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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Fußende des Bettes vor, von wo aus sie etwas sehen konnte.
    »Ich bin hier, Signora A«, rief sie mit allem ihr zur Verfügung stehenden Liebreiz, denn die Situation war ihr ein wenig peinlich, auch wenn Milo das anders zu sehen schien. »Was gibt es denn?«
    Die Signora räusperte sich. »Nun ja, ich bin nur gekommen, weil – hier jemand für dich ist.«
    Die Signora trat einen Schritt zur Seite.

29
    Sandro stand wieder dort, wo er am Morgen schon einmal gestanden hatte. Neben ihm rauschte der Fluss durch die lichtlose Nacht, begleitet vom samstäglichen Lärm Trasteveres. Vor fast genau vierundzwanzig Stunden war Sebastiano Farnese hier auf seinen Mörder getroffen, war tödlich verwundet worden und gestorben, und trotz dieser ungeheuerlichen Tat und der bedrückenden Nähe des Tatorts, war Sandro kaum in der Lage, an den Toten zu denken. Er dachte immer nur an die Frau am anderen Tiberufer, die Frau im Teatro , die Frau namens Antonia.
    Sandro starrte ins Schwarz des Flusses und dachte an die Demütigungen seines Lebens zurück. Es gab einige, auch folgenschwere. Doch er erinnerte sich an keine vergleichbare Demütigung wie die des heutigen Abends, die ihn so unmittelbar,
so persönlich, so umfassend getroffen, erschüttert und erniedrigt hatte. Vor dem nackten Mann zu stehen, der soeben der Geliebte von Sandros Geliebter geworden war – das war schlimm. Vor Antonia zu stehen, sie dort auf dem Bett zu sehen, ihren Blicken ausgesetzt zu sein und zu wissen, dass sie seine Demütigung durchaus erkannte – das war schlimmer.
    Er spürte die Wut in sich wachsen: auf diesen Gigolo in Fischerhosen namens Milo, der dem leichtfertigen Sandro früherer Tage ähnelte, und vor allem auf Antonia, die auf ihn hereingefallen war. Sandro spürte, dass die beiden sich nicht nur für eine Stunde zusammengefunden hatten, dass diese Beziehung genau jene Gestalt annehmen würde, die ihm vor Augen geschwebt war, als er vorhin das Teatro betreten hatte.
    Aus dem Dunkel näherte sich ihm eine Gestalt, die eine Fackel in der Hand trug. Er erkannte sie nicht, aber die Gangart kam ihm bekannt vor. Kurz blitzte der Gedanke in ihm auf, ob es Sebastiano gestern ebenso gegangen war, ob Sebastiano seinen Mörder kommen sehen und erkannt hatte.
    Es war Carlotta. Als sie Sandro bemerkte, verlangsamte sie ihren Schritt. Sie lehnte sich etwa eine Mannslänge von ihm entfernt über die Uferbefestigung, so wie er, und blickte auf das Wasser.
    »Ich habe gehört, was geschehen ist«, sagte sie in einem weichen und klaren Ton. »Es tut mir leid, dass das passiert ist, aber ich weiß, dass Ihr Euch in diesem Moment nicht für meinen Trost interessiert.« Sie ließ eine Weile verstreichen, bevor sie weitersprach: »Ich war auf dem Weg zum Vatikan, um einen Brief an der Pforte für Euch abzugeben. Dass Ihr hier seid, habe ich nicht gewusst.«
    Sandro hatte keine Lust, mit Carlotta zu reden. Aber er nahm sich zusammen.
    »Was ist das für ein Brief?«, fragte er notgedrungen.
    Carlotta schien unschlüssig, ob sie die Frage beantworten
sollte, entschied sich dann aber dafür: »Der Brief ist von mir, Bruder Sandro. Als ich ihn schrieb, hatte ich noch keine Ahnung von den Vorkommnissen des Abends. Es geht um … Ich bin mir nicht sicher, ob jetzt der richtige Zeitpunkt … Wie auch immer: Es ist eigentlich nur eine kleine Bitte. Seit ein paar Tagen gehen offenbar Leute herum und stellen überall Fragen über mich, seltsame Fragen nach meiner Vergangenheit. Und als ich heute Nachmittag in meine Wohnung an der Piazza del Popolo gegangen bin, hatte ich den Eindruck, dass jemand dort gewesen ist. Es fehlt nichts. Trotzdem war jemand dort. In einer Schublade liegt ein Rosenkranz, und er liegt immer links neben einem Brief, der mir viel bedeutet. Heute waren die Gegenstände vertauscht, versteht Ihr? Der Rosenkranz lag rechts vom Brief.«
    Sandro versuchte angestrengt, Carlottas Erklärungen zu folgen. Schublade, Rosenkranz, Brief, links, rechts. Er verstand nicht, worauf sie hinauswollte. Es mochte daher sein, dass er ein wenig ungeduldig klang, als er fragte: »Und?«
    »Ich dachte, weil Ihr doch Visitator seid … Wenn Ihr mit der Stadtwache sprecht, wird man die Angelegenheit sehr viel genauer untersuchen, als wenn ich … Womöglich könntet Ihr sogar selbst das eine oder andere …«
    Er fand es unfassbar, dass man ihn bat, Wohnungseinbrüche aufzuklären und die Identität irgendwelcher Fragesteller zu ermitteln. Sein Kopf war voll mit Morden,

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