Die Hure und der Krieger
hineingelaufen, und zum Glück hat es niemand gesehen.“ Mairin wirkte nicht überzeugt, ließ die Sache aber auf sich beruhen.
„Und nun sagt mir, wie Ihr Euch fühlt.“
„Ich bin müde, aber ansonsten wohlauf. Ein wenig mitgenommen noch, aber ich bin froh, dem Bett entronnen zu sein.“ Flehentlich sah sie Keeley an. „Ewan macht mich schier wahnsinnig. Ich habe ihm gesagt, dass zahllose Frauen das Kindbett nach so vielen Tagen längst verlassen hätten, aber er verschließt sich jedweden Argumenten.“
Keeley lächelte. „Ich wüsste nicht, was dagegen spräche, dass Ihr kurz aufsteht und Euch streckt.“
„Ich würde Isabel so gern am Feuer stillen. Ich habe es herzlich satt, herumzuliegen.“
„Oh, Isabel habt Ihr sie genannt? Welch schöner Name.“ Mairin strahlte vor Stolz und Liebe, als sie das schlafende Kind in ihren Armen betrachtete. „Aye, Ewan wird es bekannt geben, sobald der König eintrifft.“
Keeley schluckte, wandte sich ab und beschäftigte sich damit, Dinge zu ordnen, die gar nicht geordnet werden mussten. „Wird er bald eintreffen?“
„Aye. Ewan hat ihm eine Nachricht geschickt, noch ehe Isabel zur Welt gekommen ist. Der König möchte Alarics Hochzeit beiwohnen. Wir erwarten jeden Tag einen Boten, der seine Ankunft ankündigt.“
Keeley setzte eine unbewegte Miene auf und streckte die Arme nach dem Kind aus. „Gebt sie mir, ich lege sie in die Wiege, und dann helfe ich Euch zum Stuhl am Kamin. Wünscht Ihr, dass ich Euch beim Waschen und Umkleiden helfe?“
„Oh, das wäre wundervoll“, hauchte Mairin.
Als das Kind in der Wiege lag, ließ Mairin sich von ihr aufhelfen. Sie saß auf der Bettkante, während Keeley sie geschickt auszog, wusch und ihr ein duftend sauberes Gewand anlegte. Anschließend half sie Mairin auf die Beine.
„So schlimm ist es gar nicht“, beschied die Gattin des Lairds triumphierend. „Ich fühle mich kein bisschen schwach.“
„Weib, offenbar muss ich Euch eine Wache zur Seite stellen, um zu gewährleisten, dass Ihr bleibt, wo Ihr hingehört“, sagte der Laird von der Tür aus.
Keeley stützte Mairin, die erschrocken zusammengezuckt war, und bedachte den Laird mit einem wütenden Blick. „Kommt herein oder bleibt draußen, aber schließt die Tür und sprecht leise. Das Kind schläft.“
Er schien nicht glücklich darüber, herumkommandiert zu werden, fügte sich aber und nahm ein wenig entfernt von Mairin Aufstellung, die Arme vor der Brust verschränkt.
„Oh, nun hört schon auf, ein solch finsteres Gesicht zu machen“, schalt ihn Keeley. „Helft ihr lieber zum Stuhl vor dem Feuer. Sie würde es gern bequem haben, um Eure Tochter zu stillen.“
„Sie sollte im Bett liegen“, grummelte er, tat aber wie geheißen, während Keeley das Kind holte.
„Schaut nicht so düster drein“, sagte nun auch Mairin. „Es geht mir ausgezeichnet. Müsste ich noch einen Tag länger im Bett verbringen, würde ich den Verstand verlieren.“
„Ich sorge mich nur um Euch“, wandte er ein. „Ich möchte, dass Ihr und Isabel gesund und munter bleibt.“
Er setzte sich aufs Bett und sah von dort aus zu, wie sie Isabel an die Brust legte. In seiner Miene lag ein Anflug von Ehrfurcht, und in seinen Augen leuchtete Liebe. Es war ein Anblick, der ans Herz ging.
„Beinahe hättet Ihr mich vergessen lassen, weshalb ich eigentlich gekommen bin“, sagte er schließlich vorwurfsvoll. „Euch auf den Beinen zu sehen hat mich völlig aus der Bahn geworfen.“
Mairin lächelte breit. „Das kommt wahrlich nicht häufig vor, liebster Gemahl.“
Er bedachte sie mit einem sengenden Blick. „Der König wird in zwei Tagen eintreffen. Ich habe ihm, wie ich Euch ja sagte, einen Boten geschickt, um ihn von Isabels Geburt zu unterrichten. Er freut sich sehr darauf, nicht nur Alarics Hochzeit und die Besiegelung des Bündnisses zu feiern, sondern zudem unserer Tochter ihr Erbe Neamh Álainn zu überlassen.“
Keeley erstarrte. Dann fuhr sie fort, das Laken vom Bett zu ziehen, um es durch ein frisches zu ersetzen.
„Ich kann unmöglich noch im Bett liegen, wenn der König ankommt“, jammerte Mairin.
„Ihr werdet Euch nicht überanstrengen“, sagte der Laird entschieden.
„Auf keinen Fall werde ich Alarics Hochzeit verpassen, und wenn Ihr mich nach unten tragen müsst. Seit Tagen bin ich nun schon ans Bett gefesselt, und allmählich wird es mir zu dumm.“ „Es wird Euch kaum schaden, wenn Ihr kurz nach unten geht. Vorausgesetzt, Ihr ruht Euch bis
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