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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ihn bei seinen seltenen Besuchen in den vorbereitenden Seminaren gesehen hatte oder bei den noch selteneren Visiten des angehenden Seminarteilnehmers im Neuen Vatikan. Während Hoyt am Seminar studiert hatte, hatte Duré eine bedeutende, von der Kirche finanzierte Ausgrabung auf der nahegelegenen Welt Armaghast geleitet. Als der Jesuit dann wenige Wochen nach Hoyts Weihe zurückgekommen war, geschah dies unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Nur die allerhöchsten Kreise des Vatikans wussten genau, was geschehen war, aber man flüsterte von Exkommunikation und sogar einem Verhör durch die Heilige Inquisition, die in den vier Jahrhunderten seit dem
Chaos nach dem Tod der Erde nicht mehr bemüht worden war.
    Stattdessen hatte Pater Duré um eine Versetzung nach Hyperion gebeten, einer Welt, die den meisten nur wegen des bizarren Shrike-Kults bekannt war, der dort seinen Ursprung hatte, und Pater Hoyt war auserwählt worden, ihn zu begleiten. Es war eine undankbare Aufgabe, eine Reise in einer Rolle, die die negativsten Aspekte von Lehrling, Eskorte und Spion in sich vereinigte, und obendrein noch ohne die Befriedigung, eine neue Welt kennenzulernen; Hoyt hatte den Befehl, Pater Duré zum Raumhafen von Hyperion zu bringen und sich dann unverzüglich an Bord desselben Spinschiffs zur Rückreise zum Weltennetz zu begeben. Was die Diözese Lenar Hoyt bot, waren zwanzig Monate in der kryonischen Fuge, eine Woche In-System-Flug am jeweiligen Ende der Reise und eine Zeitschuld, durch die er acht Jahre nach seinen ehemaligen Klassenkameraden mit dem Versuch einer Karriere im Vatikan oder auf einem Missionarsposten anfangen konnte.
    Aber durch Gehorsam gebunden und in Disziplin unterwiesen, akzeptierte Lenar Hoyt ohne Widerrede.
    Ihr Transportmittel, das alte Spinschiff HS Nadia Oleg, war eine pockennarbige Metallröhre ohne künstliche Schwerkraft irgendwelcher Art, wenn sie nicht unter Antrieb war, ohne Panoramafenster für die Passagiere, nur ein paar Bullaugen, und ohne jegliche Entspannungsmöglichkeiten an Bord, abgesehen von den sexuellen Stimsims, die ins Datennetz gespeist wurden, um die Passagiere auf ihren Hängematten und Fugendiwanen zu halten. Nach dem Erwachen aus der Fuge schliefen die Passagiere – überwiegend Arbeiter von anderen Welten, Touristen und als Würze eine Handvoll Mystiker irgendwelcher Kulte und potenzielle Shrike-Selbstmörder – auf denselben Hängematten und Fugendiwanen, aßen wiederaufbereitete Nahrung in schmucklosen Kantinen und bemühten
sich ganz allgemein, während des zwölftägigen Null-ge-Gleitflugs vom Spinout-Punkt nach Hyperion gegen Weltraumkrankheit und Langeweile zu kämpfen.
    In diesen Tagen erzwungener Intimität lernte Pater Hoyt wenig von Pater Duré, und er erfuhr gar nichts über die Ereignisse auf Armaghast, die für das Exil des alten Priesters verantwortlich waren. Der jüngere Mann hatte sein Komlogimplantat programmiert, so viel wie möglich über Hyperion in Erfahrung zu bringen, und als es nur noch drei Tage bis zur Landung waren, betrachtete Pater Hoyt sich als Experte für diese Welt.
    »Es gibt Aufzeichnungen, wonach Katholiken nach Hyperion gekommen sind, aber eine Diözese wird dort nicht erwähnt«, sagte Hoyt eines Tages, als sie in ihren Null-ge-Hängematten lagen und sich unterhielten, während die meisten Mitreisenden erotische Stimsims eingeschaltet hatten. »Ich nehme an, Sie werden dort Missionarsarbeit verrichten?«
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte Pater Duré. »Die guten Menschen von Hyperion haben nicht versucht, mir ihre religiösen Überzeugungen aufzuzwingen, daher sehe ich keinen Grund, sie mit meinen Bekehrungsversuchen vor den Kopf zu stoßen. Nein, ich habe vor, zum Südkontinent zu reisen – Aquila – und dort einen Weg ins Landesinnere zur Stadt Port Romance zu finden. Aber nicht im Gewand eines Missionars. Ich habe die Absicht, eine ethnologische Forschungsstation an der Kluft zu errichten.«
    »Forschung?« Überrascht schloss Pater Hoyt die Augen, um das Implantat zu befragen. Als er Pater Duré wieder ansah, sagte er: »Dieser Teil des Pinion-Plateaus ist nicht bewohnt, Pater. Die Flammenwälder machen es fast das ganze Jahr hindurch unpassierbar.«
    Pater Duré nickte lächelnd. Er hatte kein Implantat, und sein uraltes Komlog befand sich während der Reise in seinem Gepäck.
»Nicht ganz unpassierbar«, sagte er leise. »Und nicht ganz unbewohnt. Die Bikura leben dort.«
    »Bikura«, sagte Pater Hoyt und machte die Augen

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