Die Hure und der Krieger
schloss die Augen, ihr wurde die Kehle eng, und sie schluckte. Als sie die Lider wieder aufschlug, sah sie ihre Pein in seinem Blick gespiegelt.
„Sagt mir, Krieger, was soll ich tun?“, fragte sie leise. „Soll ich mich Euch hingeben, nur um später zu sehen, wie Ihr eine andere ehelicht? Was wird aus mir, wenn Ihr der Laird des McDonald-Clans werdet?“
Er berührte sie an der Wange. „Ich würde dafür sorgen, dass es dir an nichts fehlt, das sollst du wissen. Und ich würde nichts tun, was dir Schande bereitet.“
Keeley lächelte verhalten. An Schimpf und Schande war sie gewöhnt. „Wenn Euch etwas an mir liegt, dann lasst auf sich beruhen, was immer zwischen uns ist.“
Er wirkte, als wolle er etwas einwenden, doch sie legte ihm einen Finger an die Lippen.
„Es dämmert bereits, unsere Nacht ist zu Ende. Ich muss mich um Eure Wunde kümmern und Euch etwas zu essen schicken lassen. Danach muss ich den Laird aufsuchen, um zu erfahren, welchen Platz ich auf dieser Burg einnehme.“
„Er wird für dich sorgen“, sagte Alaric fest. „Wenn nicht, bekommt er es mit mir zu tun.“
Sie ließ die Hand sinken und machte sich daran, die Naht zu begutachten.
„Sie ist kaum noch gerötet. In ein paar Tagen werde ich Euch erlauben, das Bett zu verlassen - sofern Ihr Euch nicht sogleich wieder in den Kampf stürzt.“
Ihr Versuch, die Spannung zu lösen, schlug fehl. Alaric musterte sie nach wie vor ernst, sein Blick war trostlos und voller Bedauern. Sie schaute weg und erhob sich vom Bett.
Am Fenster löste sie die Bespannung, um frische Luft und die Morgensonne hereinzulassen. Kurz stand sie einfach da und verfluchte ihr Schicksal und den Umstand, dass sie dessen Klauen nicht zu entrinnen vermochte. Sie umklammerte den Fenstersims, bis ihre Knöchel weiß hervortraten, und starrte in den Sonnenaufgang, das Herz schwer vor Sehnsucht und Kummer.
Ihr Leben - ihre Zukunft - war bereits einmal von anderen besiegelt worden. Sie hatte sich geschworen, dies kein weiteres Mal geschehen zu lassen. Aber ihr Entschluss, ihr Schicksal künftig selbst in die Hand zu nehmen, hatte einen höchst unbefriedigenden Beigeschmack.
Sie hatte getan, was richtig war. Ihre Entscheidung diente ihrem eigenen Schutz. Aber Schutz wovor? Unglück? Schmach?
Dass sie nun allein über ihr Los bestimmte, hätte sich besser anfühlen sollen. Stattdessen machte sich ein dumpfer Schmerz in ihrer Brust breit, das vage Gefühl sich nach etwas zu sehnen, das unerreichbar war.
Keeley wagte einen Blick auf Alaric. Er hatte die Augen geschlossen. Aye, es war besser so, ihrem Verlangen nicht nachzugeben, denn er würde niemals ihr gehören. Wenn sie sich auf eine Liebschaft einließe, würde es nur umso schmerzlicher sein, ihn ziehen zu lassen. Besser war es, gar nicht erst einen Vorgeschmack auf die Sinnesfreuden, die sich ihnen boten, zu kosten.
Sie atmete tief durch, straffte die Schultern und schritt zur Tür. Es war an der Zeit zu klären, wohin ihr Weg sie führen würde. Ewan McCabe hatte die falsche Frau entführt. Er sollte ihr gefälligst sagen, was er mit ihr vorhatte, und ihr ein paar Sicherheiten bieten, sofern er wollte, dass sie bis zu Lady McCabes Entbindung blieb.
Als sie die Große Halle erreichte, schaute Keeley sich neugierig um. Es herrschte rege Betriebsamkeit. Frauen eilten hin und her und gingen ihren diversen Aufgaben nach.
„Keeley! Kann ich etwas für dich tun?“
Sie wandte sich um und sah Maddie aus der Küche treten.
„Wo finde ich den Laird?“
„Er übt sich im Hof mit den Männern im Kampf.“
Keeley lächelte. „Danke.“ Sie drehte sich um.
„Er mag es aber gar nicht, wenn man ihn dabei stört!“, rief Maddie ihr nach.
„ Aye, nun, ich mag es gar nicht, wenn man mich aus dem Schlaf reißt und entführt“, murrte sie leise. Das hatte den Laird keineswegs davon abgehalten, eben dies zu tun.
Auf der Schwelle des Portals, das auf den Burghof hinausführte, hielt sie inne und zog scharf die Luft ein. Zahlreiche Krieger übten sich im Ringen, Schwertkampf und Bogenschießen, und der Lärm, den sie veranstalteten, war schier unerträglich laut.
Sie hielt sich die Ohren zu, während sie die Stufen zum Hof hinab schritt, und umrundete die Kämpfenden, immer auf der Suche nach dem Laird. Als eine Schneeflocke an ihrer Nase vorbeischwebte, blieb Keeley stehen und sah auf. In der Tat, es schneite. Das bemerkte sie erst jetzt, so sehr hatte sie sich darin verbissen, den Laird aufzutreiben.
Bibbernd zog
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