»Na, erstens …«
Kallas Mann fällt etwas aus dem Mund, als er zu lallen beginnt. In seinem Gebrabbel sind einzelne Wörter und eine primitive Syntax zu erkennen.
»Bah, könnte der nicht woanders hingehen?«
»Er hat anscheinend etwas zu sagen.«
Kallas Mann folgt ihr überallhin. Er hat bereits halbwegs menschenähnliche Züge, aber manchmal vergisst er, den Mund zu schließen, und dann läuft irgendwelche Schmiere heraus. Er will sich am Gespräch beteiligen und die Berufsfrage kommentieren.
»Was hat er gesagt?«, fragt Milla.
»Er fände es schön, wenn ich wieder Kellnerin wäre. Seiner Meinung nach ist es irgendwie falsch, dass ich als seine Ehefrau für Geld mit anderen Menschen schlafe. Aber er versteht, dass es im Moment wirtschaftlich notwendig ist.«
»Aha.«
Milla ist wie Vitamin D. Ohne sie wäre das Leben ihrer Freier düster und blutleer. Aber wie das Vitamin D schätzt man Millas spezielle Qualitäten erst bei extremem Mangel.
Deshalb muss sie auch Freier empfangen, die sie nicht besonders mag.
Heute ist »Jani« an der Reihe. Milla weiß, dass Jani nicht sein richtiger Name ist, denn sie hat zufällig einmal seinen Führerschein gesehen, auf dem ein anderer Name stand, den sie aber vergessen hat. Deshalb ist der Mann für sie »Jani« oder manchmal auch der »sogenannte Jani« oder der »Freundinmann«. Oder gelegentlich auch einfach nur ätzende Scheiße. Ohne Gänsefüßchen.
Milla hat drei Gründe, »Jani« als weniger guten Freier zu betrachten:
1.ER VERSUCHT IMMER ZU FEILSCHEN. Das hat er
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