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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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des Hauses, aber nicht allzu nahe.
    Euer Freund Warner.»
    »Wir riefen wieder daheim an. Mutter sagte: «Ein toter Baum ist über den Weg gestürzt und hat dabei etwas Erde gelockert, aber Cleve hat sie schon weggeräumt. Jetzt sieht wirklich der ganze Garten wie ein Reisfeld aus. Warner hat alle Gewächse aus den Felsengärten ausgerupft und fortgeworfen, sogar die seltene Erika aus Schottland. Er hat fast jede Felsritze mit Iris-Halmen bepflanzt.» Heute gedeiht in unserm Garten überall die Sibirische Iris, denn trotz allem hatte Warner Yamamoto eine glückliche Hand. Er hatte auch eine sehr hübsche Frau, die nur wenig Englisch spricht, offensichtlich nie einen Besen in ihren elfenhaften Händen gehalten hat, aber doch im Haushalt helfen wollte, wie mir Warner sagte, nachdem wir wieder da waren und sie anderswo auf der Insel eine Unterkunft gefunden hatten.
    Da es immer viel schwieriger ist, eine weibliche Hilfskraft zu finden – denn die Inselleute sind stolz und betrachten Arbeit im Haushalt als körperliche Arbeit, was ja auch zweifellos stimmt – so nahm ich natürlich das Angebot ohne zu fragen an, mußte aber diverse Fragen von Fumiko beantworten, zum Beispiel:
    «Wieviel Lohn in Stunde? Fensterputzen nicht! Morgens acht anfangen ist recht? Fußboden scheuem sssu schwer, ja? Wenn regnet nicht kommen, gutt? Wenn feine Besuch kommen, Fumiko tanzen, ja? Sie tanzen alt und modern, zwanzig Minuten, gutt?»
    Am ersten Tage schwankte Fumiko mit einem Armvoll japanischer Grammophonplatten und alter Fotografien ins Haus. Mehrere Stunden saßen wir auf der Couch und betrachteten verblaßte Bilder von unbekannten Menschen, die alle gleich aussahen. Hin und wieder pflegte Fumiko «Mama» zu sagen und auf eine winzige Gestalt inmitten einer riesigen Schar winziger Figürchen vor einem Tempel zu deuten. «Mama wunderschön», sagte ich höflich und tippte auf die Gestalt, die ich für Mama hielt. Fumiko kicherte los: «Das Papa!» – «Na gut», sagte ich und stand auf. «jetzt wollen wir lieber anfangen!» – «Mehr Bilder», sagte Fumiko und blätterte schnell um, «hier Brudder!»
    Als wir endlich die Fotografien erledigt hatten, holte sie die Platten hervor. Sie spielte «O herrliches Hiroshima, wenn alle Kirschen blühn» (oder so ähnlich), und führte dazu eine endlose Reihe von winzigen Schritten und eckigen Bewegungen vor. Dann war es Mittag. Während sie zuschaute, deckte ich auf dem Küchentisch ein Gedeck, machte eine Büchse Suppe warm, legte etwas Thunfisch aus der Büchse auf eine Scheibe Weißbrot und öffnete eine Büchse gelbe Pfirsiche. Während sie aß, stahl ich mich aus der Hoftür und ging an den Strand hinunter. Japaner sind für ihre Höflichkeit bekannt, und ich dachte, solange ich im Haus bin, glaubt sie vielleicht, sie müsse mich unterhalten. Gegen zwei Uhr blickte ich vom Strand nach oben und sah, daß alle Wohnzimmerteppiche auf dem Geländer der Veranda hingen. «Das gefällt mir schon eher», sagte ich zu Tudor. Als ich um halb sechs nach oben ging, hingen die Teppiche noch immer auf dem Geländer, die Wohnzimmersessel waren in Reihen arrangiert, als erwarteten wir Billy Graham, der Fußboden war nicht gefegt und das Geschirr nicht abgewaschen worden, und aus dem Badezimmer ertönte das Gesumm einer Stimme: «O herrliches Hiroshima, wenn alle Kirschen blühn.»
    Um halb sieben erschien Warner, um Fumiko abzuholen. Sie war noch im Badezimmer, und die Teppiche hingen noch auf dem Geländer. Er rief sie herunter – auf Japanisch – und sie kam angetrippelt und sammelte die Platten und Fotografien ein. Warner sagte: «Mal rechnen: acht Uhr bis halb sieben – macht zehn Dollar fünfzig und einen Dollar für Herfahrt.»
    Als sie weg waren, ging ich nach oben. Von den Betten war keins gemacht worden, in den Badezimmern lagen zerknüllte Handtücher herum, auf den Spiegeln klebte Zahnpasta, aber die Messinghähne an unserer Badewanne waren so stark poliert worden, daß sie wie echtes Gold blitzten.
    Am Abend setzte ich mich an die Schreibmaschine und tippte eine lange Liste aller Arbeiten, die Fumiko für mich tun sollte. Am andern Morgen gab ich sie Warner und bat ihn, sie Fumiko auf japanisch vorzulesen.
    Er tat es, und die ganze Zeit über kicherte sie wie verrückt. Ich konnte nicht finden, daß es so komisch klingt: «Nimm die Asche aus dem Kamin! Bring die Teppiche ins Haus! Küchenboden wischen und bohnern!» Aber vielleicht gewann es durch die Übersetzung.
    Fumiko arbeitete fünf

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