Die Intrige
dass er sich geirrt hatte, und hob resignierend die Hände. »Wenn wir einfach einmarschieren und die Aramovs angreifen könnten, hätten wir es wahrscheinlich schon längst getan.«
»Genau«, bestätigte Ted. »Und wir dürfen nicht vergessen, dass Dan, wenn wir die Sache richtig anpacken, ein wertvoller Informant innerhalb des Aramov-Clans werden kann. Vielleicht ist er kein Familienmitglied wie Ethan, aber ich denke, dass er mit Leonid Aramovs Alltagsgeschäften mehr zu tun hat als Ethan.«
»Also was machen wir jetzt?«, wollte Ning wissen.
Ted dachte einen Augenblick nach.
»Amy kann hier in Bischkek als Dans Kontaktperson bleiben. Ich bleibe bei ihr, bis mit unseren Plänen und unserer Ausrüstung wieder alles auf Reihe ist. Kazakov, Sie können mit Ning und unserem kleinen verwundeten Soldaten da drauÃen im Wohnzimmer zum Campus zurück.«
»Klingt logisch«, stimmte Kazakov zu.
Ted sah auf die Uhr.
»Die Aramovs haben überall Augen, daher ist es nach dem Vorfall von gestern Abend am besten, wenn Ryan und Kazakov so schnell wie möglich verschwinden. Wir wollen lieber keinen Linienflug nehmen, ich werde einen Jet chartern, mit dem ihr nach Dubai fliegt, und von dort aus könnt ihr normal nach England zurückkehren.«
»Ich auch?«, fragte Ning.
Ted nickte.
»Dan war nicht der Einzige von Leonids Knaben, den du gesehen hast, als du mit deiner Stiefmutter hier warst«, erinnerte er sie. »Amy und ich kümmern uns schon um Dan, jetzt, wo du ihn für uns gefunden und den Kontakt hergestellt hast.«
»Wie lange brauchen Sie für den Jet?«, fragte Kazakov.
»Die Transportabteilung der CIA sollte Flugzeuge in Afghanistan bereitstehen haben«, meinte Ted. »Ich denke, es wird vier bis fünf Stunden dauern, also packt jetzt eure Sachen, und dann könnt ihr noch ein wenig schlafen.«
»Dan kann äuÃerst wertvoll für uns sein, Ning«, fügte Amy hinzu. »Wenn er zu einem guten Informanten wird, spricht das sehr zu deinen Gunsten.«
»Vielleicht gibt es sogar ein dunkelblaues T-Shirt«, neckte Kazakov.
Ning lächelte über das Kompliment. Der Gedanke, so bald nach ihrer Grundausbildung befördert zu werden, gefiel ihr.
»Aber versucht mal, Dan nicht umbringen zu lassen«, sagte sie zu Amy. »Er hat sich gegen seine eigenen Leute gewendet, um mir das Leben zu retten, deshalb mag ich den Knaben.«
*
Der Boden sah hart aus und Ethan war noch nie aus so groÃer Höhe gesprungen. Das Komische war nur, dass er keine Angst hatte, Prügel zu bekommen oder zu sterben. Was er nicht ertragen konnte, war der Gedanke daran, wieder tagelang in diesem Käfig zu sitzen, ohne eine Beschäftigung zu haben.
Michael griff aus dem Fenster und berührte mit den Fingerspitzen noch das Uni-Sweatshirt, aber Ethan warf sich hinaus und stürzte oder fiel eine gefühlte Stunde lang nach unten. Seine Beine gaben nach, als er aufschlug. Ein stechender Schmerz fuhr ihm in die Oberschenkel, und als er sein rechtes Bein zu bewegen versuchte, knickte es unwillkürlich weg.
Er war direkt an den Hinterrädern des Toyota gelandet. Auf dem Fahrersitz saà ein Kerl und der gröÃte von Kessies Schlägern kam gerade die Treppe von Aminas Wohnung herunter. Er war so riesig, dass er sich in dem engen Gang seitlich drehen musste und die fitteren Männer hinter sich aufhielt.
Ethan kroch ein paar Meter, bevor er wieder Gefühl in seinem Bein hatte. An einem Stapel Kisten vor einem Laden zog er sich hoch und begann mit fast lahmem rechtem Bein zu laufen. Jemand gab einen Warnschuss in die Luft ab, aber Ethan wusste, dass Kessie ihn lebend haben wollte, und lief einfach weiter.
Der Toyota hatte den Motor angelassen und ein paar der Kerle waren endlich an dem Dicken vorbeigekommen und auf der StraÃe. Sie schrien dem Fahrer zu, der den Rückwärtsgang einlegte und auf Ethan zielte. Ethan hörte den Pick-up kommen und stellte fest, dass der Fahrer entweder nicht wusste, was er tat, oder dass es Kessie eigentlich egal war, ob er lebendig zurückgebracht wurde oder nicht. Sein rechtes Bein schmerzte höllisch, aber der Schock des auf ihn zu rasenden Autos lieà den Schmerz nebensächlich erscheinen, und er rannte richtig los.
Der Toyota war knapp zehn Meter hinter ihm, daher wandte sich Ethan von der StraÃe ab und bog in eine Gasse zwischen zwei Gebäuden ein.
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