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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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bestrichen. Zehntausende drängten weiter gegen die innere Abschirmung, obwohl ihnen die Abwehrfelder Schmerzen an Nerven und Knochen verursachen mussten.
    »Das können wir, M. Präsidentin«, sagte Van Zeidt. »Aber weshalb?«
    »Ich werde mit ihnen reden«, sagte Gladstone erschöpft.
    Der Marine sah sie an und war überzeugt, dass sie einen schlechten Scherz machte. »M. Präsidentin, in einem Monat werden sie Ihnen vielleicht bereitwillig zuhören – jedem von uns – oder Radio oder HTV. In einem Jahr, vielleicht in zwei, wenn die Ordnung wiederhergestellt ist und die Rationierungen erfolgreich waren, sind sie möglicherweise bereit zu verzeihen. Aber es wird eine Generation dauern, bis sie wirklich begreifen, was Sie getan haben – dass Sie sie gerettet haben – uns alle gerettet haben.«
    »Ich will mit ihnen reden«, sagte Meina Gladstone. »Ich muss ihnen etwas geben.«
    Van Zeidt schüttelte den Kopf und sah in die Runde der FORCE-Offiziere, die den Mob durch Schlitze im Bunker beobachtet hatten und nun Gladstone mit dem gleichen Maß an Fassungslosigkeit und Entsetzen ansahen.
    »Ich muss bei Präsident Kolchev nachfragen«, sagte Van Zeidt.
    »Nein«, sagte Meina Gladstone müde. »Er regiert ein Reich, das nicht mehr existiert. Ich regiere immer noch die Welt, die ich zerstört habe.« Sie nickte ihren Prätorianern zu, die Todesstrahler
aus den orange und schwarz gestreiften Uniformen zogen.
    Keiner der Offiziere von FORCE machte eine Bewegung. General Van Zeidt sagte: »Meina, das nächste Evakuierungsschiff wird es schaffen.«
    Gladstone nickte geistesabwesend. »Der innere Garten, denke ich. Der Mob wird ein paar Augenblicke ratlos sein. Wenn wir die äußeren Felder entfernen, wird das die Leute verwirren.« Sie sah sich um, als könnte sie etwas vergessen haben, dann streckte sie Van Zeidt die Hand hin. »Leben Sie wohl, Mark. Danke. Bitte kümmern Sie sich um meine Leute.«
    Van Zeidt schüttelte ihr die Hand und beobachtete, wie die Frau ihren Schal zurechtrückte, zerstreut das Komlogarmband berührte, als könnte es ihr Glück bringen, und mit vier ihrer Prätorianer den Bunker verließ. Die kleine Gruppe durchquerte die niedergetrampelten Gärten und schritt langsam auf das Sperrfeld zu. Der Mob dahinter schien wie ein einziger hirnloser Organismus zu reagieren, drängte gegen das Sperrfeld und schrie mit der Stimme eines tobsüchtigen Wesens auf.
    Gladstone drehte sich um, hob die Hand, als wollte sie winken, und scheuchte ihre Prätorianer zurück. Die vier Gardisten eilten über das zertretene Gras.
    »Los!«, sagte der älteste der vier verbliebenen Prätorianer. Er deutete auf die Fernbedienung der Sperrfelder.
    »Von wegen«, sagte General Van Zeidt unmissverständlich. So lange er lebte, würde niemand in die Nähe der Fernbedienung kommen.
    Van Zeidt hatte jedoch vergessen, dass Gladstone immer noch Zugang zu Codes und taktischen Richtstrahlverbindungen hatte. Er sah, wie sie ihr Komlog hob, reagierte aber zu langsam. Lichter an der Fernbedienung leuchteten rot und grün, die äußeren Felder erloschen und bildeten sich fünfzig
Meter weiter innen neu, und einen Augenblick lang stand Meina Gladstone allein und hatte nichts zwischen sich und dem nach Millionen zählenden Mob als wenige Meter Gras und zahllose Leichen, die nach dem Zusammenbruch der Sperrfelder plötzlich wieder der Schwerkraft unterworfen waren.
    Gladstone hob beide Arme, als wollte sie den Mob umarmen. Schweigen und Reglosigkeit dauerten drei endlose Sekunden an, dann brüllte der Mob mit der Stimme eines einzigen großen Raubtiers, worauf Tausende mit Stöcken und Steinen und Messern und zerbrochenen Flaschen vorwärtsstürmten.
    Einen Augenblick lang hatte Van Zeidt den Eindruck, als stünde Gladstone wie ein unerschütterlicher Fels in der Brandung des Pöbels; er sah ihr dunkles Kleid und den roten Schal, sah sie aufrecht stehen, die Arme erhoben, aber dann stürmten weitere Hundertschaften heran, die Menge schloss sich um sie, und die Präsidentin war verschwunden.
    Die Prätorianer senkten die Waffen und wurden augenblicklich von den Posten der Marines unter Arrest gestellt.
    »Undurchsichtige Sperrfelder!«, befahl Van Zeidt. »Befehlen Sie den Landungsbooten, in fünfminütigen Intervallen im inneren Garten zu landen! Beeilung! «
    Der General wandte sich ab.
     
    »Großer Gott«, sagte Theo Lane, als immer mehr bruchstückhafte Meldungen über Fatline hereinkamen. Es wurden so viele Sendungen im

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