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Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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murmelte sie verächtlich.
    »Das ist ja wohl meine Sache«, entgegnete Ursel. »Schließlich habe ich ja kein Keuschheitsgelübde abgelegt, so wie andere Leute«, fügte sie sarkastisch hinzu.
    »Ihr lasst Euch jetzt untersuchen, oder ich melde das dem Bürgermeister! Ihr seid immerhin die Vorsteherin des Hurenhauses, und wenn Ihr an der Geschlechtspest erkrankt seid, könnt Ihr auch die anderen Huren anstecken. Außerdem solltet Ihr den Frauen ein Vorbild sein und sie nicht noch mit Eurer Impertinenz zur Widerspenstigkeit anstacheln.«
    Ursel, die es nicht zum Eklat kommen lassen wollte, lüftete schließlich ihre Röcke und legte sich auf den Tisch.
    Mit bebenden Händen füllte Schwester Theodora die Schweineblase, befestigte die Sonde und rammte sie der Hurenkönigin derart grob in den Unterleib, dass diese laut aufschrie.
    Ursel hatte der Schwester unwillkürlich einen Stoß versetzt und richtete sich wütend auf. »Genug jetzt!«, schrie sie außer sich. »So ein brutales Weibsstück wie Euch lasse ich nicht mehr auf meine Mädels los! Ich frage mich, warum Ihr überhaupt so etwas wie Frauenheilkunde betreibt? Ihr mögt doch Frauen gar nicht. Ihr scheint sie sogar zu verabscheuen …«
    »Das stimmt nicht! Ich verehre unsere Heilige Jungfrau und jede fromme und anständige Frau, die das heilige Sakrament der Ehe eingeht und Kinder gebiert. Aber ich verabscheue die Unzucht und das, was sie aus euch macht, ihr Metzen!«, kreischte die Nonne hysterisch und schmetterte die gefüllte Schweineblase so zornig auf den Boden, dass das Wasser nach allen Seiten spritzte.
    Der Hurenkönigin stieg die Zornesröte ins Gesicht. »Hinaus!«, schrie sie mit sich überschlagender Stimme. »Lass dich hier nicht mehr blicken, du bösartiges Weib. Und ich werde auch dafür sorgen, dass unsere Gildeschwester Ingrid keinen Tag länger bei euch bleibt.«
    Schwester Theodora, die hastig ihr Felleisen ergriffen hatte und ihre Utensilien einsammelte, fuhr zusammen, als hätte sie der Blitz getroffen. Ihre hellen Augen mit den stechenden Pupillen funkelten fanatisch. »Schwester Ingrid wird nie wieder einen Fuß in dieses Haus der Sünde setzen!«, schrie sie hasserfüllt. »Sie hat sich entschlossen, bei uns zu bleiben und eine Büßerin zu werden …«
    Die Hurenkönigin lachte höhnisch und brüllte der Nonne, die fluchtartig den Aufenthaltsraum verließ, hinterher: »Nie und nimmer würde Grid so etwas tun! Ich lasse sie noch heute aus Eurem Magdalenenhaus herausholen, das schwöre ich!«
    Die Zimmerin zitterte am ganzen Körper. »Wir müssen sofort etwas unternehmen«, stieß sie hervor und blickte die Huren eindringlich an. »Jennischen, du machst dich auf in die Neue Kräme und holst Bernhard.« Sie sah sich suchend um. »Wo zum Teufel ist denn der Stückrath?«, fragte sie gereizt.
    »Wahrscheinlich noch in seinem Zimmer und pennt«, krächzte die alte Irmelin und wandte sich zur Tür. »Ich geh ihn mal holen.«
    Wenig später erschien der verschlafen dreinblickende Frauenhausknecht in der Schankstube. »Was wollt Ihr denn von mir?«, fragte er die Gildemeisterin mürrisch.
    »Du gehst jetzt auf der Stelle ins Galgenviertel und holst den Henker!«, sagte sie herrisch zu ihm.

    Kurze Zeit nachdem Bernhard und der Henker im Frauenhaus eingetroffen waren, drang von draußen das laute Scheppern des Türklopfers in den Aufenthaltsraum. Verärgert über die Störung, bat Ursel eine der Huren, die Tür zu öffnen.
    Als gleich darauf der Stadtherold in der Tür des Aufenthaltsraums erschien, blickten ihn die Anwesenden erstaunt an.
    Der Kurier stellte sich vor der Hurenkönigin in Position, entrollte ein Schriftstück mit dem Frankfurter Siegel und las es in routiniertem Tonfall vor.
    »Ursel Zimmerin, als da ist Frauenhauswirtin des städtischen Frauenhauses am Dempelbrunnen und Vorsteherin der städtischen Hurenzunft, wird durch den höchst ehrenwerten Herrn Stadtschultheiß Reichmann und den hochlöblichen Senat der freien Reichsstadt zu Frankfurt am Main mit einer wie im Pachtvertrag vereinbarten vierteljährlichen Frist ihr Amt aufgekündigt. – Obgleich ihr seitens des Magistrats bereits eine Abmahnung zukam, hat sie sich wiederholt eines schweren Vergehens schuldig gemacht, indem sie nicht nur die Arbeit einer von der Stadt bestellten Siechenmagd durch ihr impertinentes Gebaren verhinderte, sondern gegen die Ordensfrau auch noch tätlich geworden ist und sie mit unflätigen Beschimpfungen aus dem Hause gejagt hat. – Die

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