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Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Portal. Durch den geöffneten Laden war zu erkennen, dass im Wohnhaus bereits mehrere Fenster aufgerissen wurden, aus denen verschreckte Nonnen herausspähten. Gleich darauf traten zwei Klosterfrauen aus der Haustür und eilten der Pförtnerin entgegen. Nach kurzer Zwiesprache, bei der die junge Nonne heftig gestikulierte und in Richtung des Portals wies, verschwand sie im Hauptgebäude, während die beiden anderen zielstrebig zum Eingang gingen.
    Schon von weitem konnte Ursel erkennen, dass eine von ihnen Schwester Theodora war. »Da ist ja das Miststück!«, fluchte sie. »Es ist die große Dürre mit dem bleichen Gesicht«, erläuterte sie Bernhard und dem Henker.
    In der Ladenöffnung zeigte sich das faltige Antlitz einer betagten Nonne, die sie aus alterstrüben Augen anblickte. »Was geht hier vor?«, schnaubte sie aufgebracht. »Was untersteht Ihr Euch, hier einen solchen Lärm zu machen? Wir sind hier nicht im Hurenhaus! Ich muss doch sehr bitten, sich zu mäßigen, sonst werde ich die Stangenknechte rufen lassen.«
    »Macht nur, das ist ganz in unserem Sinne!«, erwiderte die Zimmerin resolut.
    Die alte Nonne presste verärgert die Lippen zusammen. »Ich bin Schwester Adalbertis, die Oberin des Sankt-Spiritus-Ordens«, sagte sie dann ein kleines bisschen freundlicher. »Und ich kann Euch versichern, dass die Laienschwester bei uns in guten Händen ist. Um ihre Seele von den Sünden zu reinigen, befindet sie sich momentan in strenger Klausur. Bitte habt Verständnis dafür, dass es leider unmöglich ist, sie in ihrer Versenkung zu stören. – Es geht immerhin um ihr Seelenheil«, fügte sie mit frommem Augenaufschlag hinzu.
    »Um das Seelenheil unserer Gildeschwester mache ich mir die geringsten Sorgen«, entgegnete die Zimmerin beißend. »Ich möchte sie jetzt aber auf der Stelle leibhaftig vor mir sehen – und wenn sie wirklich eine Büßerin geworden ist, dann soll sie mir das selber sagen.«
    Die schmalen Lippen der alten Nonne verengten sich zu einem dünnen Strich. »Das wird sie zu einem späteren Zeitpunkt gewiss auch tun, wenn ihre Seele erst geläutert ist. Bis dahin bitte ich Euch um Geduld und Gottvertrauen. Ich bin mir sicher, dass Eure Schwester Euch in ihre Gebete mit einbeziehen wird«, erklärte sie salbungsvoll.
    »Langsam reicht es mir mit Eurem scheinheiligen Getue!«, entrüstete sich Bernhard von Wanebach. »Es wird Zeit, dass wir offen sprechen. Eure Mitschwester Theodora ist dabei beobachtet worden, wie sie mir ein gewisses Schriftstück vor die Tür gelegt hat, und sie ist außerdem die Verfasserin eines böswilligen Pamphlets, das mitsamt einer toten Katze an die Tür des Frauenhauses genagelt wurde. – Wir waren gerade im Rathaus und haben den Bürgermeister darüber informiert. Er wird Schwester Theodora auch deswegen zur Rede stellen. Aber wenn Ihr unserem Ansinnen nicht sogleich Folge leistet und uns mit der Lohnsetzerin sprechen lasst, wird der Bürgermeister die Stadtbüttel herschicken!«
    Die Oberin war während seiner drohenden Worte aschfahl geworden. »Wir … wir tun doch nichts Unrechtes!«, murmelte sie und blickte angstvoll zur Seite, wo offenbar, für die drei Besucher nicht zu sehen, Schwester Theodora stand.
    »Weiß Gott nicht, Mutter Oberin!«, entgegnete diese im Brustton der Überzeugung und reckte ihr hageres Gesicht in die Luke. »Im Gegenteil!« Sie warf einen verächtlichen Blick auf die Hurenkönigin. »Wir helfen den Gestrauchelten, in sich zu gehen und ihre Sünden zu bereuen.«
    »Genug!«, unterbrach sie Meister Jerg und richtete sich bedrohlich vor dem Laden auf. »Als von der Stadt Frankfurt bestellter Verwalter des Frauenhauses muss ich darauf bestehen, dass mir die Hübscherin umgehend vorgeführt wird. Genauso wie die Gildemeisterin bin auch ich dafür verantwortlich, dass den Frauen kein Schaden zugefügt wird. Wenn Ihr uns jetzt nicht sofort das Tor öffnet und uns eintreten lasst, werde ich meine Schergen holen und es notfalls mit dem Rammbock aufsprengen lassen!« Die tiefe Stimme des Henkers dröhnte so laut durch die Deutschherrengasse, dass schon die ersten Passanten stehen blieben und neugierig die Köpfe reckten.
    Hinter der Klosterpforte gab es einen hektischen Disput, dann knirschte der Schlüssel im Schloss, und die Mutter Oberin öffnete das Portal, um die Besucher einzulassen. Die alte Nonne bebte am ganzen Körper, als sie der Hurenkönigin und ihren Begleitern gegenüberstand. Schwester Theodora indessen schien es plötzlich

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