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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Bei der Geburt verlassen. In irgendeiner Gosse zum Sterben liegen gelassen. Auf anderen Inseln schaffen es von zehn Mischlingen nicht mal neun, auch nur erwachsen zu werden; nur die ganz Zähen kommen so weit wie sie und ich. Aus irgendeinem Grund will sie uns auf die Spur von diesem Reyder locken – entweder es ist eine Falle, oder es ist eine falsche Spur. Vielleicht ist er ein Liebhaber, der sie sitzen gelassen hat. Es war klar, dass sie den Namen nicht gleich nach der ersten Runde ausspucken würde. Nicht die hier.« Er grinste mich an und ließ die Blutdämonen, die er in der Hand gehalten hatte, wieder in die Wunden auf meinem Körper fallen.
    Ich trieb im Schmerz dahin, schrie nach allen Menschen, die ich jemals gekannt hatte, wimmerte um Vergebung, rief einen Gott an, an den ich nie geglaubt hatte. Farben kamen, Rot und Orange, brannten in meinen Augäpfeln. Ich wurde zerstückelt, meine Einzelteile lagen in der Sonne, um als Dörrfleisch verkauft zu werden. Ich war wieder fünf und wühlte in den Hintergassen der Nabe nach etwas Essbarem; ich war sechs und widersetzte mich einem älteren Jungen, der es auf mich abgesehen hatte; ich war sieben und kämpfte in einer ungezieferverseuchten Gruft auf einem Friedhof gegen einen Fieberwahn; ich war dreizehn, und mir wurde meine Gebärmutter unwiderruflich versengt; ich war vierzehn und erstach den Mann, der mich auf Bethanie vergewaltigt hatte; nur wenige Tage später verdiente ich mir meine Schiffsfahrt zur Insel Venn, indem ich mit dem stinkenden Kapitän eines Fischerbootes schlief; ich war fünfzehn und verkaufte meine Seele an die Wahrer, um meinen Körper am Leben zu halten …
    Du hattest Recht, Niamor. Das Leben ist Scheiße.
    Flamme, süße Flamme, kannst du noch etwas länger durchhalten …
    Ich muss sterben.
    Niemand kann mit diesem Schmerz leben.
    Unter diesen Bedingungen will ich nicht mehr leben.
    Dieses Wasser tut so gut …
    Ich gebe euch den Namen, tötet mich einfach nur.
    Syr-Wissender Dasrick. (Gott, wie er die Herabstufung hassen würde!) Der Syr-Rat der Wahrer. Sagt dem Dunkelmeister, dass es mich nicht kümmert. (Er wird wahrscheinlich ohnehin nicht an einen Rat glauben, der über Weißbewusstsein verfügt, aber wer weiß.) Tötet mich einfach.
    » Nein, großes Miststück, noch nicht. Wir sind noch nicht fertig.«
    Geliebter …
    Eine Ewigkeit lang nur Schmerz zu erleiden ist eine lange Zeit.
    Lange genug, um sogar bei denjenigen Langeweile hervorzurufen, die es genießen, zuzusehen.
    Sie wurden des Spieles müde, besonders, als ich immer wieder bewusstlos wurde und sie damit ihres Triumphes beraubte und sie zudem immer wieder die Fesseln nachziehen mussten, weil ich mich wehrte. Sie warfen die Blutdämonen weg und quälten mich mit Beschreibungen anderer Foltermethoden, die sie als Nächstes für mich bereithielten, Foltern und Qualen, die so boshaft waren, dass ich mir nicht vorstellen konnte, wie irgendjemand sie ertragen könnte. Was die beiden betraf, bezogen sie die Hälfte ihres Vergnügens aus der Angst ihrer Opfer.
    Ich war mir nicht sicher, ob es noch der gleiche Tag war, aber auf jeden Fall ging die Sonne hinter den Dünen unter. Die angepflockten Seeponys verließen das Wasser und legten sich umschlungen auf den Sand, leckten einander ab und genossen die Ruhe, jetzt, da die größte Hitze nachgelassen hatte. Ihre grünen Körper schimmerten pink in der untergehenden Sonne. Sichel schüttete einen Eimer Salzwasser über mir aus und wusch den Sand und das Blut von meinem Körper. Nach der Hölle der Blutdämonen fühlte sich das Brennen des Salzes in meinen Wunden beinahe angenehm an, hätte ich nicht gewusst, dass es nur das Vorspiel zu weiterem Schmerz war.
    Meine Furcht war berechtigt, aber ich hatte Glück. Es kam nie zu der nächsten Runde, die sie mir zugedacht hatten.
    Domino beugte sich über mich, um meine Fesseln zu überprüfen – und fing sich einen Pfeil im Hintern ein. Der gefiederte Schaft ragte aus ihm heraus wie ein künstlicher Schwanz aus einem künstlichen Tier einer wandernden Schauspielertruppe, aber der Pfeil war echt genug, dass Domino vor Wut und Schmerz aufheulte, auch wenn das Ganze absurd wirkte. Ich sah ihn durch den Nebel meines Schmerzes vornüberklappen, als würde er einen Esel nachahmen, der sich vor den Zuschauern verneigt … Dann ging auch Sichel zu Boden, der noch immer Domino anstarrte; ein Pfeil ragte aus seiner Schulter, und ich lag nicht länger einfach nur passiv da, als wäre ich vom

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