Die Hure und der Krieger
ist. Wage ruhig etwas. Und wenn er dich zurückweist, bekommt er es mit mir zu tun.“
Christina hielt es kaum noch auf dem Stuhl. „Aber ich muss wissen, wann“, drängte sie. „Auf jeden Fall muss ich mit Cormac allein sein.“
„Wenn die Männer heute Abend ihr Bier getrunken haben, werde ich anregen, dass Cormac dich nach Hause begleitet“, erklärte Mairin. „Dann ist es an dir, ihn zu küssen, sobald ihr die Halle verlassen habt - aber nicht draußen, unter den Augen der Wachen. Ich werde deiner Mutter sogleich ausrichten lassen, dass du das Nachtmahl mit mir in der Halle einnimmst.“
Kapitel 16
B eim Nachtmahl saß Keeley neben Mairin, links von ihr Christina. Cormac hatte man den strategisch günstigen Platz gegenüber von Christina zugewiesen. Es war amüsant, den beiden dabei zuzusehen, wie sie dem Blick des jeweils anderen geflissentlich auswichen, jedoch immer dann herüberspähten, wenn sie sich unbeobachtet wähnten.
Cormac wurde von Alaric und Caelen flankiert, und obgleich Keeley sich zusammenriss, ertappte sie sich mehrmals dabei, wie sie zu ihrem Krieger hinübersah. An diesem Abend redete der Laird über die anstehende Vermählung, und es kostete Keeley alle Selbstbeherrschung, um sitzen zu bleiben und lächelnd vorzugeben, dass ihr nichts auf der Welt gleichgültiger sein könnte.
Ihre Wangen spannten bereits von dem aufgesetzten Lächeln, und ihr pochte der Schädel.
Bündnisse, Bürgschaften, drohende Kriege - das alles verblasste angesichts des Umstands, dass Alaric eine andere heiraten und zu den McDonalds gehen würde, um der nächste Laird zu werden.
Das sonst so schmackhafte Essen kam ihr heute trocken und fade vor. Sie aß, weil es außer Kauen und Lächeln nichts zu tun gab. Einen Bissen nehmen und wieder lächeln. Christina zunicken. Über einen Scherz von Mairin lachen. Caelens mürrische Miene ertragen. Und abermals in Alarics Richtung lugen.
Seufzend schob sie das Wildbret auf ihrem Teller mit dem Messer hin und her. Sie wünschte, das Mahl wäre endlich vorbei, damit sie sich zurückziehen und in ein paar Stunden Schlaf Vergessen suchen konnte.
Einmal mehr spähte sie in Alarics Richtung und zog die Luft ein, als sie erkannte, dass er sie unverwandt anschaute. Er sah nicht weg, gab nicht vor, er habe sie nicht betrachtet. Seine Augen schimmerten wie grünes Eis, und sein Blick durchdrang ihren Schutzwall und drohte, ihr die Beherrschung zu nehmen.
Er lächelte nicht. In seinen Augen sah sie all das, was sie selbst empfand, und dennoch konnte sie den Blick nicht abwenden. Nay , wenn er den Mut besaß, ihr seine Qual zu offenbaren, so konnte sie ihm auch die ihre preisgeben. Sie würde nicht so tun, als fühle sie nichts.
Neben ihr räusperte sich Mairin und riss sie aus ihren Betrachtungen. Hastig sah Keeley sich um, doch aller Augen waren auf die Gattin des Lairds gerichtet, die ansetzte, etwas zu sagen.
„Die Tafel wird aufgehoben, und es ist höchste Zeit, dass Christina nach Hause zurückkehrt. Bei diesem grässlichen Wetter würde sich ihre Mutter sonst noch Sorgen machen.“
Sie schenkte Cormac ein liebliches Lächeln. „Cormac, wärest du wohl so gut, Christina zu begleiten? Ich möchte nicht, dass sie allein durch dieses Unwetter irrt.“
Kurz machte Cormac den Eindruck, als habe er seine Zunge verschluckt, ehe er hastig zu Christina blickte und aufsprang.
„Natürlich, Mylady.“
Ewan warf seiner Gemahlin einen gequälten Blick zu, und Caelen schaute wie stets mürrisch drein, während Cormac zu Christina trat und ihr den Arm bot.
Schweigen senkte sich über die Tafel. Es war, als schauten alle zu, wie Cormac seine Christina ein wenig linkisch aus der Halle führte. Als sie fort waren, seufzte Ewan und sah seine Frau durchdringend an.
„Was plant Ihr nun wieder, Weib? Wollt Ihr die beiden verkuppeln?“
Mairin lächelte und tauschte einen verschwörerischen Blick mit Keeley, ehe sie sich ihrem Gemahl zuwandte.
„Wäre es Euch lieber gewesen, wenn sich Christina allein auf den Heimweg begeben hätte? Herrje, sie könnte ausgleiten und stürzen, und was sollen wir dann ihrer Mutter sagen? Dass der Laird ein junges Mädchen bei diesem Wetter ohne Begleitung hinausschickt?“
Ewan McCabe richtete den Blick zur Decke. „Wieso frage ich überhaupt?“
„Na, na, liebster Gemahl. Lasst Euch Bier nachschenken und erzählt mir von Eurem Tag“, erwiderte sie unschuldig lächelnd.
„Ihr wisst genau, wie mein Tag war, denn den habe ich soeben
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