Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
Aussehen und Sitten jedermann befremdeten.
Conradth deBlois hatte am 312. Tag des Jahres, das sich, wie er es ausdrückte, zu neigen begann, und ›zwar vor den Freihändlern zu verneigen begann‹, nur noch zwei Transaktionen zu beenden. Er saß vor einem Ausschnitt der Händler-Aktivitäten, seiner privaten Kurs- und Datentafel und kontrollierte den Stand der Dinge. Jede Kurslinie wies aufwärts. Am vorletzten Tag des Jahres endeten alle Linien. Conradth hatte spekuliert und, wie nicht anders zu erwarten, unaufhörlich gewonnen. Kein einziges virtuelles Aktienbündel, dessen Wert zugenommen hatte, war auf den Namen eines Händlers eingetragen. Da Conradth die Tage kannte, an denen die Firmen krisenfest geworden waren oder Insolvenz anmelden mussten, hatte er die Aktien jeweils zum richtigen Moment verkauft und im Lauf der Zeit beachtliche Summen auf ein Sonderkonto nach Ronrico und auf ein zweites auf der Erde überwiesen.
Conradth arbeitete gleichzeitig an vier Börsen Aikmons und sah den Kursen beim mühsamen Aufstieg zum Gipfel des gemeinsamen Vermögens zu. Augenblicklich herrschte eine Phase der Ruhe auf dem Markt; Conradth tätigte zwei Verkäufe – nicht zum Höchstpreis! – und gab der Bank den Überweisungsauftrag, schrieb eine Notiz für die Buchhaltung und fragte sich wieder einmal, was er und seine Freunde mit den Milliarden von Aikmon anfangen würden. Für den persönlichen Bedarf brauchten sie, wenn überhaupt, nur einen verschwindend kleinen Bruchteil dieser Summen; keiner von ihnen besaß prächtige Wohnungen, erlesene Kleidung, wertvolle Einrichtungsgegenstände oder gab sich kostspieligen Lastern hin. Jeden Monat wurden Gehälter und Prämien mit elektronischer Pünktlichkeit auf die Konten der Piloten und Sekretärinnen überwiesen, einige Schiffe waren verkauft und einige Neubauten in Auftrag gegeben worden.
Die Steuerbehörden Aikmons waren ebenfalls gewissenhaft bedient worden; keiner der Händler riskierte den geringsten Zwischenfall – abgesehen davon, dass ihnen Einkommensteuer-Befreiung zugesichert worden war. Conradth sehnte sich nach der Zeit, in der zehn Händlerschiffe nebeneinander auf dem Raumhafen geparkt worden waren und die Händler samt Piloten und Sekretärinnen darin wohnten. Jetzt schlief Conradth in seinem Büro, einige Freunde nächtigten im GRAND COSMOS, und Karasingh Gargir war entweder auf Cockaigne oder ebenso in den Tiefen des Alls unterwegs wie Don Spitfire.
Conradth lachte sarkastisch. »Es ist grotesk. Aber selbst das Geldverdienen kann zur Arbeit ausarten. Wohin sind die Tage, als ich auf Buccaneer meinen Körper trainierte? Mein Gewicht steigt schneller als mein Konto!«
Er überdachte noch einmal alle Transaktionen dieses langen Tages, rechnete überschlägig den Tagesgewinn aus und zog sich dann in den privaten Teil des Büros zurück, um sich einige Sendungen aus Siccines TriâViso-Produktion anzusehen.
9. Kapitel
Weitere Versuche, Milliarden zu verdienen, ohne zu schuften.
Es war die dreizehnte Firma, die Davyd Pompeo ral Roborgh gegründet hatte: AndroPlus . Pompeo stand auf einer Montageplattform, die zwischen den Säulen und Felswänden einer subplanetaren Halle zu den Öffnungen der Be- und Entlüftung schwebte. Auch diese Halle war eine Hinterlassenschaft der verschwundenen Urbevölkerung und lag kühl, sicher und unzerstört etwa hundert Meter unter Aikmons Oberfläche. In der Halle war ein kleines Werk errichtet worden; eine Konstruktion aus Trägern, Tafeln und verschiedenfarbenem Glas. Kabel, Leitungen, arbeitende Roboter und einige Dutzend große Container füllten die Büros, Laboratorien und Produktionsräume. Ein Dutzend Wissenschaftler richteten emsig ihre Arbeitsstellen ein.
»Das sieht noch alles etwas gespenstisch aus, Pompeo«, meinte Anson Nadoor und sah zu, wie ein weiblich aussehender Robot aus einer Transportkiste freigelegt wurde. Im gleichen Augenblick lief leise summend die mächtige Entlüftungsturbine an. »Deine letzte Gründung?«
»Noch zwei Gründungen«, antwortete Pompeo. »AndroPlus ist davon die interessanteste. Und – keine der fünfzehn Firmen trägt meinen Namen. Lauter Strohmänner von Buccaneer, der Erde und Kobenah. Erkundige dich bei Siccine. Wir streuen unser Geld so, dass eine Krise uns nur beschädigen, aber nicht vernichten könnte.«
»Hoffentlich!« Nadoor sagte sich, dass Pompeo nicht mehr viel Zeit blieb, wichtige Vorhaben bis zu jenem Punkt voranzutreiben, an dem sie wirklich
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