Die Insel Der Abenteuer
unglücklich aus. Sie verabscheute diese Zänkereien zwischen den Geschwistern.
»Nun geh schon, geh!« Philipp streckte seine Hand in die Tasche und zog eine Schachtel heraus, in der er seit einigen Tagen einen außergewöhnlich zahmen Käfer auf-bewahrte. Als Dina merkte, daß er das Tier in ihre Nähe setzen wollte, schrie sie auf und rannte aus dem Zimmer.
Philipp ließ den großen Käfer über den Tisch laufen.
Immer wenn er seinen Finger ausstreckte, kam das Tier entzückt darauf zu. Es war ganz erstaunlich, wie alle Geschöpfe sich zu ihm hingezogen fühlten.
Dann steckte Philipp die Schachtel wieder in seine Tasche. »Du solltest ihn nicht in eine Schachtel sperren«, sagte Lucy. »Bestimmt mag er es nicht.«
»Na, dann paß mal auf«, sagte Philipp. Er nahm den Käfer wieder heraus und setzte ihn auf das äußerste En-de des großen Tisches. Die Schachtel stellte er mitten auf den Tisch und ließ den Deckel halb offen. Nachdem der Käfer den Tisch gründlich untersucht hatte, krabbelte er auf die Schachtel zu, befühlte sie von allen Seiten, kletterte hinein und ließ sich zufrieden darin nieder.
»Siehst du!« rief Philipp und verstaute den Käfer wieder in seiner Tasche. »Er würde nicht freiwillig in die Schachtel zurückgehen, wenn es ihm nicht darin gefiele, nicht wahr?«
»Ja, er muß dich wohl sehr gern haben«, sagte Lucy.
»Die meisten Käfer würden es nicht mögen.«
Jack lachte. »Philipp ist mit allen Tieren gut Freund. Ich glaube, er könnte Flöhe abrichten und einen Zirkus mit ihnen eröffnen.«
»Das würde mir nicht gefallen«, meinte Lucy unbehaglich. »Aber wo Dina wohl wieder hingegangen ist? Warum zankt ihr euch bloß immer? Wir unterhielten uns gerade so schön darüber, was wir nun machen wollen.«
Dina hatte das Zimmer wütend verlassen. Ihr Arm brannte von Philipps Schlag. Sie ging den Flur hinunter, der zu dem Zimmer ihres Onkels führte, und dachte sich aus, was sie ihrem Bruder Schreckliches antun wollte. Da öffnete sich die Tür des Arbeitszimmers, und der Onkel guckte heraus.
»Ach Dina, du bist es. Das Tintenfaß hier ist leer«, sagte er verdrießlich. »Warum füllt es denn niemand?«
»Ich werde dir die Tintenflasche bringen«, sagte Dina.
Sie holte die Rasche aus dem Vorratsschrank und füllte das Tintenfaß. Als sie gehen wollte, fiel ihr Blick auf eine Karte, die auf einem Stuhl in der Nähe der Tür lag. Es war die Karte von der Toteninsel, die der Onkel damals nicht finden konnte. Das Mädchen besah sie interessiert.
»Ach Onkel, hier ist ja die Karte, von der du uns damals erzähltest. Sag mal, Onkel, war eigentlich früher ein Bergwerk auf der Insel?«
»Von wem hast du denn das gehört?« fragte der Onkel erstaunt. »Ja, vor mehreren hundert Jahren war dort wirklich ein Bergwerk, und zwar ein Kupferbergwerk, ein sehr reiches. Aber es ist schon seit langem abgebaut.«
Dina besah sich die Karte genauer. Da waren ja auch die Schächte eingezeichnet, die in die Erde führten. Das müßten die Jungens sehen!
Der Onkel wandte Dina den Rücken zu und hatte sie längst wieder vergessen. Da nahm sie behutsam die Karte vom Stuhl und schlüpfte leise aus der Tür. Wie Philipp sich freuen würde!
Dina hatte ihren Zorn ganz vergessen. Das war das Gute an ihr, sie war nicht nachtragend, und ihre Wutan-fälle waren immer schnell vorüber. Sie lief den Flur hinunter zu dem Zimmer, in dem die anderen waren, riß die Tür auf und kam hereingestürmt.
Die anderen waren erstaunt über ihr lächelndes und erregtes Gesicht. Lucy konnte sich niemals an den schnel-len Wechsel von Dinas Stimmungen gewöhnen. Philipp sah sie fragend und zurückhaltend an.
Da fiel Dina der Streit ein. »Ach«, sagte sie, »sei nicht böse, daß ich dich ohrfeigte. Sieh mal, ich habe die alte Karte von der Insel gefunden. Was sagst du dazu? Onkel Jocelyn sagt, es war wirklich ein Bergwerk da, und zwar ein Kupferbergwerk, ein sehr reiches. Aber es ist abgebaut. Die Schächte führen also zu dem Bergwerk.«
»Großartig!« rief Philipp ganz überwältigt und breitete die Karte aus. »Was für eine herrliche Karte! Dina, du bist wirklich ein Prachtstück!«
Er drückte seine Schwester an sich, und Dina glühte vor Freude. Sie stritt sich dauernd mit ihrem Bruder herum, hatte es aber doch gern, wenn er sie lobte.
Die vier Kinder beugten sich über die Karte. »Da ist die Öffnung zwischen den Felsen, man sieht sie ganz deutlich«, sagte Dina. Die Knaben nickten.
»Sie muß immer
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