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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Familien im Falle meiner Wahl Gunstbeweise erwarten dürfen, deren genaue Gestalt auszuhandeln und natürlich an die Höhe der Zahlung gekoppelt wäre. Ein äußerst verwegener Plan, der in aller Stille und Heimlichkeit verwirklicht werden musste. Daher war es unmöglich, dass ich selbst die Verhandlungen führte. Maddalena schlug vor – was von Anfang an ihr Hintergedanke bei dieser Idee gewesen war -, die Verhandlungen in meinem Namen zu führen. Sie akquirierte Gelder, die von den Familien an sie übergeben wurden, und dann reichte sie diese Gelder an mich weiter. Dadurch gab es keine direkte Verbindung der Familien zu mir, und für den Fall, dass ich vor dem Papst stürbe – was ja nicht völlig auszuschließen ist -, unterschrieb ich Kreditverträge. Die Familien hätten dann einfach nur ihre Kredite aus meiner Erbmasse zurückgefordert, und niemand hätte etwas verloren. Und auch für den Fall, dass Maddalena etwas zustieße …« Er unterbrach sich und schlug die Augen nieder. »Auch in diesem Fall bestand keine Gefahr, denn Maddalena war ja nur die Zwischenstation, und das Geld war in meiner Verwahrung. Der ausgeklügelte Plan überzeugte letztendlich nicht nur mich, sondern auch jene betuchten Familien, die Sprösslinge im niederen Klerus hatten und sich eine schnelle Karriere für sie wünschten. Als Papst hätte ich ihnen diesen Wunsch erfüllt, und die in hohe Kirchenämter berufenen Sprösslinge hätten ihrerseits das Ansehen und den Reichtum dieser Familien gemehrt.
Ein narrensicherer Plan, der nie entdeckt worden wäre, wenn … Sagt mir, lieber Carissimi, wie seid Ihr dem Plan bloß auf die Spur gekommen?«
    Sandro gestattete sich ein stolzes Lächeln. In seinem Leben gab es in seiner Eigenschaft als Mann und Sohn vieles, das nicht so lief, wie es laufen sollte, daher war es zutiefst befriedigend, dass er wenigstens als Visitator der Lösung der ihm gestellten Aufgabe näher gekommen war. Der Nebel um Maddalenas Tod lichtete sich – wenn auch nur langsam.
    »Ein bisschen Glück«, sagte er, »war schon dabei. Die Liste, die ich in ihrem Sekretär fand, war so ein Glücksfall. Die Beträge hinter den Namen ergaben zusammengerechnet die Summe von vierzigtausend. Maddalena alias Augusta erhielt von der Apostolischen Kammer eine Summe von viertausend ausgezahlt mit der Anmerkung: ein Zehntel. Vierzigtausend – viertausend. Was den Anschein einer Kreditzinszahlung an ein Bankhaus erweckte, war in Wahrheit eine Provisionszahlung.«
    »In der Tat«, sagte Quirini. »Sie hatte sich zehn Prozent Belohnung ausbedungen, von der sie sich alle möglichen Betriebe kaufen wollte, um ihr Vermögen zu vermehren. Ich konnte die Summe nicht selbst aufbringen und wollte sie auch nicht von dem erhaltenen Geld abzweigen, weshalb ich sie mithilfe einiger verschleiernder Buchungen von einem verborgenen und nur mir zugänglichen Konto der Apostolischen Kammer nahm und bar auszahlte. Maddalena schlug den Decknamen ›Augusta‹ vor, unter dem auch alle weiteren Auszahlungen an sie vorgenommen werden sollten.«
    Forli, bisher zurückhaltend, schnaubte: »Das ist Veruntreuung von Kirchenvermögen.«
    »Wie schnell Ihr begreift, Hauptmann«, entgegnete Quirini ironisch.
    Sandro ließ dieses Vergehen außer Acht. Hier ging es um
Wichtigeres. »Da es sich bei Eurer Zahlung an Maddalena um Dukaten handelte, kam ich auf den Verdacht, dass die auf der gefundenen Liste erwähnten und mit D abgekürzten Beträge ebenfalls Dukaten bezeichneten. Und dann wurde mir auch klar, weshalb Euer Name, Eminenz, auf der Liste auftauchte, ganz oben und ohne Betrag, wohlgemerkt. Ich war die ganze Zeit davon ausgegagangen, dass die Überschrift ›Kundenliste‹ eine Liste von Maddalenas Kunden bezeichnete. Tatsächlich schrieb Maddalena eine Liste Eurer Kunden, weshalb gleich unter ›Kundenliste‹ der Name Vincenzo Quirini steht. Die Überschrift lautet demnach ›Kundenliste Vincenzo Quirini‹, und darunter stehen die Namen der illustren Kunden, sprich Geldgeber beziehungsweise Gunstempfänger. Als ich die Buchung im Archiv der Apostolischen Kammer fand, gingen meine Überlegungen in diese Richtung, und ich versuchte, Beweise für meine Theorie zu finden. Meine Hoffnung, meine Schwester Bianca könnte mir Hinweise über einen Besuch Maddalenas im Palazzo Carissimi geben, erfüllte sich leider nicht. Maddalena war dort nie gesehen worden.«
    »Oh, sie war aber dort gewesen, sogar mehrmals. Euer Vater hatte Bedenken, sie im Kontor zu empfangen,

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