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Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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sind doch hoffentlich alle Dirnen bei guter Gesundheit?«
    »Meine Mädels sind alle sauber!«, erwiderte die Hurenkönigin erbost. »Und wenn eine krank wäre, dann wüsst ich das. Sorgt lieber dafür, dass dieser Roddach es in Zukunft unterlässt, die Leute gegen uns aufzuhetzen, und wascht ihm mal gehörig den Kopf!«
    »Das … das dürfte momentan nicht … sehr ratsam sein«, erklärte der Bürgermeister mühsam und hielt sich wieder die Hand an den Bauch.
    »Warum?«, fragte die Zimmerin erstaunt und erhob sich.
    »Weil … weil … ach, verdammt noch mal, früher oder später erfahrt Ihr es ja doch! Weil eine Kommission ehrenwerter Bürger unter der Schirmherrschaft von Pfarrer Roddach, der Oberin des Sankt-Spiritus-Ordens aus Sachsenhausen und dem Abt des Barfüßerklosters eine Eingabe gemacht hat mit der Aufforderung, alle liederlichen Weibsbilder wie Bademägde, Schauspielerinnen und die städtischen Hübscherinnen künftig in einem eigens dafür errichteten Magdalenenhaus unterzubringen!«
    Die Zimmerin war bei seinen Worten vor Schreck erstarrt. »Ich glaube, jetzt brauche ich doch einen Schnaps«, krächzte sie und stützte sich auf die Stuhllehne.
    »Keine Angst, Zimmerin, so schnell wird das nicht passieren. Außerdem hat der Magistrat da auch noch ein Wörtchen mitzureden. Wie Ihr sehr wohl wisst, ist uns an dem Erhalt des Frauenhauses ja durchaus gelegen. Es ist nur … Nun, in einigen deutschen Städten hat es wegen der Geschlechtspest schon die ersten Schließungen gegeben …«

    Bernhard von Wanebach wollte gerade aus dem Haus gehen, um sich an der Bäckerschirn auf dem benachbarten Römerplatz ein paar Wecken zu holen, da stieß er mit dem Fuß gegen eine Schriftrolle, die auf der Türschwelle lag. Sie war mit einem schwarzen Stoffband zusammengebunden.
    Seltsam, dachte er und hob sie auf. Wenn ihm einer seiner Gelehrtenfreunde ein Schreiben zukommen ließ, wurde für gewöhnlich ein Bote mit der Zustellung betraut.
    Er ging wieder ins Haus und ließ sich auf einem der Stühle in der Halle nieder, während er aus der Tasche seiner schwarzen Hemdjacke seine Augengläser hervorholte. Dann öffnete er das schwarze Band. Verblüfft stellte er fest, dass das Schriftstück noch aus dem altertümlichen und sehr kostspieligen Pergament gefertigt war und nicht, wie seit längerem üblich, aus einfachem Papier. Auf dem Bogen stand mit schwarzer Tinte in großen, schwungvollen Buchstaben:
Der fromme Mann, der eine arme Sünderin zur Ehefrau nimmt und sie auf den Pfad der Tugend führt,
verdient die Liebe Gottes!
    Bernhard schüttelte den Kopf und musste unversehens schmunzeln. Was war denn das wieder für ein Unfug! Er war eigentlich davon ausgegangen, dass es mit solcherlei Depeschen ein Ende gefunden hatte.
    Während der Zeit, als es offiziell wurde, dass er mit der Hurenkönigin liiert war, hatte er häufiger anonyme Briefe erhalten, in der Hauptsache Schmähschriften mit wüsten Beschimpfungen. Vor allem die Frankfurter Damenwelt hatte es damals sehr übelgenommen, dass der begehrte Junggeselle eine standesgemäße Partie verschmäht und stattdessen – welch ein Affront! – eine Hübscherin vorgezogen hatte.
    Der gutaussehende und wohlhabende Privatgelehrte hatte es lange vermieden, sich fest an eine Frau zu binden. Zu wichtig waren ihm als eigenwilligem Freigeist seine Unabhängigkeit und auch seine zahlreichen Abenteuer mit dem schönen Geschlecht. Auf Reisen und in seiner Heimatstadt Frankfurt war er ein gerngesehener Gast der Frauenhäuser. Als er dann eines Tages Ursel begegnete, war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Und er hatte immer zu dieser Liebe gestanden.
    Im Vergleich zu den früheren Pamphleten war diese Nachricht jedoch eher harmloser Natur. Offenbar bekamen Frömmler und Moralapostel im Kielwasser der Lustseuche wieder Auftrieb und fühlten sich bemüßigt, den belehrenden Zeigefinger zu heben. Er musste an die Hetzpredigt in der Kirche und an die Nachricht an der Tür des Frauenhauses denken und überlegte, ob er Ursel davon erzählen sollte. Unschlüssig legte er das Schriftstück auf eine Eichentruhe und wollte schon gehen, als plötzlich der Türklopfer schlug. Mit wenigen Schritten war er an der Tür, öffnete und blickte in das bestürzte Gesicht der Hurenkönigin.
    »Was ist denn passiert, meine Liebe?«, fragte er erschrocken.
    »Sie wollen uns in eine Büßerinnen-Anstalt stecken!«, brach es aus Ursel heraus. Aufgeregt berichtete sie ihm von der Eingabe der

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