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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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christlichen Lehre nicht zu erfassen vermögen. Und diese hier ist ohnehin ein bisschen einfältig, wie Ihr an ihrem Gewand erkennen könnt.«
    Katherine fiel die Kinnlade herunter und die Augen quollen ihr aus den Höhlen. Sie war unfähig, auch nur den kleinsten Laut von sich zu geben.
    »In der Tat«, stimmte ihm der alte Mönch zu, der nun ruhiger klang.
    »Vielleicht sollten wir sie lieber ganz aus der Kathedrale schaffen, solange diese heilige Zeremonie vonstattengeht«, schlug Alex vor. »Bitte vergebt uns, wenn wir Euch gestört haben.«
    Ohne Katherine loszulassen, machte er eine tiefe Verbeugung und verschwand mit Rückwärtsschritten zur Seite weg.
    Wahrscheinlich war es das Klügste, ihm zu folgen, beschloss Jonas. Er packte Chip am Arm, für den Fall, dass dieser dort weitermachen wollte, wo Katherine aufgehört hatte. Doch Chip folgte ihm wie betäubt.
    Vor ihnen rang Katherine mit Alex, der sie in den Schatten zog.
    »Los, komm«, murmelte er. »Zum Streiten ist später noch Zeit. Hier ist es nicht sicher.«
    Jonas ging schneller.
    Er warf einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob ihnen die Mönche folgten, doch diese wurden bereits von einer neuen Schar Ordensbrüder umringt, die über die gleiche Treppe heraufgekommen waren wie sie. Der Mann, dessen Stimme er schon einmal gehört hatte, rief: »Geht fürbass! Man erwartet, dass wir unsere Plätze einnehmen.«
    Alex rannte förmlich, jetzt, wo er außer Sicht war. Jonas konnte ihm in der Dunkelheit kaum folgen.
    »Warte auf uns!«, zischte er. »Wo willst du überhaupt hin?«
    »Ich weiß, wo wir sind«, erwiderte Alex flüsternd. »Ich kenne diesen Teil der Kathedrale. Hier habe ich früher manchmal gespielt. Ich weiß eine Krypta, in der wir uns verstecken können, bis die Menge abzieht.«
    Eine Krypta. Toll. Das hörte sich ja wunderbar an.

Zwanzig
    Die Krypta war nichts anderes als ein dunkler Raum voller Säulen, tief in den Eingeweiden der Kirche. Entgegen seiner Befürchtung sah Jonas weder Knochen noch Leichname herumliegen. Wahrscheinlich waren die Leichen hinter den Steinplatten an den Wänden verstaut, aber er wollte lieber nicht danach fragen.
    Außerdem wäre er sowieso nicht zu Wort gekommen. Katherine, die sich nun nicht mehr vor den Mönchen zusammennehmen musste, war kurz davor, Alex anzubrüllen.
    »Wie kannst du es wagen!«, tobte sie. »Mich als einfältig zu bezeichnen? Und es damit zu begründen, dass ich ein ›Weibsbild‹ bin – pah! Schon das Wort ist so was von sexistisch!«
    »Beruhige dich, Katherine«, sagte Alex erstaunlich gelassen für jemanden, dem gerade gehörig der Kopf gewaschen wurde. »Ich halte weder dich noch Mädchen generell für einfältig. Aber es war das Einzige, was mir einfiel, um sie davon abzuhalten, uns als Ketzer aufzuhängen. Ich wusste, dass die Mönche dassowieso glauben. Sie halten Frauen nun mal für dumm.«
    »Und du meinst, das rechtfertigt die Sache?«, schimpfte Katherine weiter. »Du findest es richtig, ein Stereotyp zu perpetuieren, wenn die Leute, bei denen du es perpetuierst, sowieso Idioten sind?«
    Boah, »ein Stereotyp perpetuieren«?, Katherine war wirklich stinksauer.
    »Es tut mir leid, ja?«, sagte Alex flehend. »Ich kann nichts dafür, dass 1483 kein besonders guter Zeitpunkt war, um eine Frau zu sein. Genau genommen halten diese Mönche Mädchen nicht mal für echte Menschen. Damals hielten Männer Frauen eher für … äh …« Er brach ab.
    »Na, was?«, wollte Katherine wissen.
    »Äh … für Zuchttiere«, erklärte Alex entschuldigend.
    Katherine trat gegen eine der Wandtafeln.
    »Ich will
schnellstens
von hier weg«, sagte sie. »Ich bringe mein Leben nicht in diesem gottverlassenen Zeitalter zu. Und lasst euch ja nicht einfallen, mich zu belehren. Das hier ist sehr wohl eine gottverlassene Zeit, wenn sie Frauen wie Zuchttiere behandeln.«
    Wieder trat sie gegen die Wand.
    »Männer haben es zu dieser Zeit auch nicht gerade leicht«, wandte Chip kleinlaut ein. »Gestern Nacht hat jemand versucht, Alex und mich umzubringen, falls du das vergessen hast. Mein eigener Onkel hat michum die Krone gebracht. Und es hört sich an, als wollte ihm das Volk das durchgehen lassen.«
    Schwach und von sehr weit oben vernahmen sie den Jubel der Menge. Entweder hatte man Richard III. gerade die Krone aufs Haupt gesetzt oder er war vor seine Untertanen getreten oder …
    Im Grunde war es einerlei. Auf jeden Fall war Chip nicht länger König.
    Ebenso wütend wie Katherine trat er

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