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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Sandro gab Forli ein Zeichen, dass er ihm folgen solle, und so gingen sie gemeinsam in Maddalenas Schlafgemach,
wo noch immer die Geldsäcke im geöffneten Geheimfach sichtbar waren. Er bat Forli, auf den Stuhl zu steigen.
    »Seht ihr den herausstehenden Nagel? Am Abend von Maddalenas Tod verletzte sich Kardinal Quirini an diesem Nagel, als er das Geld aus dem Geheimfach holen wollte. Ich nehme an, er hatte Kenntnis vom Geheimfach, und er ist groß genug, um ohne Stuhl an das Fach heranzukommen. Er tastete nach den Geldsäcken – und riss sich die Hand am Nagel auf, so wie es mir beinahe passierte. Und zu allem Übel wurde er dann auch noch gestört.«
    Sandro war gezwungen zu unterschlagen, dass es vermutlich der Papst gewesen war, der an jenem Abend Maddalenas Villa betrat und Quirini »störte«. Diese Information fiel nach wie vor unter das Beichtgeheimnis.
    »Er war gezwungen, das Schlafgemach über die Terrasse zu verlassen, gelangte in den Garten und floh über die Mauer, wo sein Gewand riss – einen Fetzen fandet Ihr am nächsten Tag, als Ihr das Gelände nach Spuren abgesucht habt.«
    »Demnach wäre Massa nicht für diese Spur verantwortlich.«
    »Für diese Spur nicht, da habt Ihr recht, Forli. Bald darauf erfolgte der zweite Versuch, an das Geld im Geheimfach zu gelangen. Und dabei spielte dieser Stuhl eine Rolle.«
    Er deutete auf den Stuhl, auf dem die Zofe beim Öffnen des Geheimfachs gestanden hatte.
    »Man muss eine hochgewachsene Gestalt haben – wie Quirini und Maddalena Nera -, um ohne Stuhl gut an das Geheimfach zu kommen und zielsicher etwas herauszuholen. Als wir uns am Tag nach Maddalenas Ermordung in dieser Villa begegneten, seid Ihr in den Garten gegangen, um nach Spuren zu suchen, während ich … Nun ja, ich bin in den Weinkeller gegangen, und nach einer Weile hörte ich Geräusche aus den Räumen der Villa, eine Art dumpfes Klopfen und Quietschen.
Ich dachte zunächst, Ihr seid es. Ich rief nach Euch, und als ich keine Antwort erhielt, machte ich mich auf den Weg nach oben. Am Fuß der Kellertreppe begegnete mir Sebastiano Farnese.«
    »Ihr meint, er war von Quirini und Ranuccio beauftragt worden?«
    »Ja, so wie Francesca heute. Sie waren beide von Quirini über die Lage des Geheimfachs informiert worden, und Ranuccio hatte sowohl Sebastiano als auch Francesca dazu benutzt, das Geld zu holen.«
    »Aber Sebastiano hasste seinen Bruder und hätte sich bestimmt nicht von ihm einschüchtern lassen.«
    »Ich nehme an, er hatte seinerseits ein großes Interesse daran, dass das Geld beschafft oder, besser gesagt, wiederbeschafft wurde.«
    »Was hat es denn mit dem Geld auf sich?«
    »Eines nach dem anderen«, sagte Sandro. »Bedenkt bitte, dass die Villa von dem Moment an, wo die Leiche gefunden worden war, bewacht wurde. Quirini und Ranuccio waren demnach weder im Bilde, ob das Geheimfach bereits von mir oder jemand anderem entdeckt worden war, noch kamen sie an das Geld heran, selbst wenn es noch immer im Geheimfach lag. Sebastiano war so geschickt, zu warten, bis ich mich in der Villa aufhielt, um darum zu bitten, mit mir sprechen zu dürfen. Er wurde von den Wachen durchgelassen. Ursprünglich hatte er wohl lediglich die Hoffnung, im Verlauf eines Gesprächs mit mir einen unauffälligen Blick in das Schlafgemach werfen zu können, um festzustellen, ob das Geheimfach bereits entdeckt worden war. Aber als er die Villa leer vorfand – weil Ihr im Garten wart und ich im Keller war -, ergriff er die Gelegenheit, das Fach zu öffnen. Es gelang ihm, das Bild abzunehmen. Doch dann tauchte eine unvorhergesehene Schwierigkeit auf: Er war zu klein. Er benötigte einen Stuhl, um das
Fach öffnen und das Geld herausnehmen zu können. Da im Schlafzimmer kein Stuhl stand, holte er einen aus dem Wohnraum. Diese Stühle sind recht schwer – vor allem, wenn man kein Samson ist wie Ihr, Forli. Sebastiano verursachte dumpfe Geräusche beim Verrücken des Stuhls, ich hörte ihn, rief – und Sebastiano hatte gerade noch die Zeit, das Bild aufzuhängen, den Stuhl an seinen alten Platz zurückzutragen und mir entgegenzugehen.«
    Forli rieb sich das Kinn. »Klingt nicht schlecht, hat aber einen Haken. Sebastiano hätte das Geld zwar aus dem Fach nehmen, aber es nicht von den Wachen unbemerkt aus der Villa tragen können.«
    »Ich vermute, er hätte nur einen Teil des Geldes unter seiner Kutte verstaut und den anderen Teil zurückgelassen. Diese Erfahrung wird der Grund dafür sein, dass die Zofe so weite,

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