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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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nie sicher gewesen. Allerdings hatte sie ihn auch nie so schreien oder zetern gehört wie aus Maries Hütte.
    Nach einiger Zeit kam Rosa zurück, legte ihre Binsenmatten aus und ging schließlich in die Kammer der Ratsherrin. Als sie wiederkam, hatte auch Lena ihre Arbeit beendet.
    »Wenn du hier fertig bist, geh dich waschen und komm in die Diele. Frau Mindermann möchte etwas sagen.«
    »Habe ich etwas angestellt?«, wollte Lena wissen.
    »Nein, wir sollen alle runterkommen.«
    »Ist gut, ich bin sowieso fertig.«
    In der Diele hatten sich bereits alle versammelt, als Lena sich dazustellte. Helene klopfte an die Tür der Schreibstube und spähte kurz hinein, dann erschien die Hausherrin und trat mit erhobenem Haupt vor die Dienstboten.
    »Es tut mir leid, was in der besagten Nacht hier geschehen ist und dass ihr meinetwegen aus dem Schlaf gerissen wurdet. In der letzten Zeit habe ich kein Maß gehalten. Ich habe diese Sünden dem Priester gebeichtet. Er sagte, das Feuer sei eine Strafe Gottes gewesen und ich solle euch für meine Rettung danken.«
    Die Ratsherrin blickte niemanden Bestimmtes an, aber Lena war auch nicht erpicht auf noch mehr Lob.
    »Ab jetzt werde ich keinen Alkohol mehr zu mir nehmen, denn Alkohol ist ein Werk des Teufels.« Vor allem die männlichen Dienstboten sah die Ratsherrin nun an. »Ich weiß, dass der eine oder andere von euch ebenfalls diesem Teufelswerk zuspricht. Nehmt euch ein Beispiel an mir. Entsagt dem Bösen, beichtet und kehrt auf den Pfad der Tugend zurück. Ab heute wird es hier nur noch für die Gäste starken Alkohol geben. Allen anderen untersage ich es. Wer sich nicht daran hält, wird bestraft. Haben das alle verstanden?«
    Es gab allgemeine Zustimmung, wobei der eine oder andere dabei offenbar mit den Zähnen knirschte, allen voran Wilfried.
    Trotz ihrer beinahe harten Worte entging Lena nicht, wie unsicher die Hausherrin war. Sie hatte gerötete Wangen und sah immer wieder zur Tür der Schreibkammer. Vermutlich war der Hausherr inzwischen heimgekommen und hatte ihr ins Gewissen geredet, mit den Dienstboten zu reden.
    Nachdem Heide Mindermann wieder in der Schreibkammer verschwunden war, löste sich die Versammlung unter leisem Gemurmel auf. Es war jetzt an der Zeit zu essen, und alle begaben sich nach unten in die Küche.
    »Ich bin gespannt, ob sie sich an ihre eigenen Worte halten wird«, sagte Rosa, als sie die Küchentür geschlossen hatte.
    Wilfried schnaubte verächtlich. »Datt glovst ja selvs nich.«
    »Abwaten, Kinners. Nu lasst ihr man nen büschn Tied, um es zu beweisen«, mischte sich Helene ein.
    Lena deckte den Tisch und setzte sich. »War es das erste Mal, dass sie so etwas gesagt hat?«
    »Jo«, antwortete Helene. »Un darum glov ich ihr ock.«
    Lena glaubte der Ratsherrin ebenfalls. Es hatte ehrlich geklungen, und wenn sie wirklich eine gottesfürchtige Frau war, würde sie sich daran halten.
    Am folgenden Nachmittag ließ der Ratsherr Lena in die Schreibkammer rufen.
    »Ich hatte dir etwas versprochen.« Lächelnd reichte er ihr das Holzpferd, das fast wie neu aussah. Sie war hin- und hergerissen. So etwas Schönes hatte sie noch nie besessen, doch sie wollte sich auch von diesem Mann nicht einwickeln lassen. Entschieden schüttelte sie den Kopf.
    »Habt Dank, aber ich kann es nicht annehmen. Es ist einfach zu kostbar.«
    »Es ist nur zu kostbar für jemanden, der es nicht zu würdigen weiß. Du hast es verdient, denn du hast meine Frau gerettet. Bitte nimm es an.« Er hielt es ihr noch immer auf der ausgestreckten Hand entgegen, und so konnte sie einfach nicht anders, als seinem Wunsch zu entsprechen.
    Vorsichtig drehte sie das Pferd in den Händen. Von den Bruchstellen sah man nur winzige Linien, wenn man wusste, wo man nachsehen musste. »Als wäre es nie kaputt gewesen«, sagte Lena beeindruckt.
    Er lachte. »Das habe ich selbst gemacht.«
    »Dann habt Ihr ein großes Geschick.«
    »Was hältst du davon, wenn du bald mal auf einem richtigen Pferd reiten lernst?«
    Lena machte große Augen. »Ich?«
    »Nun ja, wir alle. Ich habe vor, nächste Woche aufzubrechen.«
    »Ich weiß, dass die anderen sich sehr darüber freuen würden.«
    »Dann sag ihnen schon mal Bescheid. Nur Wilfried und Seibold werden hierbleiben.«
    »Das werde ich gerne machen.«
    Beim Abendessen berichtete sie, was der Ratsherr ihr aufgetragen hatte. Alle waren tatsächlich voller Freude über die Aussicht, aufs Land zu fahren, und malten sich einige rosige Tage aus.
    An diesem

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