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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Blitz getroffen worden, sondern begann heftig an den ohnehin bereits locker gewordenen Fesseln und Stöcken zu zerren.
    Noch ein Pfeil, diesmal in den Oberschenkel, und Sichel rollte sich schreiend über den Sand. Domino kroch auf allen vieren weg, ein zweiter Pfeil steckte jetzt in seinem Hinterteil, wackelte neben dem ersten und bot eine noch lächerlichere Karikatur eines Schwanzes. Ich hatte meinen rechten Arm endlich freibekommen, wenn auch der Pfosten noch daran hing, und tastete nach dem Schwert, das jedoch außer Reichweite bei meinen Kleidungsstücken lag.
    » Ich bin hier, Liebes«, sagte jemand in mein Ohr. » Es ist alles vorbei.«
    Seine Stimme war der reine Himmel für mich.
    Ich schloss meine Augen und hörte auf zu kämpfen, hörte auf, Schmerz zu empfinden, hörte auf mit dem verzweifelten Bemühen, mich um mich zu kümmern. Zum ersten Mal in meinem Leben überließ ich mich der Fürsorge eines anderen Menschen.
    Er durchtrennte die Fesseln und zog mich sanft an seine Brust. » Wie schlimm bist du verletzt?«, fragte er, und in seiner Stimme lag all der Schmerz, den er für mich empfand.
    » Ich habe Glück, denn ich … kriege nicht so leicht einen Sonnenbrand. Ich bin etwas … mitgenommen … hier und da … Aber es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.« Oder sich anfühlt. Nicht mehr.
    » Willst du, dass ich diese Kerle verfolge und an die Blutdämonen verfüttere?« Seine Stimme, die jetzt auf kalte Weise nüchtern klang, stellte klar, dass er die Wunden auf meinem Körper gesehen hatte – und wusste, was sie zu bedeuten hatten.
    Ich öffnete die Augen und sah mich um. Domino war verschwunden, aber er konnte nicht weit gekommen sein. Sichel versuchte, sich zu den Seeponys zu schleppen, aber er war schwer verletzt und machte alles in allem keinen sehr gelungenen Abgang.
    » Das wäre … eine Art poetischer Gerechtigkeit, Thor. Aber … nein. Ich glaube, das ist nicht … ganz dein Stil. Du musst das nicht … für mich tun.«
    Er zögerte. » Mein Stil? Nein, das vermutlich nicht … Aber es ist verlockend, Glut, sehr verlockend sogar. Ich würde es tun, wenn es dir helfen würde. Ich würde alles tun.«
    » Töte sie einfach, Thor. Leute wie sie sollten nicht existieren dürfen.«
    Er verließ mich kurz, um Sichel mit meinem Schwert hinzurichten, indem er ihn erst bewusstlos schlug und ihm dann mit unnachgiebiger Wirksamkeit die Kehle durchschnitt. Er wandte der Leiche den Rücken zu, als könnte er nicht ertragen, was er getan hatte; ein scharfer Stich durchfuhr mich, als ich den Ausdruck in seinem Gesicht sah.
    Als er Anstalten machte, Domino zu folgen, hob ich meine Hand, um ihn davon abzuhalten. » Nein, Thor. Lass den anderen gehen.«
    Er konnte seine Erleichterung nicht verbergen, obwohl er es versuchte. Etwas an ihm passte nicht mit dem zusammen, was ich von ihm wusste, aber ich war nicht in der Verfassung, mir in diesem Moment darüber Gedanken zu machen.
    Er kam wieder zu mir, setzte mir eine Trinkhaut an die Lippen und versorgte die Wunden. Dann half er mir beim Anziehen, rieb meine Handgelenke und Knöchel, um die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen. Er berührte mich mit sanfter Fürsorge und verbarg seinen Schmerz.
    » Was ist mit Flamme?«, fragte ich, als ich die Furcht in mir schließlich in Worte fassen konnte.
    » Als ich sie das letzte Mal vor etwa vier Stunden gesehen habe, hat sie noch durchgehalten. Von ihr weiß ich, wo ich dich finden würde. Sie hat sich Sorgen gemacht, weil du heute Morgen nicht zurückgekommen bist, und einen Schwarm Versprengte auf die Suche nach dir geschickt. Einer von ihnen hat dich gesehen und ist zu ihr zurückgeflogen, um es ihr zu sagen. Du weißt von den Vögeln der Dunstigen Inseln, nicht wahr?«
    » Ja«, sagte ich und setzte sprechende Vögel auf die immer länger werdende Liste von Dingen, die er eigentlich nicht wissen sollte und dennoch wusste. » Die Mistkerle des Dunkelmeistes haben auf mich gewartet, Thor. Vor Niamors Haus. Sie wussten, dass ich diejenige war, die Flamme gerettet hat. Ich weiß nicht, wie sie darauf gekommen sind. Und ich weiß auch nicht, wieso sie heute Morgen genau wussten, wo sie mich finden würden.«
    » Wir haben den Schankjungen mit Spuren von Peitschenhieben aus Dunkelmagie gefunden. Könnte das etwas damit zu tun haben?«
    » Scheiße. O ja. Das könnte sogar sehr viel damit zu tun haben. Es ist mein Fehler – ich habe mir von ihm den Weg zu Niamor zeigen lassen. Und er wusste auch, dass Flamme

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