Die Insel und ich
unser Freund die schönsten Schränke daraus gefertigt.
Die Spenglerarbeiten aber schienen zu schlummern. Don rief Mr. Curtis an, einmal, zweimal, dreimal, und jedesmal sagte Mr. Curtis, der Rücken täte ihm weh, er könne deshalb nicht bei Regenwetter arbeiten, er bemühe einstweilen seinen geheimen Einfluß, um die Armaturen zu bekommen, und ob die Straße fertiggepflastert sei, und er würde uns Bescheid geben.
Nach einigen Wochen erschienen eines Abends gegen acht Uhr Mr. Curtis und Frau. Mr. Curtis trug eine helle Polojacke und einen schönen weichen Filzhut. Seine Frau trug blaue Arbeitshosen und eine derbe Jacke. Es war nicht gar zu ungewöhnlich an Orten, wo der Ehemann zur Arbeit in die Stadt fährt und die Frau daheimbleibt, Holz und Muscheln sammelt und so weiter. Doch bei Familie Curtis hatte es einen tieferen Sinn, wie wir bald merkten. Wir boten ihnen etwas zu trinken an, und er nahm bereitwillig an – wegen seines schmerzenden Rückens – und sie lehnte ab, aber etwas sehnsüchtig, wie mir schien. Don legte mehr Holz aufs Feuer, und wir setzten uns gemütlich nieder, um den Fährbootstreik zu besprechen. Zu unserer Überraschung goß Mr. Curtis seinen Drink in einem einzigen Zug hinunter, sprang auf und sagte: «Tut mir leid, Don, aber wir müssen schaffen!» Energisch packte er seine Frau beim Arm, dirigierte sie aus dem Zimmer und drückte ihr eine Picke in die Hand. Wohin er zeigte, dort schlug sie die Wand auf.
Von da an arbeiteten sie ziemlich gleichmäßig weiter. Sie verrichtete alle schwere Arbeit, und Mr. Curtis stand daneben, dirigierte, ohne je den hellen Polorock oder den feinen Filzhut abzulegen, und schraubte höchstens mal ein paar Schräubchen ein.
Diese Weihehandlung vollzog er mit seinen schlanken Fingern auf sehr zierliche Art.
Als die Sache dann geschafft war, mußten wir feiern. Wir hatten zwei Badezimmer, wie großartig! Doch dann behaupteten die Mädchen, wenn sie baden wollten, müßten sie das Wasser durch die Brause einlaufen lassen, da sie die Hähne nicht öffnen könnten.
«Unsinn!» sagte Don und stieg mit seinen großen Schraubenschlüsseln selbstherrlich die Treppe hinauf. Nach einer Minute kam er pudelnaß wieder zum Vorschein und riet mir, den Burschen Curtis anzurufen.
Bei Curtis’ antwortete kein Mensch. Eine Woche lang rief ich jeden Tag an, und nie schien jemand zu Hause zu sein.
Dann, als es einmal morgens goß und wir uns gerade anzogen, um in die Stadt zu fahren, hörte ich plötzlich ein jämmerliches Geschrei aus dem Badezimmer. Ich war vorher fertig gewesen und hatte schnell noch eine Tasse Kaffee getrunken, rannte nun aber nach oben und fand Don auf den Knien unter dem Waschbecken. Mit dem Zeigefinger hielt er ein Loch im Fußboden zu und schrie: «Der Haupthahn! Mach bloß den Haupthahn zu!»
«Was ist denn los?» fragte ich.
Don sagte: «Ich hab mich rasiert, und auf einmal waren meine Schuhe voll Wasser, und dann fiel das Rohr herunter, und ein Wasserstrahl schoß hoch. Zum Glück fand ich das Loch und konnte schnell den Finger hineinstecken, aber jetzt eil dich um Gottes willen und mach den Haupthahn zu!»
«Aber wo ist denn der Haupthahn?» fragte ich.
«Wie zum Kuckuck soll ich das wissen?» schrie Don. «Den hat auch Curtis eingebaut!»
Glücklicherweise sagte Joanie, die die Schule schwänzte, weil sie Halsschmerzen hatte und/oder sich vor einer Geschichtsarbeit drücken wollte: «Ich glaube, der Haupthahn ist unterhalb von unserm Fenster. Ich will schnell mal nachsehen.»
Nach ein paar Minuten kam sie wieder und sagte, sie habe ihn abgestellt. Don nahm den Finger aus dem Loch und stürmte die Treppe hinunter, um Curtis anzurufen. Mrs. Curtis antwortete. Anscheinend sagte sie Don, daß Mr. Curtis Rückenschmerzen habe, denn Don brüllte in den Apparat:
«Wenn ich ihn erst mal hier habe, wird ihm sein Rücken noch viel weher tun!»
Schließlich versprach Mrs. Curtis, daß sie ihn sofort schicken wolle.
Don und ich fuhren in die Stadt, nachdem wir vorher Mutter alles erklärt hatten, die zwar schon einige Zeit bei uns zu Besuch war, aber noch nicht alle Inselfreuden gekostet hatte. Wir erzählten von Mr. Curtis, seinen Rückenschmerzen, seinem Cognac-Bedürfnis, den herausgefallenen Rohren und so weiter. Mutter glaubte, wir übertrieben, aber trotzdem versprach sie, sich um alles zu kümmern. Als wir abends heimkamen, sagte sie:
«Mr. Curtis war hier. Er hinkte ins Haus, stellte sich vor und fragte, ob ich Cognac für ihn hätte.
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