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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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bitte vorsichtig, ja?«
    »Aye, aye, Captain«, sagte Katherine und verdrehte die Augen.
    »Seid ihr
sicher
, dass ihr das wirklich tun wollt?«, fragte HK zögernd, die Finger schon über dem Definator.
    Jonas nickte so heftig, dass seine Rüstung schepperte.
    »Nun schick uns schon los!«, verlangte Katherine. »Jetzt!«
    Vor Jonas’ Augen verschwand alles.
    Ins fünfzehnte Jahrhundert zurückzureisen war diesmal nicht ganz so beängstigend. Wieder kam das Nichts – ja, ja, kennen wir schon – und dann tief unten die fernen Lichter, die immer näherrückten. Wieder hatte Jonas das Gefühl, als würde beim Wiedereintritt in die Zeit sein ganzer Körper auseinandergerissen.Vielleicht schützte ihn diesmal die Rüstung; vielleicht lag es auch daran, dass er schon einmal im fünfzehnten Jahrhundert gewesen war, jedenfalls fühlte er sich bei der Landung nicht ganz so elend und orientierungslos.
    Dunkelheit? Ja.
    Schwirrender Kopf? Eigentlich nicht.
    Revoltierender Magen? Nein. Wenn überhaupt, fühlte es sich eher an, als wäre sein Magen soeben aufgewacht und brüllte aus Leibeskräften: FÜTTERE MICH!
    Er hatte ganz vergessen, wie hungrig er das Jahr 1483 verlassen hatte. Sein Magen fühlte sich fast an, als hätte er zwei komplette Jahre ohne Nahrung verlebt.
    »Katherine?«, flüsterte er. »Wie steht’s mit deiner Zeitkrankheit?«
    »Es ist …«, sie zögerte, »nicht so schlimm. Überhaupt nicht schlimm.« Sie klang überrascht.
    »Gut«, flüsterte Jonas zurück. »Ich mache mich auf die Suche nach etwas Essbarem.«
    Er rappelte sich auf und schwankte dabei nur leicht.
    »Jonas!«, flüsterte Katherine. »Bist du verrückt?«
    Jonas zuckte die Achseln, was nicht einfach war, wenn man in einer Rüstung steckte und unter – wenn auch nur milden – Symptomen der Zeitkrankheit litt.
    »Die Schlacht fängt erst im Morgengrauen an, das weißt du doch«, sagte er.
    HK hatte sie frühzeitig zurückgeschickt, damit sie genügend Zeit hatten, sich umzustellen, falls die Zeitkrankheit ihnen sehr zu schaffen machen sollte. Außerdem hatte die Schlacht, deren Zeugen sie bald werden sollten, der Geschichte schon immer Rätsel aufgegeben, daher war sie im Laufe der Jahre von unzähligen Zeitreisenden beobachtet worden. Das erschwerte das Ein- und Ausreisen während der Schlacht, weil man immer Gefahr lief, jemand aus einer anderen Zeit zu begegnen, jemand, der ebenso fehl am Platz war wie man selbst.
    »HK hat gesagt, dass wir uns verstecken sollen«, erinnerte ihn Katherine. »Das ist am sichersten.«
    »Ich kann mich nicht verstecken, wenn ich am Verhungern bin«, erklärte Jonas. »Dann knurrt mir der Magen.«
    Er wartete förmlich darauf, auch HK schimpfen zu hören, doch diesmal hatten sie den Definator nicht mitgebracht. Es wäre zu gefährlich gewesen, ein potenzieller Anachronismus. Die Hälfte der Zukunftsberechnungen, bei denen sie den Definator mitnahmen, zeigte, dass dies im sechzehnten Jahrhundert zu einer seltsamen Welle von Ereignissen führen würde, bei denen englische Bauern einfach unsichtbar wurden. Das wiederum brachte die ganze Reformationsbewegung durcheinander, veränderte den Ausgang Dutzender Hexenprozesse und, am merkwürdigsten von allem, es führte dazu, dass zu Beginn des siebzehntenJahrhunderts ein unsichtbares Schiff gegen die Küste von Massachusetts prallte.
    Also kein Definator. Das wiederum bedeutete, dass Jonas und Katherine »Übersetzungsspritzen« benötigten, eine Art Impfung gegen die Verständnisprobleme, die sie ansonsten mit dem Mittelenglischen gehabt hätten. (Jonas wünschte, es gäbe diese Möglichkeit auch im einundzwanzigsten Jahrhundert. Es würde ihm den Spanischunterricht gewaltig erleichtern.) Den Definator nicht dabeizuhaben, bedeutete allerdings auch, dass sie keine Möglichkeit hatten, mit HK oder sonst jemandem außerhalb des Jahres 1485 zu kommunizieren.
    Im Moment war das von Vorteil.
    »Hör mal«, sagte Jonas. »Es ist mitten in der Nacht. Alle anderen schlafen. Wir sind bereits unsichtbar – und in einem Zelt. Niemand wird je davon erfahren, wenn ich ein bisschen herumschleiche und nach etwas Essbarem suche.«
    »Also gut«, sagte Katherine. »Ich habe auch Hunger.«
    Sie richtete sich zaghaft auf. Durch die Rüstung spürte Jonas einen Ruck am Arm, als müsse sie sich beim Aufstehen festhalten. Es war wie früher in der Grundschule, als Katherine bei allem dabei sein wollte, was Jonas tat. Mit leisem Scheppern stießen ihre Rüstungen

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