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Die Insel der Orchideen

Die Insel der Orchideen

Titel: Die Insel der Orchideen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: white
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    »Dreißig Prozent?« Friedrich fuhr auf. »Damit hältst du insgesamt vierzig Prozent! Willst du mich rauskaufen?«
    »Ich vermute, dass dies eher der Plan deines generösen Gläubigers ist«, sagte Henry kühl. »Meine Intention hingegen ist es,
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wieder Leben einzuhauchen, denn erst dann mache ich Gewinn.«
    Friedrich nickte erschöpft, aber Henry gönnte ihm keine Erholung.
    »Dies ist deine Chance, im Geschäft zu bleiben. Nimmst du mein Angebot nicht an, wird sich dein Schuldner deine neunzig Prozent früher oder später zum Spottpreis einverleiben, ohne dass ich etwas dagegen tun kann. Wer ist es eigentlich?«
    Friedrich rutschte unbehaglich auf der Sesselkante herum. Endlich presste er den Namen hervor.
    »Bowie. Ross Bowie.«
    * * *
    Irgendwann in der Nacht frischte der Wind wieder auf. In aller Stille fierten die Matrosen die Segel, in der Hoffnung, die
Li Rong
könne sich davonstehlen. Tatsächlich rührte sich nichts auf den Kriegskanus, und bald war die Piratenflotte außer Sicht. Die Männer und Leah atmeten auf, doch sie hatten sich zu früh gefreut: Als die Sonne über den Horizont stieg, glich das Bild dem des gestrigen Abends. Die Kanus hatten sie erneut eingeholt und segelten in gleichbleibendem Abstand parallel zu ihrem Kurs nach Westen. Und dann ging auf einmal alles ganz schnell. Von Steuerbord erklangen Schreie und Schüsse, fünf Kanus lösten sich aus der Formation und rasten, angetrieben von den Rudersklaven, auf die
Li Rong
zu. Der Kapitän befahl einen Schuss aus der Kanone, der einzigen, über die sie verfügten. Leah sah die Fontäne aufspritzen, als die Kugel wirkungslos ins Meer fiel, weit entfernt von den Angreifern. Es hätte eines erfahrenen Kanoniers bedurft, die flinken Ziele zu treffen, und selbst dann hätten die Chancen nicht gut gestanden. Gelähmt vor Angst stand sie mittschiffs, als das Johlen der Angreifer immer lauter wurde. Immer näher kamen die Kanus, schon waren braune Gesichter zu erkennen, die aufgerissenen Münder, die Speere und Schwerter, die Kerise und Pistolen. Voller Entsetzen sah Leah die ersten Kanus längsseits gehen, die ersten Enterhaken herauffliegen.
    Es war ein ungleicher Kampf. Noch gelang es den Matrosen, die Piraten zurückzuwerfen, doch wie lange würden sie der Übermacht standhalten? Wütende Schreie erfüllten die Luft. Der erste der Angreifer überwand seinen Gegner und sprang aufs Deck, der zweite, der dritte, und Leah rührte sich noch immer nicht; die Angst hatte in ihrem Kopf eine todesschwarze Leere entstehen lassen. Ein Pirat rannte auf sie zu, schon holte er aus, die Klinge seines Schwerts reflektierte grell die Sonne.
    Weder sie noch der Pirat hatte Teng Ah Tee bemerkt. Mit einem gewaltigen Satz warf er sich zwischen Leah und den Mann und fing den Hieb auf.
    Blut, überall Blut! Teng Ah Tee schrie, wand sich in Todeskrämpfen, während hellrotes Blut aus einer klaffenden Wunde an seinem Hals sprudelte. Schnell breitete sich die Lache aus, leckte an Leahs Füßen, und in diesem Moment erwachte sie aus ihrer Starre. Sie bückte sich und wand Teng Ah Tee die Pistole aus der erschlaffenden Hand. Bevor der Pirat noch die Überraschung über das plötzliche Auftauchen des Chinesen überwunden hatte, zielte sie bereits auf seine Brust. Er wich einen Schritt zurück, noch einen, und Leah folgte ihm. Um sie herum tobte der Kampf, Schreie, Schüsse und das Sirren der gebogenen Schwerter erschütterten die Luft. Plötzlich verzerrte ein höhnisches Grinsen das Gesicht des Piraten: Er hatte erkannt, dass eine Frau ihn bedrohte. Blitzschnell schoss er vor, um Leah die Pistole zu entwinden. Sie drückte ab. Der Rückstoß schlug ihr die Waffe aus den Händen, der Knall fraß sich wie Nägel in ihre Ohren. Der Mann taumelte zurück, brach zusammen, seine Brust ein blutiger Brei.
    Leahs Kehle entrang sich ein schier unmenschliches Geheul. Wilder Lebenswille durchströmte sie, als sie zur Reling rannte, um ihren Teil zur Verteidigung des Schiffes beizutragen. Direkt vor ihr stemmte sich ein Pirat empor. Sie hob ihr Messer und stieß zu, irgendwohin. Sie spürte Widerstand, stach erneut auf ihn ein, sah die schmerzverzerrte Grimasse des Mannes, doch er gab nicht auf. Schon schwang er ein Bein über die Reling. In aller Klarheit begriff Leah, dass sie nur eine Möglichkeit hatte, ihn außer Gefecht zu setzen: Sie musste seine Augen treffen. Mit voller Wucht rammte sie ihm das Messer ins Gesicht. Er schrie auf, schlug die

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