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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Schuh draus: Der Mörder hat gehört, wie Alma Uffsteiner mit der Kastration gedroht hat, und nutzt die günstige Gelegenheit, ihr den Mord in die Schuhe zu schieben. Deswegen trennt er Uffsteiner, nachdem er zuvor wie ein Berserker auf ihn eingestochen hat, zum Schluss noch die Genitalien ab und stopft sie ihm in den Mund.«
    »So könnte es gewesen sein …«, bestätigte Frau Schütz mit nachdenklicher Miene.
    »Haben die Uffsteiners nur die eine Tochter, oder gibt es noch mehr Kinder?«, fragte die Zimmerin.
    Else Schütz schüttelte den Kopf. »Gertrud ist das einzige Kind. Ich habe damals bei ihrer Geburt geholfen, das muss jetzt gut fünfundzwanzig Jahre her sein. Ein Wunder, dass Genoveva die Geburt überhaupt überlebt hat. Sie war damals gerade erst siebzehn Jahre alt und ausgesprochen zart und fragil – auch im Becken, das alles andere als gebärfreudig war. So schmalhüftig wie ein Knabe – aber das ist sie ja auch heute noch. Jedenfalls war es eine sehr schwere Geburt, und Genoveva wäre fast verblutet. Gertrud war ein sehr kräftiges Baby, und der Mutter hat es regelrecht die Gebärmutter zerrissen. Seither ist sie unfruchtbar, die Arme. Das hat ihr Uffsteiner wohl auch immer aufs Brot geschmiert. Er war damals sehr erbost darüber, dass sie ihm keinen Sohn mehr schenken konnte. Ich erinnere mich noch gut daran, denn das hat ihn weitaus mehr beschäftigt als der gesundheitliche Zustand seiner Frau, der ja mehr als kritisch war. Als mein Mann und ich ihm sagten, dass Genoveva ihm ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht hat, hat er geflucht wie ein Bierkutscher.«
    »Was für ein Drecksack!«, entfuhr es der Hurenkönigin zornig. »Wie hat es die Frau nur all die Jahre mit so einem Grobian ausgehalten?«
    »Das habe ich mich auch immer gefragt. Aber die Antwort darauf kennt nur Genoveva selbst.« Die alte Frau musterte Ursel betroffen.
    »Ich möchte die Familie gerne einmal kennenlernen, Genoveva Uffsteiner und auch ihre Tochter Gertrud«, erklärte Ursel nachdrücklich.
    »Das wird sich gewiss arrangieren lassen«, erwiderte Frau Schütz.
    Es war schon dunkel geworden, als Ursel sich von der alten Dame verabschiedete. Die beiden Frauen umarmten sich herzlich, und die Arztwitwe versprach, im Umfeld des Ermordeten Augen und Ohren offenzuhalten.
    »Kommt mich recht bald wieder besuchen«, bat sie und raunte Ursel zu: »Und viel Glück mit Eurem Liebsten! Ihr geht doch jetzt bestimmt zu ihm, oder täusche ich mich da?«
    »Nein, nein.« Ursel schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es ist besser, wenn er selbst kommt.« Damit wandte sie sich um machte sich schnurstracks auf den Weg zum Leinwandhaus.
    »Gott sei Dank, dass Ihr noch da seid«, seufzte die Hurenkönigin, als sie wenig später das Amtskontor von Untersuchungsrichter Fauerbach betrat. Er saß über Akten gebeugt am Schreibtisch und blickte erstaunt zu ihr auf. »Euer Vorgänger hat immer pünktlich zur Dämmerung die Schreibfeder fallen lassen und ist nach Hause gegangen«, bemerkte sie despektierlich und ließ sich, ohne dass der Richter ihr einen Platz angeboten hätte, mit großer Selbstverständlichkeit auf dem Stuhl vor Fauerbachs Schreibpult nieder.
    »Dafür gibt es ja Kerzen«, knurrte der Jurist und fragte die Hurenkönigin nach ihrem Begehr.
    Die Gildemeisterin erklärte: »Ich habe wichtige Dinge herausgefunden, über die ich Euch gerne in Kenntnis setzen möchte.«
    »Ach, was kann das denn schon Wichtiges sein?«, höhnte der junge Mann.
    »Ich habe in Erfahrung gebracht, dass Senator Neuhof in der Mordnacht zum Haus seines Schwagers gefahren ist«, erklärte die Zimmerin und bemerkte mit Genugtuung, dass sich auf Fauerbachs blasiertem Gelehrtengesicht eine gewisse Verblüffung zeigte.
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte er.
    »Von der alten Frau Doktor Schütz«, entgegnete Ursel triumphierend. »Sie ist die Mutter vom Stadtphysikus Schütz und wohnt gegenüber vom Hause der Uffsteiners. In besagter Nacht hat Frau Schütz von ihrem Fenster aus beobachtet, wie eine Kutsche vor dem Haus vorfuhr. Herr Neuhof ist ausgestiegen und hat an die Haustür geklopft. – Frau Doktor Schütz ist übrigens auch gerne bereit, ihre Aussage zu Protokoll zu geben.«
    Martin Fauerbach schluckte, ehe er mit amtlicher Strenge hervorstieß: »Darauf muss ich auch bestehen!« Er streifte die Hurenkönigin mit einem herablassenden Blick. »Auch wenn ihre Beobachtungen längst nichts Neues mehr sind. Dass Herr Neuhof in der Mordnacht zum Hause seines Schwagers

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