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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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daß sich junge Leute auf einer langen Schiffsreise ein wenig mit Gleichaltrigen unterhalten wollen, dürfte selbst de Roberval unverdächtig erscheinen.
    Sie gab es ungern zu, aber der Plan des Abbe war gut. Jetzt mußte sie nur noch dafür sorgen, daß die beiden auf demselben Schiff reisten.
    In den folgenden Wochen war Damienne noch häufiger als zuvor Gast im Quartier der Arkebusiere. Hauptmann de Pousier fühlte sich außerordentlich geschmeichelt.
    Schnell - in Marguerites Augen jedoch unglaublich langsam - rückte der März heran. Endlich beorderte de Roberval die Flotte von Honfleur nach Saint-Malo. Zu Marguerites grenzenloser Enttäuschung war Henri Fourraine nicht mit an Bord. Hauptmann de Pousier behauptete, es sei besser, der Leutnant und seine Männer würden den Weg marschieren: Es seien schließlich Soldaten, keine Matrosen. Über die wahren Gründe schwieg er sich aus. Vielleicht kannte er sie auch selbst nicht - er tat, was Damienne ihm sagte, und die versuchte, Zeit zu gewinnen. Auf dem Schiff würde sie die beiden Turteltauben schon unter Kontrolle halten können, aber an Land schien es ihr besser, so lange wie nur irgend möglich auf Nummer sicher zu gehen. Also marschierte Henri Fourraine erst vier Tage später mit seinem Trupp in Saint-Malo ein.
    Marguerite verbrachte bis dahin schlaflose Nächte. Falls dem Onkel auffiel, daß sie blaß und übernächtigt war, sagte er nichts dazu. Vielleicht hielt er es für Reisefieber, wahrscheinlich war er aber nur zu beschäftigt, um es zu bemerken.
    Die Schiffe wurden reisefertig gemacht. Frische Vorräte für die Reise wurden bestellt, Vieh wurde gekauft und das schwere Gerät für die geplanten Goldminen verladen.
    »Damienne«, sagte Marguerite eines Morgens, »wann werde ich Henri wiedersehen?«
    »Ich habe mit dem Hauptmann geredet. Er meint, er müsse morgen hier eintreffen.«
    »Morgen?«
    »Ja - aber bilde dir bloß nicht ein, daß du einfach hinlaufen und mit ihm reden kannst! Du weißt, was passiert, wenn dein Onkel von der ganzen Geschichte erfährt!«
    »Aber ich muß ihn wiedersehen! Ich sterbe sonst.«
    »So schnell stirbt es sich nicht, mein Kind, so schnell nicht. Es wäre das Beste, du schlägst ihn dir endlich aus dem Kopf.«
    Marguerite schossen Tränen in die Augen.
    Damienne seufzte und sagte: »Nun weine nicht, Lämmchen, du sollst ihn ja treffen, deinen Henri. Ich habe nämlich einen Plan.«
    »Oh, bitte, laß hören!«
    »Es gibt eigentlich nur einen sicheren Ort für ein solches Treffen und das ist in St. Vincent.«
    »In der Kirche?«
    »Nun, mein Kind, du weißt selbst, daß dein Onkel, der Herr möge ihm vergeben, einen weiten Bogen um alles macht, was mit der Kirche zusammenhängt. Es heißt ja, er sei zum rechten Glauben zurückgekehrt. Aber Abbé André hat ihn jedenfalls noch nicht wieder zu Gesicht bekommen.«
    »Mir scheint ein Gotteshaus nicht der geeignete Ort, um mich mit Henri zu treffen, Damienne.«
    »So, warum denn nicht?« Sie schaute Marguerite scharf an. »Die Kirche ist der ideale Ort, denn dort wird dein Herr Soldat nicht auf dumme Gedanken kommen. Da könnt ihr euch sehen und ganz wunderbar unterhalten. Und der Herr wird ein wachsames Auge auf euch haben. Vater André und ich übrigens auch.«
    »Natürlich«, seufzte Marguerite.
    Sie würde Henri wiedersehen! Alles andere war nebensächlich.
    Henri Fourraine und Marguerite begegneten sich also das erste Mal seit Monaten in der Kirche St. Vincent zu Saint-Malo wieder. Nichts war, wie es sich Marguerite erträumt hatte. Wie gerne wäre sie dem Geliebten entgegengestürmt, ihm um den Hals gefallen und hätte ihn geküßt - statt dessen kniete sie sittsam vor einem der Seitenaltäre, der von einem reichen Kaufmann gestiftet worden war und den Heiligen Valentin zeigte, und wartete auf ihn. Draußen ging ein kalter Märzregen nieder und es waren nur drei Menschen in der Kirche - Marguerite, Damienne und Abbé André.
    »Mit der Pünktlichkeit hat er es wohl nicht so, dein Henri«, flüsterte Damienne, die neben ihr betete. Abbé André putzte mit Hingabe die goldenen Kerzenleuchter, die den Altar schmückten.
    »Er ist sicher aufgehalten worden.«
    »Ich hätte gedacht, daß ihn nichts und niemand aufhalten kann, wenn er auf dem Weg zu dir ist.«
    Die schwere Kirchenpforte öffnete sich. Marguerite wagte nicht, sich umzudrehen.
    »Ist er es, Damienne? Ist er es?«, fragte sie leise.
    Damienne antwortete nicht - aber er war es. Sie erkannte es schon am Klang seiner

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