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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Wolken mindestens zweitausend Meter hoch, und es war ein Schock, als erst ein unförmiges Schiff durch die Wolkendecke stieß, schließlich ein Dutzend mehr und innerhalb von Sekunden Hunderte. Die
meisten versteckten sich hinter Tarnpolymeren und hintergrundcodierten Sperrfeldern, aber Kassad hatte wieder keine Mühe, sie zu erkennen. Unter den Polymeren waren die metallisch grauen Hüllen mit den kalligrafischen Symbolen der Ousters markiert. Bei einigen der größeren Schiffe handelte es sich eindeutig um Landungsboote, deren blaue Plasmaschweife deutlich sichtbar waren, aber die restlichen sanken langsam unter der wabernden Luft von Schwebefeldern hernieder, und Kassad bemerkte die Umrisse von Invasionscontainern der Ousters, von denen manche zweifellos Nachschub und Artillerie beförderten, viele aber ebenso zweifellos auch leer und als Ablenkung für die Bodenverteidigung gedacht waren.
    Einen Augenblick später wurde die Wolkendecke wieder durchbrochen, und mehrere tausend Pünktchen stürzten im freien Fall wie Hagelkörner herunter: Ousterinfanteristen, die an Containern und Landungsbooten vorbeifielen und bis zum letzten Augenblick warteten, ehe sie Schwebefelder und Fallschirme aktivierten.
    Wer immer der Befehlshaber von FORCE sein mochte, er besaß Disziplin – über sich selbst und seine Männer. Bodenbatterien und die Tausende von Marines, die um die Stadt herum verteilt waren, schenkten den einfachen Zielen der Landungsboote und Container keine Beachtung, sondern warteten, bis sich die Bremsvorrichtungen der Springer aktivierten – einige kaum höher als die Baumkronen. In diesem Augenblick aber wurde die Luft von Tausenden von Leuchtspuren und Rauchfahnen erfüllt, Laser flackerten durch den Rauch und Geschosse explodierten.
    Auf den ersten Blick war der angerichtete Schaden verheerend, mehr als ausreichend, jeden Angriff ins Stocken zu bringen, aber eine rasche Sondierung verriet Kassad, dass mindestens vierzig Prozent der Ousters gelandet waren – eine
hinreichende Anzahl für die erste Woge jedes planetaren Feldzugs.
    Eine Gruppe von fünf Fallschirmspringern schwang dem Hügel zu, auf dem er und Moneta standen. Strahlen aus dem Vorgebirge brachten zwei von ihnen brennend zum Absturz, ein dritter sank panisch in Spiralen hinab, um einem Treffer zu entgehen, die beiden letzten wurden von einer Bö des Ostwinds erfasst und trudelnd in den Wald unten geschleudert.
    Mittlerweile nahm Kassad mit allen Sinnen teil; er roch die ionisierte Luft und das Kordit und den Festbrennstoff; Rauch und der stechende Geruch von Plasmaexplosionen kitzelten ihn in der Nase; irgendwo in der Stadt heulten Sirenen, während der sanfte Wind ihm das Knattern von Gewehrfeuer und den Rauch brennender Bäume entgegenwehte; auf allen Funk- und Richtstrahlkanälen wurde geplappert; Flammen erhellten das Tal, und Laserlanzen huschten wie Suchscheinwerfer durch die Wolken. Einen halben Kilometer unter ihnen, wo der Wald ins Gras der Vorgebirge überging, hatten ganze Schwadronen der Hegemoniemarines die Fallschirmspringer der Ousters in Einzelgefechte von Mann zu Mann verwickelt. Schreie waren zu hören.
    Fedmahn Kassad betrachtete das alles mit derselben Faszination, die er einst während der Stimsimerfahrung des französischen Kavallerieangriffs bei Agincourt erlebt hatte.
    – Dies ist keine Simulation?
    – Nein , erwiderte Moneta.
    – Es spielt sich gerade jetzt ab?
    Die silberne Erscheinung an seiner Seite neigte den Kopf. Wann ist jetzt?
    – Zeitgleich mit unserer… Begegnung … im Tal der Zeitgräber.
    – Nein.
    – Also in der Zukunft?
    – Ja.

    – Der nahen Zukunft?
    – Ja. Fünf Tage nachdem du und deine Freunde im Tal eingetroffen seid.
    Kassad schüttelte erstaunt den Kopf. Wenn er Moneta Glauben schenken konnte, war er in der Zeit vorwärtsgereist.
    Ihr Gesicht spiegelte Flammen und unterschiedliche Farbtöne wider, als sie sich zu ihm umdrehte. Möchtest du an den Kampfhandlungen teilnehmen?
    – Gegen die Ousters kämpfen? Er verschränkte die Arme und betrachtete alles mit verstärkter Aufmerksamkeit. Er hatte die Einsatzmöglichkeiten dieses seltsamen Hautanzugs schon vorab kurz kennenlernen dürfen. Es war nicht unmöglich, dass er das Blatt der Kampfhandlungen im Alleingang wenden konnte – möglicherweise die paar tausend Oustersoldaten vernichten, die schon auf dem Boden gelandet waren. Nein , übermittelte er ihr, nicht jetzt. Im Augenblick nicht.
    – Der Herr der Schmerzen glaubt, dass du

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