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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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trocknen, um sie aufzuheben. Ich weiß noch, wie ich dachte, Amelia ist genauso bezaubernd wie diese Blume, also habe ich das Foto von ihr mit der Blume zwischen die Seiten gelegt. Die Blume ist noch da, aber der Ausschnitt ist fort.«
    Edna rief Polly zu sich. »Polly, hast du zufällig einen Zeitungsausschnitt hier irgendwo auf dem Regal gesehen?«
    »Nein, Mrs Ashby.« Das Hausmädchen zog die schweren Vorhänge zurück, und Sonnenlicht flutete ins Zimmer.
    »Er müsste hier sein. Vielleicht ist er beim Abstauben aus dem Buch gerutscht.«
    »Mir ist nichts aufgefallen, Mrs Ashby. Was war das denn für ein Ausschnitt?«
    »Ach, nicht weiter wichtig.« Edna war ratlos, als sie den Blick über das Regal schweifen ließ. Sonnenstrahlen warfen ihr Licht auf das dunkle Holz. Jetzt erst fiel ihr auf, dass auf dem untersten Bücherbord eine hauchdünne Staubschicht wie ein feiner Schleier lag. Das mittlere Bord wies ebenfalls eine solche geschlossene Staubdecke auf, aber nur bis zu dem Buch von Dickens: Davor, wo Edna sämtliche Bücher vom Regal genommen hatte, konnte man Spuren im Staub erkennen. Sie schaute zum obersten Bord hinauf. Auch dort war deutlich zu sehen, dass Bücher herausgezogen worden waren. Dabei hatte sie dort doch gar nichts angerührt! Eine Sekunde lang konnte Edna sich keinen Reim darauf machen. »Warst du gestern am Bücherregal, Polly?«
    »Nein, Mrs Ashby. Gestern habe ich hier drinnen gar nichts gemacht.« Polly fragte sich, ob sie Ärger bekommen würde.
    Edna warf Charlton einen beunruhigten Blick zu. »Geh wieder in die Küche, Polly, und setz den Kessel auf.«
    Polly verließ das Zimmer.
    Charlton blickte seine Frau verwirrt an. »Was denkst du?«
    »Ich glaube, dass jemand mir zuvorgekommen ist«, flüsterte Edna.
    Charlton wusste genau, wen sie meinte. »Aber woher kann sie gewusst haben …?«
    Edna bedeutete ihm, ihr in die Küche zu folgen.
    »Polly, Amelia war gestern Nachmittag doch mit dir hinter dem Haus, nicht wahr?«
    »Ja, Mrs Ashby.« Polly dachte kurz nach. »Ich habe gebuttert, und Miss Amelia hat mir dabei zugeschaut.« In Wirklichkeit hatte sie ihr geholfen, doch Polly hoffte, dass die Ashbys nichts davon wussten.
    »Ist sie zwischendurch im Haus gewesen?«
    »Im Haus?«
    »Ja. Wollte sie etwas holen, oder hat sie nach meinem Mann oder mir gesucht?«
    »Nein, Mrs Ashby.« Polly schüttelte den Kopf. »Das heißt«, fügte sie dann hinzu, »einmal ist sie hineingegangen und nach ein paar Minuten wiedergekommen. Sie hat sich ihr Schultertuch geholt, weil es so kalt geworden war.«
    Plötzlich war Edna alles klar. Amelia musste sie und Charlton gestern belauscht haben, als sie am Schlafzimmer vorbei zu ihrem Zimmer gegangen war. »Mach den Tee, Polly, und servier ihn im Salon.«
    »Ja, Mrs Ashby.«
    Edna und Charlton gingen in den Salon zurück und schlossen die Tür hinter sich. »Amelia muss uns belauscht und dann den Zeitungsausschnitt gesucht haben. Und wie es aussieht, hat sie ihn gefunden«, sagte Edna.
    »Aber wann soll sie das getan haben? Sie ist vor uns schlafen gegangen und noch nicht aufgestanden. Das ergibt doch keinen Sinn!« Charlton fiel es schwer, ihrem Mündel so unredliche Absichten zu unterstellen.
    »Sie muss irgendwann heute Nacht aufgestanden sein.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Aber es gibt keine andere Erklärung«, beharrte Edna. »Jemand hat sich an den Büchern auf dem obersten und mittleren Bord zu schaffen gemacht; man kann es an den Staubspuren erkennen. Und der Zeitungsausschnitt steckte in einem Buch auf dem mittleren Bord. Ich habe die Bücher nicht angerührt, und Polly auch nicht. Die Frage ist jetzt nur: Wollen wir Amelia mit unserem Verdacht konfrontieren?« Edna war sicher, dass Charlton Nein sagen würde, doch sie hatte nicht die Absicht, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen.
    »Aber warum sollte Amelia den Zeitungsausschnitt an sich genommen haben?«, fragte Charlton.
    »Genau das müssen wir herausfinden«, sagte Edna.

20
     
     

     
     
     
     
     
    »Amelia, wir müssen mit dir reden«, sagte Edna, als Sarah zum Frühstück hereinkam.
    »Ja, Tante?« Sarah bekam Herzklopfen. Ängstlich sah sie Edna und Charlton an. Wussten die beiden, was sie getan hatte?
    Charlton hatte seine Frau gefragt, ob sie auch sicher sei, dass der Zeitungsausschnitt sich bei der getrockneten Blume befunden hatte. Er wollte Amelia nicht unnötig beunruhigen. Doch Edna war sich ganz sicher.
    »Ich hatte einen Zeitungsausschnitt in ein

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