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Die Insel der verlorenen Kinder

Die Insel der verlorenen Kinder

Titel: Die Insel der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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Schokolade mit Mini-Marshmallows. (Er trank schon die fünfte Tasse, seit Rhonda da war.)
    Bisher hatten fast nur Spinner angerufen oder Leute, deren Hinweise sich als wertlos herausstellten: Eine Frau hatte geträumt, Ernie befinde sich in einem Brunnen, und ein Mann in Chelsea glaubte, mitten unter ihnen würden Hasen in Menschenverkleidung leben. Rhonda trommelte mit den Fingern auf dem Tisch herum, stand auf und marschierte nervös auf und ab. Es musste doch noch irgendetwas anderes geben, was sie tun konnte. Sie hatte sichgleich früh morgens bei Pat eingefunden, sobald Peter sie angerufen und ihr von der Aktion erzählt hatte, und war sich sicher gewesen, dass sie Ernie noch am selben Tag finden würden.
    Pat hatte überglücklich gewirkt, Rhonda zu sehen. Sie hatte sie fest umarmt und gesagt: «Wie schrecklich, dass du das miterleben musstest. Du musst ja fix und fertig sein! Aber mach dir keine Sorgen, wir finden sie bestimmt. Glaub mir! Ich wette, sie taucht noch heute Vormittag auf!»
    Pat führte anschließend einen kleinen Suchtrupp durch die Straßen von Pike’s Crossing und dann durch die Waldgebiete am Rand des großen Naturschutzparks. Sie waren den größten Teil des Vormittags unterwegs, kamen zum Mittagessen heim und durchkämmten danach erneut den Wald, wobei Pat ihre Leute immer wieder aufmunterte und allen versicherte, dass sie Ernie bestimmt noch heute finden würden.
    Rhonda hatte Pat geglaubt und sich selbst sogar schon als Retterin der Kleinen gesehen: In ihrem Tagtraum nahm sie den entscheidenden Anruf entgegen, sie selbst verknüpfte die Hinweise so miteinander, dass sie die Polizei zu Ernie führten. Aber jetzt war es schon kurz nach fünfzehn Uhr – seit Ernies Entführung waren vierundzwanzig Stunden vergangen. Und außer regelmäßigem Kaffeekochen hatte Rhonda bisher nichts Produktives geleistet.
    «Scheiße», knurrte sie in sich hinein und legte dann Papier und Stifte ordentlich zurecht – immer eifrig bei der Arbeit. Und vollkommen überflüssig. Von den Flugblättern, die auf dem Tisch ausgebreitet lagen, blickte ihr Ernie Floruccis Kindergesicht unverwandt entgegen. VERMISSTstand in dicken roten Buchstaben ganz oben auf der Seite. Darunter sah man einen Schnappschuss von Ernestine, der erst vor einer Woche aufgenommen worden war. Sie trug ein geblümtes Trägerkleidchen und saß mit dem Rücken zu einem Plastikplanschbecken auf dem vor Trockenheit gelben Rasen vor dem Haus. Ihr dunkelbraunes, glattes Haar war zu zwei Zöpfen geflochten. Ihr Näschen war mit Sommersprossen übersät, und zwischen den Schneidezähnen klaffte eine schmale Lücke. Sie lächelte in die Kamera mit leicht zusammengekniffenen Augen, als ob sie von der Sonne geblendet würde. Oder als versuchte sie, irgendetwas in der Ferne zu erkennen.
    «Tut mir leid», flüsterte Rhonda der kleinen Ernie zu. Sie legte die Flugblätter zu einem ordentlichen Stapel zusammen und setzte sich dann wieder hin, in der Hoffnung, dass endlich das Telefon läutete.
    «Was hast du gesagt?», fragte Warren und schaute von seinem Notebook auf. Seine Augen – ihre Farbe war ein tiefes, sattes Schokoladenbraun – wirkten ein bisschen traurig. Sie blickten vollkommen aufrichtig, wie die Augen eines Bassets. Rhonda stellte sich vor, dass Warren in Pennsylvania bestimmt an jedem Finger zehn Mädchen hatte.
    «Nichts», antwortete Rhonda und schaute weg. Sie lehnte sich im Stuhl zurück und sah sich um, ob Peter inzwischen wiederaufgetaucht war. Nein. Der war noch immer bei Crowley im Büro.
    Unter den anderen freiwilligen Helfern war das Gerücht aufgekommen, dass Peter die Ehre hätte, Crowleys Hauptverdächtiger zu sein. Dasselbe Gerücht wusste auch zu berichten, die Polizei hätte Laura Lees Volkswagen sichergestelltund auf dem Vordersitz eine von Ernies roten Zopfspangen gefunden. Als Rhonda hinten im Lager neue Stifte holte, hatte sie selbst gehört, wie Crowley Peter fragte, ob er Schlüssel für den VW seiner Schwiegermutter besitze.
    «Ich hatte welche», hatte sie Peter antworten hören. «Aber vor ungefähr einer Woche habe ich meinen Schlüsselbund verloren.»
    Rhonda meinte, den Schlüsselbund vor sich zu sehen: ein halbes Dutzend Schlüssel an einem Schlüsselanhänger, der zugleich ein Flaschenöffner war, und – ausgerechnet – eine kleine weiße Hasenpfote, die angeblich Glück brachte.
    Weil sie nicht beim Lauschen ertappt werden wollte, schnappte sie sich die Packung mit den Stiften und kehrte zum Telefontisch

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